Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Bild aus der Galerie hier machen? Gerade als das Tuch niederfiel und es bedeckte, bemerkte er den Unterschied. Das gleiche Gesicht, der gleiche Umhang, doch der junge Mann saß anders, und in seiner Hand fehlte etwas… Es war abgedeckt.
    »Ich fürchte, Sie sind ein Schwindler, Maresciallo. Sie wissen viel mehr, als Sie zugeben wollen.«
    »Nein, nein, ganz und gar nicht.«
    Er konnte unmöglich die ganze Sache mit seinem Freund Mario erklären. Er hatte sich bereits zum Narren gemacht, deshalb würde er dies nicht auch noch ausplaudern.
    »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie Ihr Freund Biondini von diesem Bild erfahren hat, aber Sie können ihm ausrichten« – Benozzettis Geste bedeutete dem Maresciallo, er möge nun gehen –, »daß es nicht auf dem Markt ist und auch nicht sein wird, und daß der Privatmann, in dessen Besitz es sich befindet, nicht möchte, daß alle Welt von seiner Existenz erfährt. Und daß ich, falls ich Besuch von ihm oder von irgendwem aus dem Ministerium bekäme, einfach sagen würde, ich hätte dieses Bild selbst gemalt. Verstehen Sie? Und sollte man meine Fähigkeit, es zu malen, in Zweifel ziehen, kann ich ein anderes vor den Augen dieser Herren malen. Ich hoffe, ich habe mich unmißverständlich ausgedrückt. Gut, ich bin sicher, Sie haben heute abend noch ebensoviel zu tun wie ich.«
    Er versuchte den Maresciallo hinauszukomplimentieren, doch der Maresciallo besaß das Talent, wie angewurzelt stehenzubleiben, wenn jemand ihn aus dem Weg haben wollte.
    »Es lag mir völlig fern, Sie zu beleidigen«, sagte er, »und Biondini hat, soviel ich weiß, weder von Ihnen noch von diesem Bild eine Ahnung.«
    Wie war er nur in diesen Schlamassel hineingeraten? Er hatte diesem Mann einen tiefen Schrecken eingejagt, ohne zu begreifen wie, und wenn ihm daran gelegen war, ihn nach dem, was soeben geschehen war, zu einem Besuch in Marcos Atelier zu bewegen, mußte er ihn versöhnlicher stimmen. Er spielte mit dem Gedanken an Mario, den Kustos, und verwarf ihn, nicht weil er sein Gesicht wahren wollte, sondern weil man diese Geschichte, wie so viele wahre und einfache Dinge, nicht glauben würde. Danach blieb ihm nur eine Möglichkeit.
    »Trotzdem«, setzte er an, »ich bin Ihnen wohl eine Erklärung schuldig. Ich habe den wirklichen Grund für meinen Besuch vor Ihnen geheimgehalten, jedoch nicht aus finsteren Motiven, und es hat auch nichts mit Tizian oder Dr. Biondini zu tun. Ich habe nur vor mich hin geredet, um Sie abzulenken. Mir hätte klar sein müssen, daß ein Mann von Ihrer Intelligenz mich durchschaut, und bei meiner Arbeit befasse ich mich kaum mit Höherem als geraubten Handtaschen, gestohlenen Fotoapparaten und so weiter, deswegen bin ich ein bißchen ins Trudeln geraten. Es ist wohl besser, ich sage Ihnen alles. Marco, der junge Landini, möchte, daß Sie in sein Atelier kommen, aber nicht um ein Erinnerungsstück an seinen Vater auszuwählen, obwohl Sie, wie ich weiß, herzlich eingeladen sind, auch dies zu tun, sondern um sich ein Gemälde anzuschauen, das sich dort befindet.
    Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte das nicht zur Sprache bringen müssen, und ich hatte auch beschlossen, mir dieses Gemälde selbst gar nicht anzuschauen. Den Grund dafür muß ich Ihnen nicht auseinandersetzen, weil Sie mit Ihrem Tizian hier das gleiche Problem haben…«
    »Strenggenommen ist es nicht mein Problem. Ich restauriere es nur, das ist alles.«
    »Trotzdem verstehen Sie doch, worauf ich hinauswill. Wie es scheint, hatte Marcos Vater die Absicht, es zu verkaufen. Die Herren vom Auktionshaus haben ihn aufgesucht. Er aber findet in der Sammlung seines Vaters keinen Eintrag zu diesem Gemälde, und er befürchtet, in etwas hineinzugeraten, womit er nicht umgehen kann. Wie ich schwimmt er total. Er braucht Rat. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihm einen geben könnten, und offiziell haben Sie und ich einander nie kennengelernt. Es liegt ganz bei Ihnen. Und nun lasse ich Sie wirklich in Frieden.«
    Benozzetti führte ihn schweigend zur Tür, und lautlos schloß sie sich hinter ihm.
    »Wo um Himmels willen bist du denn gewesen?«
    Der Tisch in der ordentlichen, hell erleuchteten Küche war für zwei gedeckt, und Teresa kostete etwas aus einem Topf, der auf dem Herd stand.
    »Haben die Jungs schon gegessen?«
    »Vor einer halben Stunde. Sie hatten Hunger. Du hast nicht gesagt, daß du später kommst.«
    »Nein… hab ich wohl nicht. Es riecht gut, gibt es Pasta?«
    »Die Sauce ist für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher