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Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller
Autoren: Joy Fielding
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brummte der Laden trotz drückender Hitze und der Abreise der meisten Touristen immer noch. Will liebte den Namen und seine Andeutung von Gefahr und Verantwortungslosigkeit. Und er musste bloß an dieser Theke stehen, um sich ein wenig verwegen zu fühlen. Er lächelte seinen Bruder an und dankte ihm stumm dafür, dass er ihn mitgenommen hatte.
    Wenn Jeff das Lächeln seines Bruders bemerkte, zeigte er es nicht. Stattdessen griff er hinter ihn und nahm sein frisches Bier. »Und was würdet ihr Pappnasen euch wünschen, wenn ein Flaschengeist euch die Erfüllung eines Wunsches garantieren würde? Und es darf nicht irgendein Kitsch sein wie der Weltfrieden oder das Ende des Hungers«, fügte er hinzu. »Es muss etwas Persönliches sein. Etwas Egoistisches.«
    »Zum Beispiel ein dreißig Zentimeter langer Penis«, sagte Tom lauter als nötig, fand Will. Etliche Männer, die in der Nähe standen, wandten den Kopf in ihre Richtung, auch wenn sie so taten, als würden sie nicht lauschen.
    »Den hab ich schon«, sagte Jeff, kippte sein halbes Bier in einem langen Schluck herunter und lächelte einer Rothaarigen zu, die am anderen Ende des Tresens stand.
    »Das stimmt«, bestätigte Tom lachend. »Ich hab ihn unter der Dusche gesehen.«
    »Aber vielleicht wünsche ich ein paar Zentimeter mehr für dich«, sagte Jeff, und Tom lachte wieder, wenngleich nicht ganz so laut. »Und was ist mit dir, kleiner Bruder? Brauchst du magische Unterstützung?«
    »Ich komm ganz gut so zurecht, danke.« Trotz der eiskalten Lüftung begann Will unter seinem blauen Button-down-Hemd zu schwitzen und konzentrierte sich auf den großen grünen Neon-Alligator an der gegenüberliegenden Backsteinwand, um nicht rot zu werden.
    »Oh, ich bring dich doch nicht etwa in Verlegenheit«, neckte Jeff. »Scheiße, Mann. Der Kleine hat einen Doktor in Philosophie aus Harvard und wird rot wie ein kleines Mädchen.«
    »Princeton«, verbesserte Will ihn. »Und ich habe meine Doktorarbeit noch nicht abgeschlossen.« Er spürte, wie die Röte von seinen Wangen bis zu seiner Stirn stieg, und war froh, dass der Raum nur schwach beleuchtet war. Ich müsste längst mit dieser verdammten Dissertation fertig sein, dachte er.
    »Lass gut sein, Jeff«, ermahnte Kristin ihn von der anderen Seite der Theke. »Achte gar nicht auf ihn, Will. Er ist einfach mal wieder ein Arschloch wie üblich.«
    »Willst du mir erzählen, dass es nicht auf die Größe ankommt?«, fragte Jeff.
    »Ich sage nur, dass Penisse total überbewertet sind«, antwortete Kristin.
    Eine Frau in der Nähe lachte. »Das kann man wohl sagen«, murmelte sie in ihr Glas.
    »Na, du musst es ja wissen«, sagte Jeff zu Kristin. »Hey, Will, hab ich dir schon von dem Dreier mit Kristin und einer Freundin erzählt?«
    Will wandte den Blick ab, ließ ihn über die dunklen Bodendielen und die Wand gegenüber gleiten, ohne irgendwo zu verharren, bis er schließlich am Foto eines Löwen hängen blieb, der eine Gazelle riss. Das ganze Prahlen und Feixen über Sex, in dem Jeff und seine Freunde sich offenbar gegenseitig zu übertreffen suchten, war ihm schon immer unbehaglich gewesen, aber er entschied, dass er sich nicht so anstellen durfte. War er nicht nach South Beach gekommen, um dem Stress des akademischen Lebens zu entfliehen, hinaus ins wirkliche Leben zu kommen und die Beziehung zu seinem älteren Bruder, den er jahrelang nicht gesehen hatte, wieder aufzufrischen? »Glaube nicht, dass du das erwähnt hast«, sagte er, stieß ein gepresstes Lachen hervor und wünschte, er wäre nicht so erregt, wie er es war.
    »Sie war ein Superschuss, was, Krissie?«, fragte Jeff. »Wie hieß sie noch? Erinnerst du dich?«
    »Heather, glaube ich«, antwortete Kristin leichthin, die Hände an den Seiten ihres kurzen, engen, schwarzen Rocks. Wenn es ihr peinlich war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Noch ein Bier?«
    »Ich nehme, was immer du uns auftischen willst.«
    Kristin lächelte, ein wissendes, angedeutetes Grinsen, das ihre Mundwinkel umspielte, und warf ihr Haar von der rech ten auf die linke Schulter. »Eine Runde Miller kommt so fort.«
    »Braves Mädchen.« Wieder erfüllte Jeffs kräftiges Lachen den Raum.
    Eine junge Frau drängte sich zwischen den Gästen an die Theke. Sie war Ende zwanzig, mittelgroß, ein wenig zu dünn mit schulterlangem dunklem Haar, das ihr ins Gesicht fiel, sodass man ihre Züge nur schwer erkennen konnte. Sie trug eine schwarze Hose und eine teuer aussehende, weiße Bluse.
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