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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus
Autoren: Alfred Weidenmann
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einer Falschgeldbande sein soll, das ist bestimmt der riesigste Irrtum des Jahrhunderts.« Er hatte noch immer den Siamkater in seinen Armen.
    »Sie können es ja nicht wissen, Herr Hauptkommissar«, warf jetzt der Bürstenhaarschnitt ein, »aber wir sind mit dem Kioskbesitzer mehr oder weniger befreundet, und er war immer sehr freundlich zu uns.«
    »Das war er auch zu mir«, bemerkte Polizeimeister Kalender. »Es gehörte sicherlich zu seinem Plan, sich in der Stadt beliebt zu machen, und wir sind prompt auf ihn reingefallen. Dabei hab’ ich mir bis vor ein paar Minuten noch eingebildet, daß ich ein Menschenkenner bin.«
    »Leider gibt’s die Typen, denen man den Gangster schon von weitem ansieht, nur im Kino«, sagte der Hauptkommissar. »In Wirklichkeit kann man sie mit den nettesten Opas oder mit unschuldigen Sängerknaben verwechseln. Das macht unseren Job manchmal so schwierig. Wenn alle Schurken eine grüne Haut hätten oder blaue Haare, wären wir fein heraus.«
    Herr Havelstein hatte sich währenddessen bereits dem Korridor zugewandt. »Hier drin wird nichts angerührt«, sagte er an der Tür. »Sie, Herr Nielsen, sind mir dafür verantwortlich, daß der Blaue Salon abgeschlossen und versiegelt wird. Dasselbe passiert mit sämtlichen Zimmern, die von den Optal-Leuten bewohnt wurden.«
    »Sie können sich auf mich verlassen«, versicherte der Reviervorsteher.
    »Und Sie, lieber Herr Kalender«, fuhr Havelstein fort, »Sie stellen umgehend fest, was man im Bundeskriminalamt über diesen Wildenbusch gespeichert hat. Dazu lassen Sie sich vom Chefportier die Liste der angeblichen Vertreter geben. Mit Sicherheit sind die Namen genauso falsch wie ihre Hundertmarkscheine, aber probieren müssen wir’s. Und gehen Sie freundlicherweise zu Fuß in Ihre Dienststelle, es sind ja nur ein paar Meter. Lassen Sie den Schlüssel in Ihrem Wagen stecken, denn ich möchte auf jeden Fall noch zu diesem Zeitungskiosk fahren, so oder so.«
    »Schon unterwegs«, sagte der Polizeimeister und flitzte los, daß es nur so staubte.
    Als ein wenig später die Gruppe mit dem Hauptkommissar an der Spitze wieder in die Halle zurückkehrte, wurde im Aphroditensaal immer noch das Tanzbein geschwungen. Die Kapelle spielte augenblicklich ein Potpourri aus Evergreens.
    Chefredakteur Kubatz kam mit hochrotem Kopf aus einer der drei Telefonzellen angefegt. »Er ist tatsächlich da«, sagte er.
    »Da muß er sich ja verdammt sicher fühlen«, bemerkte Havelstein. »Immerhin weiß er doch jetzt, daß ich mit Kollege Jascheck hinter ihm her bin. Aber er scheint uns nicht ernst zu nehmen.«
    »Jedenfalls hat er einen gutgelaunten Eindruck gemacht«, meinte Herr Kubatz. »Wollte wissen, ob sein Hundertmarkschein und der von Herrn Bemmelmann wenigstens morgen in die Zeitung kämen, und hat sogar einen Witz gerissen«, der Chefredakteur paffte schnell hintereinander zwei kleine Pfeifenrauchwolken vor sich hin. »Im übrigen ist seine Stimme wirklich besonders tief. Das ist mir eigenartigerweise bisher noch nie aufgefallen.«
    »Jetzt fehlt uns der Streifenwagen vom Bunker«, bemerkte Kommissar Jascheck. »Andererseits wissen wir nicht, was der Bursche anstellt, wenn Polizei auftaucht.«
    »Wir werden ja nicht mit Blaulicht und Sirene angetanzt kommen«, entgegnete der Hauptkommissar. »Um Himmels willen, nur kein Klimbim und kein Theater.« Dabei hatte er seinen Stadtplan aus der Tasche geholt und faltete ihn jetzt auf dem Tisch der Portiersloge auseinander. Er ließ sich zuerst den Richard-Wagner-Platz zeigen und dann die genaue Lage des Zeitungskiosks.
    »Die offene Verkaufsseite ist da bei den Straßenbahnhaltestellen«, erläuterte Paul Nachtigall, »und die Tür liegt gegenüber der Sparkasse.«
    »Dann ist eigentlich alles klar«, stellte der Hauptkommissar fest und ließ den Stadtplan wieder in seinem Jackett verschwinden. »Unser Mercedes und der Funkstreifenwagen müssen gleichzeitig von beiden Seiten angerollt kommen und die einzigen Fluchtwege blockieren.«
    »Prost Mahlzeit, dann wird auf dem Richard-Wagner-Platz aber der Teufel los sein«, meinte der Chefportier. »Ich sage das nur, weil Sie doch kein Klimbim und kein Theater wollten.«
    »Stimmt allerdings«, pflichtete Herr Kubatz bei. »Ohne gehörigen Wirbel wird es nicht abgehen, wir haben jetzt Hauptverkehrszeit.«
    »Es geht vielleicht auch ohne Zirkus«, warf Kommissar Jascheck ein. Er hatte bisher nur mit einem Ohr zugehört und sich eigene Gedanken gemacht. »Ihr seid mit
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