Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
»Die Leute aus Weir sind gefährlich und unfreundlich – wir müssen auf der Hut sein, Tania.«
    »Bryn kommt auch aus Weir, vergiss das nicht«, sagte Tania. »Du kannst das nicht verallgemeinern. Sie haben bloß Angst, dass wir sie anstecken.« Sie biss sich auf die Lippen und überlegte, was sie jetzt tun sollten. Es gab drei Möglichkeiten: um das Dorf herumgehen, zurückgehen oder Kontakt mit den Leuten aufnehmen.
    »Lasst mich mal machen«, sagte sie. Sie holte tief Luft und stand auf, sodass alle im Dorf sie sehen konnten. Dann breitete sie die Arme aus, um zu zeigen, dass sie unbewaffnet war.
    »Tania, bist du wahnsinnig?«, zischte Connor. »Geh sofort in Deckung.«
    »He, ihr dort!«, rief Tania ins Dorf hinunter. »Hört mich an, bitte! Wir haben keine ansteckende Krankheit. Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben. Wir wollen nur mit euch reden.«
    Ihr Herz klopfte wie verrückt, aber sie hielt die Stellung und wartete auf eine Antwort.
    »Warum seid Ihr gekommen?«, rief eine heisere Männerstimme. »In diesen dunklen Zeiten wagt sich niemand auf die Straße, sofern er nicht aus dem Haus gejagt wurde.« Ein heftiger Hustenanfall unterbrach seine Rede. Der Mann war offensichtlich schwer krank.
    Tania vernahm gedämpftes Gemurmel im Hintergrund, dann rief eine zweite Stimme vom Dorf herauf: »Ihr seid wohl nicht aus dem Herzogtum Weir? Woher kommt Ihr, dass eure Sprache so fremdartig klingt?«
    »Ich komme aus dem Süden«, rief Tania zurück. »Wir suchen das Verlorene Caer. Wir vermuten, dass es in der Nähe eures Dorfes liegt.«
    »So seid Ihr auf dem Holzweg, Mistress«, rief eine dritte Stimme, die weniger feindselig klang als die ersten beiden. »Es gibt kein Caer in Weir außer Caer Liel, den Hof des Lords Aldrich.«
    Jetzt verließ eine Gestalt die Deckung der Häuser und trat vor. Es war ein kräftiger, bärtiger Mann in einem einfachen Bauernkittel, der der Anführer des Dorfes zu sein schien. Sein Gesicht war gerötet und seine Augen glänzten fiebrig.
    Tania ließ die Arme sinken und machte einen Schritt vorwärts. Der Mann hob die Hand. »Kommt nicht näher, Mistress«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Zwanzig Pfeile sind auf Euer Herz gerichtet, während wir hier miteinander verhandeln.«
    »Dann schießt doch und bringt es hinter euch«, rief Rathina. »Sofern Ihr euch nicht schämt, wehrlose Reisende zu überfallen, die keine Waffen mit sich führen und euch nichts Böses wollen. Wir sind hergekommen, um ein Heilmittel gegen die Krankheit zu suchen, die das Elfenreich plagt.«
    Tania blickte sich um. Rathina stand ganz oben auf der Düne. Sie hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und ihre Augen funkelten. Eine Sekunde später tauchte Connors Kopf über dem Dünenkamm auf. Er rappelte sich auf und stellte sich neben Rathina.
    »Wir töten nicht ohne Grund«, erwiderte der Mann. »Wäre es so, dann würde keiner von euch mehr hier stehen, dessen könnt ihr gewiss sein.« Er spähte zu ihnen herauf. »Ein Heilmittel, sagt ihr? So kann dieses Übel ausgemerzt werden?«
    »Wir hoffen es«, erwiderte Tania. »Wir haben eine Karte studiert – eine sehr alte Karte –, auf der man sehen kann, dass hier früher mal eine Landzunge war.« Sie zeigte über die Schulter zum Meer hinunter. »Dieses Stück Land muss vor langer Zeit im Meer versunken sein, aber die Karte zeigt, dass an der Spitze ein Caer stand.«
    »Nein, Mistress, wir wissen von keinem Caer, das hier unter dem Meer liegt«, sagte der Mann. Er hielt inne und hustete heftig. »Ich weiß nur von Muinin Tur.«
    »Sprich, Bursche«, sagte Rathina rasch. »Was ist Muinin Tur?«
    »Der Turm des Glaubens«, krächzte der Mann. »Er fiel schon vor urdenklichen Zeiten dem Meer zum Opfer. In stürmischen Nächten, so heißt es, kann man heute noch die Kristallglocken unter Wasser läuten hören. Ich selbst habe es jedoch nie vernommen, obwohl ich nun seit nahezu achthundert Jahren in Trau-der-Brandung lebe.«
    »Lebt denn noch jemand, der den Turm gesehen hat, bevor er versunken ist?«, rief Connor mit zittriger Stimme.
    »Nein«, erwiderte der Mann. »Das war in der Zeit vor der Zeit.«
    Connor sah Tania an. »Es ist derselbe Ort«, sagte er zu ihr. »Caer Fior und dieses Muinin-Dings sind ein und dasselbe.«
    Connor hatte vermutlich Recht und zumindest kursierten im Dorf Geschichten, die bewiesen, dass dort unten etwas sein musste.
    »Warum sucht ihr diesen Ort?«, rief der Mann.
    Tania ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich glaube …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher