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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
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nicht verstummt. Und als sich der Untergang abzuzeichnen begann, erhoben sie sich mit neuer Kraft. Überall in unserer Welt bildeten sich Zentren, in denen man es sich zur Aufgabe machte, die Parthenogenese abzuschaffen und zur natürlichen Form der Zeugung zurückzukehren.
    Aber die Viren? Waren sie nicht über euren ganzen Planeten verbreitet?
    Man erfand Mittel, die alles Lebende vernichteten, und damit auch jeden Virenträger. Maschinen, ähnlich diesem Eliminatorring, schützten die Zentren.
    Und woher nahm man die Männer und Frauen? Heißt das, daß die Umstellung lückenhaft gewesen ist?
    Nein! Die Umstellung war vollzogen, absolut. Die Viren ließen keine Lücke. Aber hin und wieder, auch heute noch, werden von den Neutren Kinder geboren, deren Geschlecht eindeutig determiniert ist, wenige zwar, vor allem sehr wenige Knaben, während Mädchen häufiger auftreten. Vielleicht sind die Knaben mutativ verändert, vielleicht haben sich jedoch genetische Rudimente aus früherer Zeit erhalten und werden durch eine zufällige Kombination wirksam.
    Früher hatte das niemand beachtet, es geschah, und die Viren verrichteten ihren Dienst. Nun aber entstanden in vielen dieser langsam verfallenden Siedlungen Populationen, die sich dieser Kinder annahmen, die sie schützten, sorgsam aufzogen und ihnen an Wissen vermittelten, was man über die Zeiten gerettet hatte. Es gab Hunderte von kleinen und kleinsten Zentren.
    Heute haben wir noch zweiunddreißig, aber sie sind so mächtig geworden, daß sie nicht mehr gefährdet werden können.
    Jemand ist also gegen diese Zentren vorgegangen.
    Nein! Niemand hat sie in dem Sinn, in dem du das meinst, angegriffen. Nur die Viren existierten und wehrten sich allein durch ihre Anwesenheit gegen das Neue. Das Furchtbarste, was einer Zivilisation geschehen kann, ist daß sie ihrer eigenen Mittel nicht mehr Herr wird, daß sich die Kräfte, die sie schuf, gegen sie selbst kehren. Wir wissen nicht, wie oft Viren die Abschirmung eines Zentrums durchbrachen, wie oft verseuchte Warane oder Flugechsen trotz aller Sicherungsmaßnahmen in die Nähe eines Ortes gelangten, wie oft jemand, der seinen Ring ungeschützt verließ, selbst zum Virenträger wurde, aber wir wissen, daß jedes dieser Ereignisse eines der Zentren auslöschte. Nicht unverzüglich, nein, die Viren arbeiteten langsam, doch irgendwann waren eben alle männlichen Bewohner des betreffenden Ortes zeugungsunfähig. Und das galt nicht nur für Menschen, das galt auch für Pflanzen und Tiere.
    Nun aber ist die Zeit angebrochen, in der sich die ersten Großringe bald berühren werden, in wenigen Tagen wird die Kunde kommen, daß es endlich zum erstenmal geschehen ist, in wenigen Tagen werden sich die zwei größten Zentren vereinigen. Wir werden den Sieg über die Viren zusammen mit euch, unseren neuen Freunden, feiern können.
    Ihr seid also sicher, daß die Zivilisation auf Procyon vier überleben wird?
    Ganz sicher wird sie das. Wir werden leben, weil es für uns nichts Wertvolleres als das Leben gibt, weil wir leben wollen. Eine Evolution, die…
    Plötzlich brachen die Schwingungen ab. Totale Stille herrschte, eine Ruhe, als wäre die Atmosphäre selbst von einer Sekunde auf die andere zu Glas erstarrt. Kein Lüftchen regte sich, kein Wort war zu hören, kein Gedanke zu spüren. Die Welt hielt den Atem an, eine Sekunde lang, zwei Sekunden, drei…
    Dann glitt zögernd die erste Welle heran, kaum merklich, flach wie das Atmen des Meeres an einem windstillen Sommerabend. »Sie kommen! Sie kommen!«
    Und absolute Stille abermals.
    Das Schiff kam direkt aus der gelben Sonne. Zuerst nur ein winziger, dunkler Fleck im sattwarmen Gelb, vergrößerte es sich schnell, einen Moment lang sah die Sonne aus wie ein gelbes Zyklopenauge, dessen Pupille sich zornig weitete, dann überschwemmte der Schatten den hellen Glanz, löschte ihn aus und griff auf den weißen Zwerg über, der Vorgang erinnerte an eine Sonnenfinsternis. Dämmerung fiel über das Land.
    Und wieder kam eine der Wellen, zögernd, undeutlich: sich langsam verdichtende Sorge, die sich auf Wesen wie Vamos Yahiro orientierte.
    Maara hörte die schweren Tritte des Multihom hinter sich, dann Stille und gleich darauf Worte, mühsam akzentuiert mit grollender Stimme: »Eure Angst ist gegenstandslos, Procyonen. Mit diesem Schiff werden nur Menschen zu euch kommen, richtige Menschen, nicht solche…« Yahiros Stimme war leiser und leiser geworden, schließlich brach sie ganz ab, und die
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