Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
unvermittelt überfielen, neu und ungewohnt, weil sie sich an ihn selbst richteten, und auf die er nur vage oder überhaupt keine Antworten hatte.
    Und dann stand er ihr gegenüber. Als er sich umwandte, hatte sie sich erhoben. Ihre grauen Augen sahen ihn an, und etwas, was ihm den Atem benahm, begann ihn auszufüllen. Er wußte, daß er jetzt außerstande war, ihr zu sagen, was er sich vorgenommen hatte, alles würde schal und abgeschmackt klingen angesichts ihrer Augen. So stand er wie festgeschraubt, den schweren Helm unter dem Arm.
    Es war Maara, die den Bann löste, die in der ihr eigenen, geradlinigen Art genau das tat, was sie als richtig und erforderlich empfand. Sie sagte: »Peter« und trat einen Schritt auf ihn zu. Sein Helm polterte zu Boden, als er die Arme ausbreitete.
    Es gab zwischen ihnen eigentlich nichts mehr zu sagen: ein einziges Wort hatte ausgereicht, um eine ganze Welt zu schaffen, eine neue Welt, die in ihnen beiden war.
     
    Die Begrüßung im Schiff war überschwenglicher als üblich. Er umarmte einen nach dem anderen, zuletzt Toria, in deren Gesicht er einen Hauch von Trauer bemerkte. Dann regelte er die Lautstärke der vom Transgressor herüberspringenden Perlen herab und sah nach Yahiro.
    Der Multihom hatte sich an seinen Platz begeben und die Rasten befestigt. Seine Haltung jedoch war anders als sonst. Es sah aus, als hielte ihn nur noch die mechanische Vorrichtung aufrecht, sein Körper wirkte ungewöhnlich kraftlos. Yahiro stand mit dem Gesicht zur Wand, und er blickte sich auch nicht um, als Mankov ihn an der Schulter berührte. Auf seiner borkigen Haut schimmerte das gelierte Wundspray in großen, rötlich verwaschenen Flecken. »Vamos!«
    Der Multihom bewegte sich nicht, atmete nicht schneller, wandte den Kopf nicht, er stand wie erstarrt. »Vamos!«
    Wieder keine Reaktion.
    »Er hört uns nicht«, sagte Toria, und ihre Stimme ging fast unter im leisen Geklimper der Perlensonate. »Oder er mag uns nicht hören.«
    Der Zug von Trauer auf ihrem Gesicht hatte sich vertieft. Aber Mankov wußte, daß diese Trauer weder mit Yahiro noch mit den Ereignissen der vergangenen Stunden zusammenhing. Sie hatte andere Ursachen.
    Vielleicht war es die ständige Nähe, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen ließ, die den Nährboden für Kräfte schuf, die Menschen zueinanderführten. Er hatte seit Tagen bemerkt, daß Toria einer solchen unerklärlichen Kraft unterlegen war, und wahrscheinlich enttäuschte es sie, daß er sich zu Maara hingezogen fühlte. Er mochte Toria, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie sie miteinander leben sollten, er mit seinem schwerfälligen Gefühlsleben und sie, die manchmal übersprudelte vor Temperament.
    Er ging zu ihr und strich ihr über das Haar. Sie blickte auf, ein kleines Lächeln um den Mund. Sie nahm seine Entschuldigung an, und irgendwie war er glücklich, daß es diese kaum steuerbaren Empfindungen überhaupt noch gab.
    Sie saßen noch eine Weile in der Zentrale, lauschten den springenden Perlen und hingen ihren Gedanken nach. Erst als sich der Himmel drüben über dem Wall violett zu färben begann, stand Peter Mankov auf und ging in seine Kabine. Seine wenigen persönlichen Dinge waren schnell zusammengepackt, und als er Maaras Raum betrat, da hatte sie die Hälfte ihrer Schübe bereits geleert, um Platz für seine Habe zu schaffen.
     
     
26
     
    MAARA DOY, geboren in Eugene/Oregon, Medford University, Biologin, Forschungsarbeit im Haston Center, Chefassistentin Professor Hastons in Haston Base, Berufung als Genetikerin auf das Raumschiff Känguruh 2.
     
    Sie hatte zwei Stunden geruht, geschlafen hatte sie nicht. Zuviel hatte sich in den letzten Tagen und Stunden ereignet. Dabei, das gestand sie sich ein, waren ihre Gedanken weniger mit Peter beschäftigt als mit den Dingen und Geschehnissen, die dort draußen auf dem fremden Planeten vor sich gegangen waren und mit denen, die sich durch diese eigenartige Melodie andeuteten.
    Das mit Peter hatte sie kommen sehen, das hatte sich langsam entwickelt und Zeit gehabt, sich zu klären. Daß Peter jetzt neben ihr lag, ruhig und tief atmend, daß sie seine Wärme fühlte und etwas wie gelassene Zufriedenheit, das war die Folge eines langen Prozesses, der irgendwann während des gemeinsamen Trainings begonnen hatte, Wochen schon vor dem Start. Sie war sich selbst nicht ganz sicher, wann es angefangen hatte. Vielleicht damals, als ihr seine Angewohnheit, lange schweigend und in sich gekehrt in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher