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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
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Mannigfaltigkeit und Entwicklung.
    Also fand im Inneren des Ringes die Korrektur der fehlgelaufenen Entwicklung statt?
    Nicht ganz. Korrektur schon, ja. Aber nicht Korrektur der fehlgelaufenen natürlichen Evolution, sondern der Versuch einer Rückkehr zu vernunftgemäßen Bedingungen.
    Rückkehr?
    Nein, nicht ganz; die Wiederherstellung ehemaliger Zustände ist kein erstrebenswertes Ziel. Wenn schon Rückkehr, dann auf einer höheren Ebene.
    Und weshalb Rückkehr oder Korrektur überhaupt?
    Auf Procyon 4 war Schlimmes geschehen. Vor fast dreihundert Jahren hatte es begonnen. Von den meisten Bewohnern unbemerkt zuerst. Das Zauberwort hieß: Optimierung. Man ging vorsichtig und bereichsweise vor. Zuerst wurden die Pflanzen nach und nach auf parthenogenetische Vermehrung umgestellt. Aus einem, wie es schien, durchaus akzeptablen Grund. Man erklärte, die in langen Jahren herausgezüchteten Eigenschaften nicht wieder verfallen lassen zu wollen, ein Ziel, das ja tatsächlich durch ungeschlechtliche Vermehrung am ehesten zu erreichen ist. Danach nahm man die Tiere in Angriff, züchtete sie einem festgelegten Ideal entsprechend und fixierte sie auf dem vermeintlichen Optimum ebenfalls mit Hilfe der Parthenogenese. Und schließlich kamen die Menschen dieser Welt an die Reihe.
    Die Procyonen auch?
    Ja, bei ihnen legte man ebenfalls das Ideal fest und ging zur Parthenogenese über.
    Mittels Zwang?
    Nein, nicht unbedingt. Zwang war nicht notwendig. Nachdem das Problem der parthenogenetischen Zeugung gelöst war, züchtete man Viren, die das männliche Geschlechtschromosom desorientierten, und sorgte für deren Verbreitung. Es gab also keine andere Möglichkeit als die Jungfernzeugung mehr.
    Das war Zwang!
    Mag sein. Aber da sich die Methode zu bewähren schien, nahm kaum jemand Anstoß daran. Wer sollte etwas dagegen haben, daß die Menschen dieser Welt schön, zufrieden und glücklich waren? Vielleicht, weil sie es zu jenem Zeitpunkt schon nicht mehr besser wußten. Jedenfalls gab es keinen Streit mehr, keine Zwietracht. Aber eben auch keine Evolution.
    Evolution bedarf der Widersprüche und der Gegensätze!
    Unsere Vorfahren hielten die Periode der Widersprüche für endgültig überwunden. Die Zivilisation auf Procyon 4 hätte, so meinten sie, ihre höchste Blüte erreicht, und deshalb setzten sie sich das Ziel, diese Phase der Entwicklung mit allen Mitteln zu konservieren.
    Und was dabei herauskam, das waren die blauen Neutren!
    Nein, diese noch nicht. Es waren blaue Neutren, gewiß, aber sie waren kaum anders als wir. Nur waren sie eben viel zufriedener. Denn ihre Welt war sehr schön und sehr harmonisch. Sie hatten Maschinen, die alle Arbeit verrichteten, die für ausreichende Ernährung sorgten, sie hatten die Tiere als Gespielen, und die Pflanzen vermehrten sich anfangs besser als je zuvor.
    Ein Paradies also?
    Mag sein, daß es das wirklich war. Zweihundert Jahre lang vielleicht. Aber wohl auch nur dem äußeren Anschein nach. Denn im Schoß des Alten wuchs eine entsetzliche Veränderung heran. Man muß schon tief blicken können, um derartiges wahrzunehmen. Aber damals gab es nur noch wenige, die sich das Wissen um die inneren Zusammenhänge der Entwicklung bewahrt hatten. So wurden die ersten sichtbaren Zeichen von den meisten als unwesentliche Ausfallerscheinungen gedeutet.
    Destabilisierung durch Stagnation?
    So könnte man es wohl nennen. In jener Zeit traten Seltsamkeiten auf, die sich bald zu häufen begannen. Pflanzenarten starben manchmal innerhalb weniger Jahre aus. Und die Vielfalt schrumpfte, je länger die Zeit der Stabilität, die man bald die Zeit der Stagnation zu nennen begann, anhielt. Später tauchten dann immer öfter Tiere auf, die sich, bis dahin von durchaus friedlicher Natur, beinahe über Nacht in reißende Bestien verwandelt hatten. Es kam die Zeit, zu der sich niemand mehr in die Wälder wagen konnte. Das Paradies war endgültig verlorengegangen.
    Durch die fliegenden Echsen?
    Auch durch die fliegenden Echsen: Vor allem aber durch Arten, die wir heute nicht mehr kennen, die ausgerottet werden mußten, weil sie zu einer akuten Gefahr für unsere Vorfahren geworden waren. Man hatte längst verlernt, sich zur Wehr zu setzen. Später schuf man dann spezielle Kommandos, deren Aufgabe ausschließlich im Töten bestand. Es muß eine furchtbare Zeit gewesen sein.
    Kann es sein, daß wir einem solchen Kommando begegnet sind?
    Nein, es gibt sie heute nicht mehr.
    Wir haben aber gesehen, wie man Tiere
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