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Das unsichtbare Volk

Das unsichtbare Volk

Titel: Das unsichtbare Volk
Autoren: Diethelm Kaminski
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gleich den vorbereiteten Heiratsvertrag mit.
Der Kurier war angewiesen, die Unterschrift Naburs umgehend einzuholen und
zurückzubringen.
    Damit dem
zukünftigen Glück keine weiteren Steine mehr in den Weg gelegt werden konnten,
ließ Prinz Zaporo seinen Vater und seine beiden Brüder zu beklagenswerten
Opfern einer tödlichen Epidemie werden, noch bevor mit prunkvollem Gefolge
König Machiro und Tochter Narala eintrafen, um die Hochzeit zu feiern. König
Machiro strahlte vor Zufriedenheit. Er hatte längst die Hoffnung begraben,
seine unvorstellbar hässliche und längst in die Jahre gekommene Tochter unter
die Haube zu bekommen.
    König Zaporo
hätte sich gewünscht, wie seine Brüder aufgebrochen und unverrichteter Dinge
zurückgekehrt zu sein. Doch dazu war es nun zu spät. Aber das hätte ihm auch
nichts genützt, denn dann würde er statt ihrer unter der Erde liegen.

Wir hassen teuer
     
     
     
    Frosch Abraham und Fröschin Ernestine
bewohnten zwei benachbarte Teiche, die – vor allem im Winter –
unterschiedlicher nicht hätten sein können. Während Abrahams Teich zugefroren
war und an den Ufern nur blattlose Buschgerippe und bereifte Gräser standen,
war Ernestines Teich ein einziges Schmuckstück. Wie wenn sie ihn für die
Bundesgartenschau 2009 vorbereitet hätte, die im August stattfinden sollte.
Wohin man blickte, blühten Blumen in allen Farben, flatterten Schmetterlinge,
schmetterten Singvögel fröhliche Melodien.
    Abraham
vertrat sich vor Kälte schnatternd am Teichrand die Beine, während Ernestine
sich im warmen Wasser ihres Teiches erging, umschwirrt von leckeren Mücken,
Libellen und Wasserläufern.
    „Hallo
Abraham“, rief Ernestine ihrem griesgrämig dreinblickenden Nachbarn zu.
    „Siehst du nun
ein, dass es ein Fehler war, das Angebot unserer Frosch-Kooperative
auszuschlagen? Ich habe mir die Unterwasserheizung einbauen lassen und damit
den Winter zum Sommer gemacht. Du nicht, weil du Angst vor der zu hohen
Gasrechnung hattest. Das hast du jetzt davon.“
    Abraham trat
von einem Bein aufs andere und wusste nicht so recht, wie er Ernestine seinen Wunsch
vortragen sollte:
    „Wäre es
denkbar …? Ich meine ja nur … Was hältst du davon, wenn …? Nur
mal so ins Unreine gedacht …“, stotterte er verlegen oder weil er vor
Kälte schlotterte.
    „Ich kann mir
schon denken, worauf du hinaus möchtest“, kam ihm Ernestine entgegen, die nicht
auf den Kopf gefallen war und den Fliegenbraten roch.
    „Du möchtest
in meinen Teich einziehen, gib´s zu.“
    „Wie hast du
das erraten?“, staunte Abraham: „Kannst du jetzt schon Gedanken lesen? Ich
möchte ja gar nicht umsonst in deinem Teich wohnen. Wir könnten uns doch die
Gasrechnung teilen. Das wäre für uns beide von Vorteil.“
    „Ich wäre
nicht abgeneigt“, sagte Ernestine, „aber nur mit Vertrag. Wenn es dir ernst
ist, lass ich gleich meinen Notar Dr. Fliegenschnäpper kommen und wir setzen
den Nutzungsvertrag noch heute auf.“
    Freudig
stimmte Abraham zu, der es nicht abwarten konnte, seine eingefrorenen Glieder
ins wohlig warme Wasser zu tauchen und sich endlich wieder satt zu fressen.
    Der Winter war
erfreulich kurz in diesem Jahr. Gleich nach Einsetzen des Tauwetters zog
Abraham zurück in seinen von Eis und Schnee befreiten Teich, um die anteilige
Gasrechnung nicht unnötig in die Höhe zu treiben.
    Die Rechnung
ließ auf sich warten. Abraham hatte sie am Ende des Jahres schon vergessen, als
Ernestine ihn besuchte. „Die Kooperative hat heute die Gasrechnung für 2009
geschickt. Solche Sachen möchte ich schnell vom Tisch haben. Es wäre mir
deshalb lieb, wenn du sie sofort begleichen könntest.“
    Abraham, der
sich insgeheim einen lächerlichen Betrag von 25 Froscheiern ausgerechnet hatte,
quakte gut gelaunt: „Aber klar, Ernestine, machen wir doch.“
    „Hast du denn
einen solch hohen Betrag flüssig?“, zweifelte Ernestine.
    „Hoher
Betrag?“, fragte Abraham. „Dreitausendfünfhundert Froscheier, wenn du´s genau wissen
möchtest. Die Hälfte. Wie im Vertrag festgelegt“, sagte Ernestine kühl.
    „Zeig her“,
rief Abraham. „Das kann nur ein Irrtum sein. Ich habe deinen Teich keine drei
Wochen genutzt.“
    „Lies bitte
auch das Kleingedruckte“, riet Ernestine ihm noch „und prüfe die Echtheit
deiner Unterschrift.“
    Abrahams
Froschaugen wurden immer größer. Da stand es schwarz auf weiß: „Die
Vertragspartner teilen sich die Jahresrechnung für die im Jahre
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