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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus
Autoren: Alfred Weidenmann
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Sperling«, las der Hauptkommissar aus dem Fernschreiben vor. »Lauter gute Bekannte, bis auf den letzten, einen gewissen Eckstein, genannt Ekke. Vermutlich ist das der mit den Schmalzlocken und den Tennisschuhen.« Er las weiter, schmunzelte auf einmal und blickte auf. »Das wird Sie vielleicht interessieren, Herr Wildenbusch, oder wie immer Sie heißen wollen. Ihre geschnappten Freunde sind stinksauer auf Sie. Einerseits, weil ihre Pässe so liederlich schlecht gefälscht waren, und andererseits, weil Sie sich aus dem Staub gemacht haben, ohne ihnen ihre Anteile auszuzahlen. Sie sind erstaunlich aussagefreudig und bereit, bei einer Gegenüberstellung zumindest Ihre Stimme zu identifizieren und anschließend alles auszupacken, was diese Stimme von sich gegeben hat.«
    Aber auch jetzt sagte der »Mandarin« keinen Ton. Er starrte nun schon länger als eine Stunde, ohne sich zu rühren, ein Loch in die Wand gegenüber.
    »Meine Herren, mir reicht’s«, sagte Chefredakteur Kubatz, klappte sein Notizbuch zu und sprang auf. »Ich bedanke und empfehle mich für heute.« Er hüpfte vor dem Rathaus in sein knallrotes Cabrio und röhrte los.
    Zur selben Zeit kam der spindeldürre Page Fridolin atemlos zur Tür hereingestürmt.
    »Entschuldigung«, keuchte er, »aber es ist wahnsinnig wichtig.«
    »Davon bin ich bei dir überzeugt, bevor du den Mund aufmachst«, entgegnete Hauptkommissar Havelstein und betrachtete den grüngekleideten Jungen belustigt.
    »Also, wegen der Optal-Leute«, keuchte Fridolin Paschulke. »Sie sagen doch, daß ihre Namen vermutlich erstunken und erlogen sind.«
    »Du machst uns neugierig«, bemerkte Herr Jascheck.
    »Da ist nämlich was«, sagte der Hotelpage jetzt ein wenig kleinlaut, »und ich bin ein Hornochse, weil mir das nicht schon früher eingefallen ist.«
    »Um dir das bestätigen zu können, müßte ich die näheren Umstände kennen«, erwiderte Havelstein und versuchte ein ernstes Gesicht zu machen. »Schieß los.«
    »Nach Dienstschluß ist es immer meine letzte Aufgabe, die Nummern der Wagen aufzuschreiben, die über Nacht auf unserem Parkplatz bleiben. Es ist nämlich schon passiert, daß ein Gast sein Auto bei der Versicherung als gestohlen gemeldet hat, und dabei war es gar nicht bei uns abgestellt.«
    »Willst du damit sagen, daß du auch gestern die Autonummern eurer Hotelgäste notiert hast?« fragte der Hauptkommissar und sprang auf.
    »Hier, das ist mein Parkbuch«, sagte der Hotelpage, klappte ein Leinenheft auseinander und schlug die letzte Seite auf. »Da sind alle Wagen drin, und teilweise haben sie Nummern aus allen Himmelsrichtungen.«
    Der Hauptkommissar knallte seine Hände zusammen, riß dem Pagen das Leinenheft aus der Hand und boxte ihn vor die Brust. »Nein, du bist kein Hornochse, ganz im Gegenteil.«
    »Und was ist das Gegenteil?« fragte der Hotelpage neugierig.
    Aber Hauptkommissar Havelstein war bereits mit Jascheck im Nebenraum verschwunden. Dort standen die Fernschreiber und die Funkanlage. »Wenn du willst, kannst du rüberkommen und miterleben, wie eine Großfahndung angekurbelt wird«, rief er hinter sich.
    Der »Mandarin« hatte auch in den vergangenen zehn Minuten mit keiner Wimper gezuckt.
    Am nächsten Morgen war dieser Mann das einzige Gesprächsthema in Bad Rittershude.
    Seit die Zeitungen ausgeliefert wurden, brodelte es in der ganzen Stadt wie in einem Bienenkorb kurz vor der Völkerwanderung.
    Studienrat Dr. Purzer kam gleich nach dem Klingeln mit einem Stapel Hefte unter dem Arm und der Zeitung vor der Nase durch den Korridor und las auch weiter, als er das Klassenzimmer betrat.
    »Guten Morgen«, grüßte die 9 b.
    »Ja, einen guten Morgen«, sagte der Studienrat noch ein wenig abwesend und ließ dann die Zeitung sinken. »Bei diesem Wildenbusch hab’ ich jeden Samstag meine Schachzeitung gekauft«, meinte er und schüttelte den Kopf. »Sachen gibt’s, es ist nicht zu glauben...« Erwanderte durch die Tischreihen und blickte seine Schüler an, als säßen sie zum erstenmal in der Klasse. »Die Herren Glorreichen Sieben waren natürlich wieder mittendrin«, bemerkte er, drehte sich um und spazierte zur Wandtafel zurück. »Ist diese verfallene Villa wirklich so unheimlich, wie es in den Bad Rittershuder Nachrichten steht?«
    »Die Presse lebt von Übertreibungen«, winkte Emil Langhans ab.
    »Aber diese Bunker und unterirdischen Gänge«, bohrte der Studienrat nach, »die ursprünglich eine Tropfsteinhöhle gewesen sein sollen?«
    »Das stimmt
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