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Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip
Autoren: Jeffrey Lang
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um auf Ihr Problem zurückzukommen: Möchten Sie den Chip reaktivieren?«
      Datas Miene schien zu erstarren und seine Lippen bildeten eine dünne Linie.
      »Was ist los, Data? Fürchten Sie sich?«
      »Nein, Captain«, erwiderte der Androide. »Derzeit kann ich mich nicht fürchten. Allerdings bin ich auch ohne den Gefühlschip imstande, das bedrohliche Potenzial einer bestimmten Situation zu erkennen. Trotzdem werde ich den Chip jetzt reaktivieren.« Data drehte ruckartig den Kopf zur Seite – diese Bewegung hatte Picard bereits bei anderen Gelegenheiten beobachtet – und brachte ihn dann langsam in die vorherige Position zurück. Das Gesicht schien plötzlich um zehn Jahre zu altern; Falten erschienen dort, wo eben noch keine gewesen waren. Er seufzte tief.
      »Data?«
      Der Androide antwortete nicht und Picard begann zu befürchten, dass sich sein Selbst in einer Art Katatonie verloren hatte. Doch dann kehrte der Blick der gelben Augen langsam ins Hier und Heute zurück.
      »Ja, Captain«, sagte Data. »Ich bin hier.«
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
      »Ich denke schon. Die Gefühle von Kummer und Verzweiflung sind noch immer da, aber ich habe mich einigermaßen an sie gewöhnt. Ja.« Plötzlich lächelte Data.
      »Das Nickerchen hat mit gut getan.«
      Picard lächelte ebenfalls. »Ich glaube, Sie haben gerade gescherzt, Mr. Data.«
      »Tatsächlich?«, erwiderte der Androide. »Und war es ein guter Scherz?«
      »Ich habe schlechtere gehört«, sagte Picard freundlich. »Was ist geschehen?«
      Data setzte sich auf und sein Blick schien den Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit zu gelten. Er faltete die Hände im Schoß. »Als ich meine Mutter zur Ruhe legte, offenbarte sich mir eine Erkenntnis.« Er sah Picard so an, als müsste er ihn um Erlaubnis bitten fortzufahren. Der Captain nickte. »Sie werden sterben.«
      Picard wartete, doch die Stille dauerte an, wurde unangenehm. »Und?«, fragte er schließlich.
      »Aber ich nicht«, fügte der Androide hinzu.
      Es fiel Picard schwer, einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren. Ein Teil von ihm wollte mit Ärger reagieren, ein anderer lachen. »Das muss nicht unbedingt stimmen, Data«, sagte er schließlich. »Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber es könnte zu Unfällen oder etwas in der Art kommen.«
      »Natürlich, Captain. Ich könnte so stark zusammengequetscht werden, dass eine Reparatur unmöglich ist. Es wäre auch möglich, dass ein Phaserstrahl mich desintegriert oder ein romulanischer Warbird die Enterprise vernichtet. Aber diese Gefahr betrifft alle Personen an Bord. Ich meine das natürliche Ende einer jeden biologischen Entität. Wenn Ihr Leben zu Ende geht, werden Sie sterben. Ich hingegen bin dazu geschaffen, ewig zu funktionieren.«
      Picard nickte und versuchte, sich von Datas Worten nicht betrüben zu lassen. »Na schön. Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Mit ziemlicher Sicherheit überleben Sie uns alle. Das ist die Natur Ihrer Existenz – Sie sind eine künstliche Lebensform. Ich dachte, das hätten Sie verstanden.«
      »Verstanden?«, wiederholte Data und seine Stimme klang plötzlich scharf. »Ja, ich habe es verstanden. Mir ist immer klar gewesen, dass ich bei Geordis Bestattung zugegen sein werde, bei der von Counselor Troi… bei den Bestattungen aller Personen an Bord der Enterprise. Und wenn ich anschließend Mitglied einer anderen Crew werde, wiederholt sich der ganze Vorgang.«
      Picard beobachtete, wie Datas Augen wieder feucht wurden, und starke Emotionen ließen seine Stimme vibrieren.
      »Außerdem gibt es jene, die bereits gestorben sind«, fuhr der Androide fort. »Meine Mutter, meine Tochter, mein Bruder…«
      Er ließ den Kopf hängen und rieb sich mit dem Handballen die Augen. »Und Tasha…« Data zögerte und fasste sich. »Seit ihrem Tod ist kein Tag verstrichen, an dem ich nicht an sie dachte, aber heute… Heute habe ich zum ersten Mal verstanden, wirklich verstanden, dass ich sie nie wiedersehen werde. Ich kann sie nicht einmal dann wiedersehen, wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, denn ich bin unsterblich.«
      Datas Kopf sank noch tiefer und er blickte zu Boden. Picard wartete und hörte, wie der Androide tief durchatmete. Data rang mit sich selbst und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
      Eine halbe Minute verstrich und Picard begriff, dass er nie zuvor Datas Atemzügen gelauscht hatte. Er wusste natürlich, dass Soong den Androiden
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