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Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller
Autoren: Joy Fielding
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Wahrscheinlich Seide, dachte Will. »Ich hätte gern einen Granatapfel-Martini, bitte.«
    »Kommt sofort«, sagte Kristin.
    »Lassen Sie sich Zeit.« Die Frau strich eine Haarsträhne hinter ihr linkes Ohr, sodass man einen zierlichen Perlenohrring und ihr hübsches Profil sehen konnte. »Ich setze mich dort drüben hin.« Sie zeigte auf einen leeren Tisch in der Ecke unter einem Aquarell von einer galoppierenden Elefantenherde.
    »Was zum Henker ist ein Granatapfel-Martini?«, fragte Tom.
    »Klingt widerlich«, meinte Jeff.
    »Schmeckt aber ziemlich gut.« Kristin räumte Jeffs leeres Bierglas ab und stellte ihm ein volles hin.
    »Ach wirklich? Okay, dann probieren wir einen.« Jeff deutete an, dass die Bestellung auch Tom und Will mit einschloss. »Zehn Dollar für denjenigen, der seinen Granatapfel-Martini als Erster leer hat. Würgen verboten.«
    »Abgemacht«, stimmte Tom eilfertig zu.
    »Du bist verrückt.«
    Als Antwort knallte Jeff einen Zehn-Dollar-Schein auf den Tresen, neben dem kurz darauf ein zweiter von Tom lag. Die beiden sahen Will erwartungsvoll an.
    »Na gut«, sagte er, griff in die Tasche seiner grauen Hose und zog zwei Fünfer heraus.
    Kristin beobachtete sie aus den Augenwinkeln, während sie der Frau, die an einem kleinen Tisch in der gegenüberliegenden Ecke Platz genommen hatte, den Granatapfel-Martini brachte. Von den drei Männern sah der wie immer ganz in Schwarz gekleidete Jeff mit seinen fein geschnittenen Zügen und seinem welligen, blonden Haar mit Abstand am besten aus. Kristin vermutete, dass er sich die Haare tönte, würde ihn jedoch nie danach fragen. Jeff war ziemlich jähzornig, und man wusste nie, was seine Wutausbrüche provozierte. Im Gegensatz zu Tom, dachte sie und ließ den Blick zu dem dünnen, dunkelhaarigen Mann in Jeans und kariertem Hemd wandern, der direkt rechts neben Jeff stand. Ihn provozierte alles. 1,85 Meter kaum kontrollierte Wut, dachte sie und fragte sich, wie Toms Frau das aushielt. »Seit Afghanistan ist er so«, hatte sie ihr erst in der vergangenen Woche anvertraut, als Jeff die Gäste an der Bar mit der Geschichte unterhielt, wie Tom, erzürnt über eine Schiedsrichterentscheidung, eine Pistole aus dem Hosenbund seiner Jeans gezogen und auf seinen brandneuen Plasmafernseher geschossen hatte, der noch nicht einmal ganz abbezahlt war. »Seit er zurück ist …«, hatte sie ihr in all dem Gelächter zugeraunt, das die Geschichte begleitet hatte, und den Gedanken unvollendet gelassen. Dass Tom seit fast fünf Jahren wieder zu Hause war, spielte offenbar keine Rolle.
    Jeff und Tom waren seit der Highschool beste Freunde, die beiden Männer hatten sich gemeinsam bei der Armee gemeldet und mehrere Einsätze in Afghanistan absolviert. Jeff war als Held heimgekehrt, Tom in Schande, unehrenhaft entlassen, weil er ohne Grund einen unschuldigen Zivilisten angegriffen hatte. Das war eigentlich alles, was sie über die Zeit der beiden dort wusste. Weder Jeff noch Tom mochten darüber reden.
    Sie stellte den pinkfarbenen Martini auf dem runden Holztisch vor der dunkelhaarigen jungen Frau ab und betrachtete beiläufig ihre makellose, wenngleich blasse Haut. War das ein Bluterguss an ihrem Kinn?
    Die Frau gab ihr einen zerknüllten Zwanzig-Dollar-Schein. »Stimmt so«, sagte sie leise und wandte sich ab, bevor Kristin sich bedanken konnte.
    Sie steckte das Geld hastig ein und ging zurück hinter die Bar. Die Knöchelriemen ihrer hochhackigen silbernen Sandaletten scheuerten auf ihrer nackten Haut. Die Männer wetteten mittlerweile, wer am längsten eine Erdnuss auf der Nase balancieren konnte. Das sollte Tom locker gewinnen, dachte sie. Seine Nase hatte an der Spitze eine natürliche Furche, die den beiden anderen fehlte. Jeffs Nase war schmal und gerade, so attraktiv gemeißelt wie der Rest von ihm, während Wills Nase breiter und ein wenig schief war, was den Eindruck verletzter Empfindlichkeit noch unterstrich. Sie fragte sich, woher diese Verletztheit rührte, und entschied, dass er wahrscheinlich nach seiner Mutter kam.
    Jeff hingegen war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Das wusste sie, weil sie auf ein Foto der beiden gestoßen war, als sie kurz nach ihrem Einzug vor etwa einem Jahr eine Schublade im Schlafzimmer aufgeräumt hatte. »Wer ist das?«, hatte sie gefragt, als sie Jeff kommen hörte, und auf das Bild eines Mannes mit zerfurchtem Gesicht, welligem Haar und einem großspurigen Grinsen gezeigt, dessen Unterarm schwer auf den Schultern eines
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