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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
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war nicht zuletzt dem Umstand zuzuschreiben, daß sie Menschen der anderen Seite kennengelernt hatte, Stor und Toria und Vanda und vor allem Peter. Ja, Peter vor allem. Aber eben auch Vamos Yahiro, der sie beeindruckt hatte. Und dann war da die Ankündigung des Transgressors. Das alles schuf in ihr eine ihr bis jetzt unbekannte Kraft, die sie mit der Erde verband.
    So wie sich ihre Gedanken an die ferne Erde noch vor wenigen Tagen mit den Vorstellungen von einem gewaltigen Vernichtungspotential, von Virussprühern, Gendestruktoren und Protonenwerfern verbunden hatten, so dachte sie jetzt vielmehr an jene Menschen und Völker, die sich gegen die Vervollkommnung von Waffen und gegen die Erhöhung von deren Anzahl wandten. Bereits Jahre vor dem Start der Känguruh 2 hatten solche Einsichten Kräfte geweckt, die Regierungen zu stürzen und Allianzen aufzulösen vermochten.
    Maara dachte daran, wie die Ausrüstung von im Orbit kreisenden Festungen mit Gendestruktoren dadurch verhindert worden war, daß sich Millionen ihrer Landsleute spontan einem Vorschlag der Gegenseite anschlossen. Ein Kongreß, bezeichnenderweise unter dem Thema »Sauberer Weltraum« einberufen, sollte sich ursprünglich nur mit der Begrenzung der im erdnahen Kosmos stationierten Waffen beschäftigen, legte dann aber unter dem Druck der Öffentlichkeit ein Programm fest, das deren stufenweisen Abbau bis zur Größe Null zum Inhalt hatte und genetische Waffen ganz verbot. Auch wenn sich die Durchführung solcher Festlegungen in der Praxis nur schwer kontrollieren ließ, so war es doch schon ein Erfolg, daß sie überhaupt zustande gekommen waren.
    Da hatte sich also eine Kraft etabliert, die immer häufiger den direkten anstelle des parlamentarischen Weges beschritt. Diese neue Form der Meinungsäußerung, die stetig wachsende Zahl ihrer Anhänger, der unbedingte Wille zu friedlichen Lösungen auf der anderen Seite und der Umstand, daß man dort über gleichwertige Waffensysteme verfügte, das alles schuf im Verlauf einiger Jahre veränderte Verhältnisse, was die moralische Bewertung bewaffneter Auseinandersetzungen anbetraf. Entscheidend war wohl auch die Tatsache, daß sich diese Kraft jeder militanten Aktion enthielt.
    Das war es, was ihr Hoffnung gab, dieser in den Menschen herangereifte Wille zum Überleben.
     
    Die Procyonen kamen, als das rötliche Glühen die Basis der Stadt erreichte. Der Servator schaltete das Schutzfeld ab. Die beiden fremden Fahrzeuge umrundeten das Schiff in so geringem Abstand, daß sie fast die Teleskopstützen streiften. Sie sahen aus wie zwei gelbe Käfer, die sich tief unten um die Prallschilder jagten.
    Danach entfernten sie sich wieder vom Schiff, wobei sie sich, anfangs auf Parallelkurs fahrend, dem Ringdamm näherten. Etwa auf halbem Weg begann sich der Abstand zwischen ihnen mehr und mehr zu vergrößern, bis er, als sie schließlich den Fuß des Dammes erreicht hatten, mehr als einhundert Meter betrug. Sie waren nur noch zwei formlose gelbe Flecken vor einer schwarzen Mauer.
    »Sie warten auf uns«, sagte Peter, und sie zweifelte nicht daran, daß es war, wie er sagte. »Laßt uns gehen!«
    Während sie aufstanden und zu Helmen und Skaphandern griffen, wandte er sich an Yahiro, der noch immer bewegungslos in seiner Haltevorrichtung stand: »Wir sollten alle zu ihnen gehen, Vamos. Es ist nicht notwendig, daß jemand von uns im Schiff…«
    »Geht nur!« murmelte Yahiro. Er bewegte den Kopf nicht um einen Millimeter, starrte weiter auf die Wand und stand reglos, als gäbe es kein Leben mehr in ihm.
    »Komm mit, Vamos!« Peters Worte klangen nicht wie ein Befehl, sondern wie eine Bitte.
    Und Yahiro wiederholte: »Geht nur!«
    Da hob Peter resignierend die Schultern und verließ die Zentrale. Maara ging neben ihm her zur Schleuse, und während des ganzen Weges hatte sie das Gefühl, daß er auf eine Bemerkung von ihr wartete. Doch was sollte sie ihm sagen angesichts der Tatsache, daß die Weigerung Yahiros einen ganzen Komplex neuer Verwicklungen in den Bereich des Möglichen rückte.
    Von der Schleuse aus blockierte Peter das gesamte Antriebssystem des Schiffes, indem er dem Servator befahl, Aktivitäten in diesem Bereich nur auf ausdrückliche Weisung des Kommandanten auszulösen.
    Erst im Lift wurde Maara sich der fatalen Übereinstimmung mit der letzten Anordnung des Kommandanten der Känguruh 1 bewußt, es gab lediglich einen, vielleicht den gravierenden Unterschied: Peters Befehl betraf ausschließlich die
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