Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip
Autoren: Jeffrey Lang
Vom Netzwerk:
schüttelten sich förmlich die Hand, so wie es bei einer Beerdigung üblich ist, dachte Picard.
      »Vielleicht können wir unser Gespräch bei einer anderen Gelegenheit fortsetzen, Commander.«
      »Sehr gern, Lieutenant.«
      Nachdem McAdams gegangen war, wandte sich Data wieder dem Sarg zu und reaktivierte das Antigravfeld. Der Behälter stieg etwa zehn Zentimeter vom Boden auf. Wortlos bezogen Picard, Riker, LaForge und Troi an den vier Ecken des Sargs Aufstellung und dirigierten ihn vorsichtig zum Turbolift. Data folgte ihnen. Unterwegs begegneten sie niemandem; Riker hatte dafür gesorgt, dass die Korridore zwischen dem Shuttlehangar und ihrem Ziel leer waren.
      Sie schwiegen, während die Transferkapsel des Lifts sie durchs Schiff trug. Schließlich hielt er an und daraufhin lenkten sie den Sarg durch einen weiteren Korridor zu Datas Laboratorium. Der Androide gab den Zugangscode ein und drehte sich dann zu seinen Freunden um. »Ich danke Ihnen sehr für Ihre Anteilnahme. Wenn Sie gestatten, möchte ich jetzt ein wenig allein sein.«
      »Natürlich, Data«, sagte Troi und sprach für sie alle. »Das verstehen wir. Bitte geben Sie uns Bescheid, wenn Sie irgendetwas brauchen.«
      Data nickte, bedankte sich noch einmal und schob den Sarg durch die Tür. Als sie sich hinter dem Androiden geschlossen hatte, atmeten die vier Sargträger tief durch und seufzten.
      »Geht es nur mir so oder haben Sie ebenfalls Appetit?«, wandte sich Riker an die anderen.
      Data blieb einige Sekunden lang stumm stehen, bevor er sich methodisch an die Arbeit machte und den Sarg öffnete. Es dauerte nur wenige Minuten, die unveränderten Überreste seiner Mutter in einem der transparenten Behälter unterzubringen, die er einige Monate zuvor installiert hatte.
      Nachdem er die Tür der letzten Ruhestätte seiner Mutter geschlossen hatte, trat Data zurück und betrachtete seine »Familie«: die drei namenlosen, fehlerhaften Prototypen, die Soong zuerst konstruiert hatte; dann Lore, Juliana und schließlich Lal. Als er den Blick auf seine Tochter richtete, merkte Data, dass immer mehr im Hintergrund laufende Subroutinen zum Stillstand kamen – ein einzelner Gedanke beanspruchte einen schnell wachsenden Teil seiner Ressourcen.
      Langsam, ganz langsam streckte er die Hand aus und berührte die transparente Trennfläche, betrachtete Lals Gesicht. Die Kraft wich aus seinen Beinen und er sank zu Boden, blieb mit dem Rücken an die Wand gelehnt sitzen und starrte ins Leere. Eine Wartungs-Subroutine warnte ihn und wies auf die hohe Anzahl von Prozessen hin, die von jenem einen Gedanken beansprucht wurden, doch Data konnte sich einfach nicht aufraffen. Es gab keinen Grund, sich zu bewegen.
      Es gab nichts, wofür sich Bewegung oder emotionales Engagement lohnte…
      Dann, ohne den Grund dafür zu wissen, murmelte er: »Es tut mir Leid.« Die Worte fühlten sich bitter und hohl an, aber sie entsprachen dem einzigen Gedanken, zu dem sein positronisches Gehirn fähig, war, und deshalb sprach er sie erneut. Und noch einmal. Er wiederholte sie immer wieder, jedes Mal ein wenig leiser, bis sich schließlich seine Lippen lautlos bewegten.

4
     
      » E s tut mir Leid, Captain«, sagte Data und betupfte sich die Augen mit einem Papiertaschentuch. Auf dem Schreibtisch im Bereitschaftsraum hatten sich bereits ziemlich viele angesammelt.
      »Das haben Sie schon einmal gesagt und meine Antwort lautete: Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Picard. »Diese Erfahrung ist sehr schwer für Sie; hinzukommt, dass Sie nicht an derartige emotionale Aufwallungen gewöhnt sind… Wenn Ihnen dies hilft, Data: Mir erging es ähnlich, als mein Bruder und sein Sohn ums Leben kamen. Ich habe mich einfach schrecklich gefühlt.«
      Data nickte langsam. »Ich verstehe, was Sie sagen, Captain, aber das ist nicht… das ist nicht…« Bevor er den Satz beenden konnte, erlag er einer weiteren Welle des Kummers. Die Schultern sanken nach unten und er schluchzte leise. Data ließ den Kopf hängen, hob die Hände vors Gesicht und bebte am ganzen Leib. Picard befürchtete schon einen regelrechten Zusammenbruch, als das Schluchzen ganz plötzlich aufhörte.
      Ruckartig hob Data den Kopf. Zwar tränten die Augen noch immer, aber ganz offensichtlich hatte jemand den Hahn zugedreht.
      »Data?«
      »Ja, Captain?« Der Androide streckte die Hand nach der Schachtel mit den Papiertaschentüchern aus, zog eins daraus hervor und wischte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher