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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich
Autoren: Frewin Jones
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ich hoffe … dass wir dort finden, was wir suchen«, rief sie schließlich hinunter. »Sagt, gibt es denn noch andere Legenden über Muinin Tur?«
    »Nur wer die Straße des Glaubens geht, gelangt dorthin, so heißt es. Wenn er heil zum Turm vordringt, so wird sein Herzenswunsch erfüllt werden«, rief der Mann. »Aber seit vielen Tausend Jahren ist es niemandem gelungen und die, die es versuchten, fanden einen nassen Tod. Ihre Leichname wurden vom Wasser ausgespuckt und an Land gespült, wo sie von ihren Lieben betrauert wurden.«
    »Wo befindet sich die Straße des Glaubens?«, fragte Rathina.
    »Sie liegt jenseits der Dünen im Norden«, erwiderte der Mann. »Sie ist von zwei Reihen meergrüner Steine gesäumt, die tief im Sand stecken und ins Meer führen. Aber ich rate euch ab, Fremdlinge. Denn es gibt nur einen Lohn für einfältige Narren, die tollkühn genug sind, die Straße des Glaubens einzuschlagen.« Die krächzende Stimme des Mannes hallte durch die Abendluft. »Und dieser Lohn ist der Tod!«
    Prinzessin Tania Aurealis stand an einem jener Orte, an dem sich die Elemente treffen und Land und Meer ineinander übergehen. Sie trug keine Schuhe und die steigende Flut schwappte über ihre Füße. Sie blickte nachdenklich aufs Meer, während der Wind ihr Haar zerzauste.
    Ihre Schwester Rathina stand rechts von ihr, Connor zu ihrer Linken.
    Ein Traum hatte sie hierhergeführt.
    Aber wer hatte ihr den Traum geschickt?
    Sie waren zu Fuß an diesen Ort gekommen, denn die Wildpferde waren von der Panik überwältigt worden und nach Süden in ihre Heimat zurückgaloppiert; ihre Angst war stärker gewesen als Edens Zauber.
    Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und es war dunkel geworden, aber es war ein unheimliches und gefährliches Dunkel.
    Sie standen auf der Straße ins Nichts, die zu beiden Seiten mit großen Steinen begrenzt war. Hinter ihnen zog sich die doppelte Steinreihe den Strand hinauf, bis sie sich in den hohen Dünen verlor.
    Vor ihnen führten die Steine ins Meer – hier waren sie vom Wasser glatt geschliffen, mit glitschigen Algen bedeckt und mit Muscheln und Schnecken verkrustet.
    »Die Straße des Glaubens«, murmelte Rathina. »Ein passender Name.« Sie pfiff leise vor sich hin.
    »Wie soll das funktionieren?«, fragte Connor. »Schwimmen wir jetzt einfach da raus und warten ab, was passiert, oder was?«
    »Ich weiß nicht.« Tania war jetzt ganz ruhig. »Wie kommst du darauf, dass ich es wüsste?«
    »Na, du hast uns doch hierhergebracht«, bemerkte Connor achselzuckend.
    »Mein Traum hat uns irgendwie hergeführt«, verbesserte ihn Tania.
    »Ja, okay …«
    Tania blickte erneut aufs Meer. Eine große Welle brach sich und der weiße Schaumkamm schoss auf sie. Das Wasser umspielte ihre Knöchel, bildete einen Strudel, zog sich zurück – es lockte sie. Ringsum toste die Brandung und gelegentlich spritzte Gischt über sie.
    »Warten wir auf ein Zeichen?«, fragte Rathina.
    »Nein.« Tania füllte ihre Lunge mit der Seeluft. Dann trat sie in die Flut.
    Rathina folgte ihr. Connor zögerte einen Augenblick, dann platschte er hinterher.
    Das Wasser ging Tania inzwischen bis zur Wade. Es war nicht so kalt, wie sie gedacht hatte. Sie ging unaufhörlich weiter in die schäumende Flut.
    »Ihr müsst nicht mit mir kommen«, sagte sie zu den anderen. »Keiner von euch.«
    »Ich – mit dir kommen?«, rief Rathina. »Nein, Schwester, ich dachte, du kämest mit mir.«
    »Geh zurück, Connor. Du hast nichts damit zu tun.«
    »Was? Du glaubst doch nicht, dass ich mir so ein Abenteuer entgehen lasse?«
    Das Wasser reichte ihnen inzwischen bis zur Taille und sie fassten sich an den Händen.
    Schritt für Schritt gingen sie weiter.
    Der Sand fühlte sich fest an unter Tanias Füßen. Die Wellen wirbelten um sie herum und ihre Finger griffen unter der Oberfläche nach den Händen der anderen.
    Das Wasser war nicht kalt. Warum?
    »Wisst ihr, was komisch ist«, sagte Connor. »Die Brandung hätte uns jetzt längst von den Füßen heben müssen. Findet ihr das nicht merkwürdig?«
    Er hatte Recht. Sie standen jetzt fast schultertief im Meer und trotzdem konnten sie sich wie vorher am Strand fortbewegen und kamen ohne jede Anstrengung voran.
    »Jetzt wird’s allmählich unheimlich«, brummte Connor. Tania spürte, dass er ihre Hand fester packte. Das Meerwasser reichte ihnen bis zum Hals. Eine große Welle rollte auf sie zu.
    Tania schmeckte Salz im Mund und spürte Wasser in den Augen. Aber sie wurde auch jetzt
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