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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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nicht von den Füßen gehoben, als gäbe es hier keinen Auftrieb. Es war, als stiegen sie von einem sanften Hang in ein Tal hinunter, das von einem kühlen, undurchdringlichen Nebel erfüllt war.
    Connor verschluckte sich. »Tania? Mir ist gerade ein grässlicher Gedanke gekommen. Was ist, wenn die Straße des Glaubens nur dann funktioniert, wenn man daran glaubt, dass sie funktioniert? Verstehst du, was ich meine?«
    »Du denkst zu viel«, sagte Tania. »Fühlt sich das hier wie ein normales Meer an?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Rathinas Pfeifen verstummte mit einem Mal. Sie war ein bisschen kleiner als Tania und das Wasser verschloss ihr den Mund.
    Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber du hast mir den Traum geschickt und mich hierhergebracht, also hoffe ich, dass du weißt, was du tust und was als Nächstes kommt.
    »Hab keine Angst, Liebste – alles wird gut«, wisperte eine sanfte Stimme in ihr Ohr. Eine Frauenstimme, aber es war nicht Rathinas. Es war keine Stimme, die sie kannte … und dennoch hatte sie etwas Tröstliches.
    Der Meeresboden fiel plötzlich ab und Tania hatte gerade noch Zeit einzuatmen, ehe das Wasser über ihrem Kopf zusammenschlug.
    Grün-grau-silberne Muster verwoben sich vor ihren Augen. Der Meeresboden sank immer weiter ab, ihre Füße hätten längst keinen Halt mehr finden dürfen und dennoch konnte sie ganz normal weitergehen. Sie blickte nach rechts und links. Connor und Rathina gingen immer noch neben ihr und hielten ihre Hände umklammert.
    Ein paar Sekunden lang sah sie nur verschwommen, aber dann war es, als würde ein dünner Schleier fortgezogen, und die Welt um sie herum wurde wieder scharf. Der Meeresboden vor ihr fiel steil ab. Jetzt bemerkte Tania, dass die Steine, die die Markierung der Straße bildeten, nun hohe, schlanke Säulen waren in Gestalt von Männern und Frauen. Die Statuen wandten sich alle der Straße zu, hielten die Hände vor der Brust wie zum Gebet und alle trugen Flügel am Rücken.
    Tanias Brust krampfte sich zusammen. Sie umklammerte die Hände ihrer Gefährten und spürte, dass ihr Händedruck erwidert wurde. Wie lange konnte das noch so weitergehen? Wie lange würden sie hier unten durchhalten, ohne Luft zu holen?
    Wo ist dein Glaube, Tania? Hab Vertrauen …
    Glaube woran? Vertrauen in wen?
    Ihre Brust schmerzte höllisch. Sie musste Luft holen, und zwar bald.
    Connor entriss ihr seine Hand, hob seine Arme und versuchte, sich vom Boden abzustoßen um an die Oberfläche zu schwimmen. Tania sah Panik in seinen Augen und aus seinen Nasenlöchern perlten Luftblasen, aber er bewegte sich nicht von der Stelle. Er fiel auf die Knie, das Gesicht vor Schmerz und Angst verzerrt.
    »Connor!« Ihre Stimme drang klar und hell an ihr eigenes Ohr. Sie atmete erschrocken ein und der Schmerz in ihrem Brustkorb ließ nach. Sie legte die Hand an den Mund. »Oh!«
    Connor lag der Länge nach auf dem abfallenden Meeresboden, er keuchte panisch und riss verwundert die Augen auf. Er blickte sie an. »Wie soll das denn gehen?«, japste er.
    »Glaube«, sagte Rathina. »Was sonst?«
    Tania half ihm auf die Füße.
    »Wir sind unter Wasser«, sagte Connor. »Aber wir werden nicht abgetrieben und atmen ganz normal.« Er starrte erst Tania an, dann Rathina. »Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.« Er blickte die Straße hinunter in die Tiefe, dann drehte er sich zu Tania um und rief. »Wir atmen unter Wasser! Kapiert ihr das denn nicht – wir stehen hier und atmen unter Wasser, Mann!« Er presste sich die Handballen auf die Augen. »Wenn ich nur einen Bruchteil von diesen seltsamen Dingen mitnehmen könnte, dann wäre ich der King zu Hause in London.«
    »Siehst du die Gestalten dort in der Tiefe, Schwester?« Rathina starrte in das dämmrige Tal, das vor ihnen lag.
    Tania folgte ihrem Blick. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ja, doch, ich glaube schon.« Sie kniff die Augen zusammen, konnte aber dennoch nur undeutliche Schatten erkennen – vielleicht Steine oder Seetangbüschel. Oder die Ruinen eines längst versunkenen Caer. »Aber schau dir mal diese Statuen an, Rathina«, sagte Tania und deutete auf die anmutigen Gestalten, die die Straße säumten. »Es sind alles erwachsene Männer und Frauen – und alle haben Flügel! Siehst du das nicht? Sie haben Flügel!«
    Die Straße führte jetzt einen Hang hinunter und sie gelangten in einen düsteren Talkessel. Das blaugraue Licht dort unten war ein bisschen unheimlich und tauchte alles in einen metallischen Glanz.
    Es ist
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