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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)
Autoren: Madeleine Puljic
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sichtbar wurde. Bei all dem Beton, Stahl und technischen Bauteilen, die in der Belüftungsanlage verbaut gewesen waren, hätte ein meterhoher Berg entstehen sollen, doch an der höchsten Stelle war der Schutthaufen kaum zwei Meter hoch.
    Dass sich der gesamte Rest des Turms in die unterhalb befindliche Höhle ergossen hatte, ahnten sie natürlich nicht.
     
    Als dieses Mal die Erde bebte, war niemand darauf gefasst. Die Bewohner der Unterstadt kamen in Massen zusammen, um zu sehen, wo es herkam und was diesmal Schaden genommen hatte. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Die Gänge um die Gärten waren teilweise bis an die Decke gefüllt mit Schutt, es gab kein Durchkommen.
    Man war von frischer Nahrung, Wasser und Luft abgeschnitten und niemand konnte sagen, wer sich zum Zeitpunkt des Einsturzes in den jetzt blockierten Bereichen aufgehalten hatte und aller Voraussicht nach entweder bereits erschlagen oder bald erstickt war.
    Einige versuchten mit bloßen Händen die Tunnel freizugraben, aber auch sie mussten bald die Aussichtslosigkeit ihres Handelns einsehen. Für jeden Brocken, den sie zur Seite schafften, rutschten ein Dutzend nach.
    In ihrer Verzweiflung wandten sich die Reinen an Haron. Der aber sah sich mit der Situation absolut überfordert – so hatte er sich seinen Aufstieg nicht vorgestellt.
    Was war geschehen? Hatten die Explosionen den Luftschacht doch beschädigt? Eine andere Quelle für all den Schutt konnte er sich nicht vorstellen. Sein erster Impuls war es, Nekru und Tiriot zur Verantwortung zu ziehen. Wenn etwas bei der Sprengung schief gegangen war, dann, weil einer der beiden geschlampt hatte.
    Die jammernden Massen vor seiner Kammer ließen ihn jedoch nicht durch. Für sie war nicht von Belang, wer eventuell dafür verantwortlich war – noch nicht. Sie wollten eine Lösung, die Sicherheit, dass ihnen nicht bald Luft und Wasser knapp wurden.
    Das Lynchen kommt erst an zweiter Stelle , dachte Haron zynisch.
    Doch er konnte ihnen weder Luft noch Wasser geben. Er hatte keine Ahnung, wie die Lüftungsanlage funktioniert hatte. Zwar regenerierten die Steinwände auch von selbst die verbrauchte Luft, aber nur über sehr lange Zeit. Schnell genug für zehn oder hundert Leute, ihre Anzahl betrug inzwischen jedoch mehrere tausend.
    Der einzige Weg, der ihm einfiel, war, die Tunnel freizuräumen – doch ohne Maschinen würden sie das niemals rechtzeitig schaffen. Selbst wenn sie sich bis an die Oberfläche gruben – dort würde sie nur ein wütender Klonmob erwarten, der nicht zögern würde, die gesamte Unterstadt auszurotten, Alte und Kinder eingeschlossen.
    Er hatte gedacht, in seiner Position als Schichtleiter genügend Erfahrung darin gesammelt zu haben, mit Rückschlägen umzugehen. Oft genug hatte er einen Schwerverletzten versorgt oder einer Familie beibringen müssen, dass ein geliebter Angehöriger nicht wieder nach Hause kommen würde. Doch für eine ganze Stadt die Verantwortung zu tragen, die sich von ihm einen Weg aus dieser ausweglos scheinenden Situation erhoffte – das war etwas, das seine Fähigkeiten überstieg.
    Nach langem Zögern entschloss er sich endlich dazu, Xenos in seinen Räumlichkeiten aufzusuchen. Auf den Hass, den dieser ihm entgegen sprühte, war er nicht gefasst.
    „Was hast du dir dabei gedacht?“, fuhr Xenos den Jüngeren anstatt einer Begrüßung an.
    Haron stutzte. „Ich? Ich hatte damit nichts zu tun! Denkst du, ich will uns alle umbringen?“
    „Langsam denke ich das wirklich!“, knurrte Xenos. „Hast du jemals auch nur einen Fingerbreit über deine eigene Nasenspitze hinaus nachgedacht? Dachtest du wirklich, du sprengst das Center und sie lassen den verfluchten Lüftungsschacht einfach stehen, weil er sich so nett in der Landschaft macht?“
    „Sie haben ihn gesprengt?“ Es war eher eine überflüssige Feststellung als eine Frage.
    „Natürlich, du Genie! Was dachtest du denn?“
    Haron fletschte die Zähne und versuchte, nach Xenos zu schlagen, doch er unterschätzte den alten Mann, der ein paar nützliche Gene mehr hatte und Harons Faust mühelos abfing.
    „Wenn du es wusstest, warum hast du mich nicht vorgewarnt?“
    Haron versuchte, sich loszureißen, doch Xenos Griff war eisern.
    „Wäre ich über deinen hirnverbrannten Plan informiert gewesen, hätte ich dich auch davon abgehalten. Jetzt ist es zu spät.“ Mit diesen Worten stieß er den Jüngeren von sich.
    „Natürlich ist es jetzt zu spät! Wir hätten uns wochenlang
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