Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute
Autoren: Christian Mähr
Vom Netzwerk:
der Hausherr des Pferdedeckenkaters, später ins ORF-Mikrofon sagen; wie er auf diesen merkwürdigen Vergleich komme, fragte ihn aber niemand. Mehrere Gäste der Schottschen Party mussten den völlig aufgelösten Manfredo Gonzales Leupold daran hindern, ins brennende Haus zu laufen; er schrie und weinte und erlitt einen Zusammenbruch, die Rettung brachte ihn ins Spital. Die Leupold-Villa brannte aus, die Ruine musste abgerissen werden.

    *

    Die Spekulationen, die sogar überregionale Medien wochenlang beschäftigten, brauchen hier nicht wiederholt zu werden, die Berichterstattung war ausgiebig genug. Ausgelöst wurden die Mutmaßungen natürlich durch die Leichen, die im Zustand mehr oder weniger massiver Zerstörung in den Resten der Kühltruhen gefunden wurden. Die Identifizierung gelang durch Zahnschemata und DNA-Vergleiche. Die Todesursachen gaben viele Rätsel auf. Bei Frau Leupold und Herrn Guttmann deutete alles auf einen Unfalltod – wenn die Fundumstände nicht auf ein Tötungsdelikt verwiesen hätten. Ein solches lag wiederum bei Margit Kaserer eindeutig vor, sie war erschossen worden, allerdings mit einer jahrzehntealten Parabellum-Munition; die biedere Hausfrau war ermordet worden, eine weitere männliche Leiche wies dagegen überhaupt keine Spuren von Gewalteinwirkung auf und konnte auch nicht identifiziert werden. Wie passte das alles zusammen?
    Manfredo Gonzales Leupold konnte darauf nur lückenhafte Antworten geben. Seine Oma habe ihm Dr. Nowak als Hüter des Hauses avisiert, berichtete er. Kurz vor der geplanten Reise nach Spanien sei das gewesen – Überraschung für ihre Tochter, die sie jahrelang nicht mehr gesehen hatte. Die Tochter, die zur Einvernahme anreiste, wusste von nichts, bestätigte aber die Neigung der Mutter zu skurrilen Einfällen und spontanen Entschlüssen. Die Oma habe Dr. Nowak wohl erlaubt, ihr Labor zu benutzen; er, Manfredo, kenne sich mit der Chemie überhaupt nicht aus und habe sich, wenn er in der Villa war, vom Labor ferngehalten, auch von den Kühltruhen, weil ihm Dr. Nowak das dringend ans Herz gelegt habe; es seien darin empfindliche Chemikalien aufbewahrt. »Am besten gehst du gar nicht in den Keller«, so habe sich Dr. Nowak ausgedrückt – und genau diesen Spruch sei er schon von der Oma gewohnt gewesen. Was genau der Chemiker in diesem Labor angestellt habe, entziehe sich seiner Kenntnis, weil er von der Chemienichts verstehe. Ob ihm denn nicht aufgefallen sei, dass die Oma sich nicht gemeldet habe, wollten die Ermittler wissen. Die Oma sei keine Telefoniererin gewesen, behauptete Manfredo, sie habe nie jemanden angerufen und habe nicht einmal ein Telefon besessen. Die Sache mit Nowak habe sie ihm geschrieben, den Brief von einem alten Nadeldrucker konnte er vorweisen. Natürlich habe er erwartet, dass sich die Oma brieflich bei ihm melden würde, was ein paar Wochen lang nicht erfolgt sei. Deswegen sei er unruhig geworden und habe seine Besorgnis auch kurz vor dem Jahreswechsel dem Dr. Nowak mitgeteilt, der ihn – das falle ihm jetzt im Nachhinein auf – zu beruhigen versuchte. Ein Telefonat mit der eigenen Mutter habe er hinausgeschoben, weil seit Jahren keine Gesprächsbasis mehr bestehe und jeder Versuch in Zwistigkeiten ende – fürs neue Jahr hab er sich allerdings vorgenommen anzurufen, um zu erfahren, wie es der Oma geht. Ja, auch das habe er gesprächsweise dem Dr. Nowak mitgeteilt …
    Die Ermittlung der genauen Brandursache erwies sich als unmöglich. Wegen der vielen Lösungsmittel, die illegal im Labor gelagert worden waren, konnte kein Brandbeschleuniger ausgemacht werden, auch kein spezifischer Entstehungsort. Der Brand war im ganzen Kellergeschoss zugleich ausgebrochen, das deutete auf Brandstiftung, zumal im Labor selber alle Elektrogeräte, Heizpilze und so weiter abgeschaltet waren. Die plausible Erklärung war die, dass Dr. Nowak, aufgeschreckt durch die Ankündigungen Manfredos, alles verloren gegeben und Selbstmord begangen hatte; allerdings auf eine sehr merkwürdige Weise. Aber merkwürdig waren die Handlungen dieses Individuums sowieso gewesen, ein Serientäter; wahllos bei seinen Opfern, die keine Gemeinsamkeiten aufwiesen. Möglich, dass er die Dr. Leupold erschlagen hatte, um an ihr Labor zu kommen, wieso er dann Margit Kaserer erschossen hatte, blieb ein Geheimnis, das auch ihre Schwester Marie Kaserernicht lüften konnte. Nur Hinweise geben konnte sie: Margit habe sich in den letzten Wochen zunehmend in sich selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher