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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus
Autoren: Alfred Weidenmann
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Er prüfte, ob sie gesichert war, und warf sie dann seinem Kollegen Jascheck zu. »Wenn Sie jetzt Ihre Hände auf den Rücken nehmen wollen?« sagte er daraufhin.
    Fritz Treutlein suchte den Blick von Karlchen Kubatz. »Also doch«, murmelte er.
    Herr Wildenbusch hatte sich vom ersten Schock noch nicht erholt. Wie ein großer Fisch, der an der Angel zappelt, klappte sein Mund auf und zu. Folgsam und wie hypnotisiert, tat er, was von ihm verlangt wurde. Es klickte zweimal kurz hintereinander, und als der Kriminalassistent mit dem zitronengelben Hemd zur Seite trat, sahen die Glorreichen silbrig glitzernde Handschellen auf dem Rücken des Zeitungshändlers.
    »Wow«, hauchte der dickliche Sputnik.
    Die Glorreichen Sieben blickten durch das geöffnete Verkaufsfenster in den Kiosk hinein — wie auf eine Kinoleinwand. Mitten unter ihnen war der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten.
    Drinnen nahm der junge Mann von der Spurensicherung jetzt dem Kioskbesitzer den Rest seiner Zigarre aus dem Mund. »Sie gestatten«, sagte er dabei, und dann betrachtete er sie. »Eine schwarze Brasil mit blütenweißer Asche, genau wie im Hotel zum Kurfürsten.« Er hatte den dunklen Stummel sehr vorsichtig und nur mit den Spitzen von Daumen und Zeigefinger angefaßt. »Nun, wir werden den Speichel untersuchen, und dann stellt es sich sehr schnell heraus, ob Sie, sehr geehrter Herr Wildenbusch, dieselben Zigarren auch im Blauen Salon geraucht haben, womit Sie dann allerdings eindeutig überführt wären.«
    »Wir dürfen uns doch ein wenig umsehen?« fragte Hauptkommissar Havelstein beiläufig. Aber er wartete die Antwort nicht ab und spazierte los.
    Inzwischen hatte sich der Kioskbesitzer wieder einigermaßen gefaßt. Er legte sein Gesicht in Dackelfalten und probierte es vorerst einmal mit der weichen Tour. »Ich verstehe Sie nicht, meine Herren«, sagte er kläglich. »Es muß ein Irrtum vorliegen, aber nehmen Sie Rücksicht. Mein Blutdruck ist viel zu niedrig, und ich habe deshalb heute noch nichts anderes als geriebene Äpfel gegessen...«
    »Ihre Stimme klingt eher nach Rauch und Whisky«, unterbrach ihn der Hauptkommissar. Dabei bückte er sich und blickte unter eines der mit Zeitschriften vollgestopften Regale. Auch Jascheck und Hoffmann guckten sich um.
    Auf dem Richard-Wagner-Platz quietschten die Straßenbahnen wie immer. Man stieg aus und ein, schlenderte an dem Zeitungskiosk vorbei und ahnte nichts. Aber da drängelten sich ja auch nur ein paar Jungen mit ihren Fahrrädern vor dem Verkaufstisch, und auf der anderen Seite parkte dicht bei der Tür ein alter Mercedes. Und daß in Sichtweite hinter der Sparkasse ein Streifenwagen der Polizei herumstand, das war auch nichts Besonderes.
    Mittlerweile war Herr Wildenbusch nervös geworden. »Was suchen Sie überhaupt?« wollte er wissen.
    »Ganz bestimmte Kartons«, antwortete Jascheck katzenfreundlich. »Oder vielleicht auch einen Koffer.«
    Jetzt stieg in Herrn Wildenbusch die Wut hoch. Seine Augen wurden ganz plötzlich hart wie Fensterglas. »Ich warne Sie, das wird Sie sehr teuer zu stehen kommen«, sagte er mit einer Kälte, die selbst einem Eisbären einen Frostschauer über den Rücken gejagt hätte.
    Aber Hauptkommissar Havelstein und seine Männer ließen sich nicht beeindrucken. Sie richteten sich erst auf, als Herr Kalender seinen Kopf durch die Tür steckte.
    »Herr Wildenbusch hat eine ganze Latte von Namen«, berichtete der Polizeimeister in dem Fischgrätanzug. »Aber sein richtiger Name im Geburtenregister ist Peter Maurer.«
    »Was reden Sie für einen Unsinn«, fauchte der Kioskbesitzer.
    »Maurer«, wiederholten Karlchen Kubatz, Paul Nachtigall und Emil Langhans fast im selben Atemzug. Sie hatten nur geflüstert.
    Aber Hauptkommissar Havelstein war trotzdem aufmerksam geworden und schaute zu den Glorreichen Sieben hinüber.
    »Maurer war der eigentliche Name von Carlo Maurus«, sprudelte Emil Langhans heraus. »Und diesem Carlo Maurus hat vor vielen Jahren die verfallene Villa mit dem Bunker gehört.«
    »Er soll zu seiner Zeit ein wahnsinnig bekannter Opernsänger gewesen sein«, ergänzte Paul Nachtigall.
    »Und woher habt ihr diese Wissenschaft?« fragte der Hauptkommissar verwundert.
    »Von Herrn Bellinghausen«, antwortete der Bürstenhaarschnitt. »Er lebt auf einem Wohnboot und kennt die Geschichte des unheimlichen Hauses wie sonst niemand. Sie müssen sich unbedingt mit ihm unterhalten.«
    »Dieser Herr Bellinghausen war lange Zeit Lokalredakteur
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