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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment
Autoren: Klaus Frühauf
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allein die Tatsache, daß er zurückgekehrt war in diese wunderbare und verletzliche Welt, der er aus dreißig Kilometer Höhe ins Antlitz geschaut hatte. Solch ein Gefühl hatte er auch jetzt, als er in der Schleuse stand und nichts ihm mehr unmöglich schien.
    Doch dann erinnerte er sich unversehens wieder an Keeke Lannert und Vamos Yahiro, an Nako Bosk und Brian Haston, und er sah das Grab auf diesem fremden Planeten vor sich, einen dunklen Hügel in der trostlosesten Einöde, die man sich denken konnte.
    Er schüttelte den Kopf. Was eigentlich mußte noch geschehen, um solche unvermittelt aufkommenden Hochstimmungen ein für allemal und gründlich zu verschütten? Wie groß mußte das Unheil sein, um Glücksgefühle für immer auszuschließen? Das war schon eine seltsame Art von Wesen, der er angehörte, diese Menschen, die zu denken vermochten, die logischer Schlüsse fähig waren und ganze Welten umgestalten konnten und denen ein wenig Erfolg ausreichte, alles zu vergessen, was sie an Unheilvollem erlebt hatten und was sie noch erwartete.
    Aber auch diese Gedanken vergingen, und während er den Helm unter den Arm klemmte, malte er sich aus, wie er sich jetzt endlich Maara zuwenden und sie in die Arme nehmen würde. Er war sicher, daß sie das nicht als ungewöhnlich empfinden würde. Sie war ebenfalls allein, war vielleicht immer allein gewesen, auch an der Seite Brian Hastons. Sie brauchte sicherlich jemanden, der ihr Halt bot.
    Und wenn nicht? Wenn sie wirklich die Einzelgängerin war, als die sie sich gab?
    Es würde nichts ändern, sein Gefühl ließ ihm keine Wahl. Eigentlich lag es ihm nicht, sich Gedanken über das zu machen, was ihm eine solche Entscheidung aufdrängte, es war da, und er hatte sich entschlossen, sich nicht mehr dagegen zu wehren. Und da würden auch die Meinungen anderer oder gar die Nationalität keine Rolle spielen. Jetzt spürte er sogar etwas wie mitleidige Überlegenheit denjenigen gegenüber, die sich mit der Zusammenstellung der Mannschaft sicherlich große Mühe gegeben hatten. Es gab eben Dinge, die sich ihrer Kenntnis und der Prognose entzogen, Vorgänge, denen mit Wissen nicht beizukommen und die mit Erfahrung nicht vorauszusehen waren. Die Anziehungskräfte zwischen den Geschlechtern waren weder genetisch noch physisch determiniert, und sie waren auch nicht mit Hilfe der Psychologie auszuloten, an die Methoden der Logiker schon gar nicht zu denken.
    Welch abstruse Gedanken angesichts eines Gefühls, das er weder zu steuern noch zu verdrängen vermochte? Wozu all die Zweifel, da die Gewißheit doch greifbar nahe war? So oder so! Keine Frage, er glaubte bemerkt zu haben, daß Maara ihn, wie man zu sagen pflegte, mochte. Aber er hätte sich nicht dafür verbürgen können, daß sie ihn genügend mochte.
    Er nannte sich einen Zögerer; diese Bedenken schienen ihm eines erfahrenen Menschen unwürdig, aber er kam nicht gegen sie an. Hatte er an ein gemeinsames Leben mit Maara gedacht? Hier, auf diesem fremden Planeten? Wozu? Sie waren eine Mannschaft, eine Gemeinschaft, jeder stand zu jedem, und niemand hatte Gründe, sich von den anderen abzusondern.
    Also mußte er sich fragen, ob das Motiv dieser Anziehung nicht nur im körperlichen Bereich zu suchen war. Aber dann hätten sich seine Wünsche nicht ausschließlich auf Maara beschränken dürfen. In diesem Fall hätte es ausgereicht, sich irgendeiner der Frauen an Bord mitzuteilen. Keine hätte ihn abgewiesen, selbst Vanda nicht, obgleich sie ihm nicht besonders zugetan war. Sie alle hätten sich nicht einen Augenblick lang bedacht. Weil sie wußten, daß zwischenmenschliche Beziehungen in einer solch kleinen Gemeinschaft nicht durch längst überholte Verhaltensstrukturen belastet werden durften.
    Was zog ihn dann zu Maara? Er kam nicht umhin, sich ernsthaft nach den Gründen eines solchen Verlangens zu fragen, denn schließlich hatte er seit seiner Trennung von Doreen wie ein Eremit gelebt, und er hatte sich mehr als einmal gesagt, daß ihm das nichts ausmache, gar nichts.
    Maara war nicht nur eine kluge, sondern auch eine sehr gut aussehende Frau. Und er? Ein Mann! Selbstverständlich. Aber eben ein zusammengestückelter Mann, einer mit Glatze und einem Netz von Narben überall auf dem Körper, ein Mosaik, mit dem die Ärzte gespielt hatten wie mit einem Puzzle. War Maaras Sympathie wirklich stark genug, das alles zu überdecken? Eine Frau, die ihn liebte, durfte nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten legen. Fragen, die ihn
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