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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier
Autoren: Anu Stohner
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wenn ihr da seid, ist es gut, aber wenn nicht, ist es aus.«
    » Ist es aus – haben sie das gesagt?«, fragte Robert.
    »Drücke ich mich heute undeutlich aus, oder was ist los?«, fragte seine Mutter.
    Von da an rauschte die Sportschau ein bisschen an mir vorbei, obwohl Dortmund, glaub ich, gegen die Bayern gewann. Die zwei größten Dödel der ganzen Schule, hatten die Mädchen gesagt. Und dass es sonst aus ist. Das hieß dann ja, dass es noch nicht aus war . Und wenn es noch nicht aus war, hatten wir ein Problem.
    »Was meinst du …«, fragte ich Robert, als er nach der Sportschau mit zu mir zum Abendessen kam. Es gab Pizza, und er durfte bis zehn bleiben.»Was meinst du, ist es fair, Freundinnen in verschiedenen Zeiten zu haben?«
    »Sie wissen ja nichts voneinander«, sagte Robert.
    Das stimmte, aber es war natürlich keine Antwort auf meine Frage.
    »Obwohl …«, sagte Robert.
    »Was obwohl ?«, fragte ich.
    »Obwohl das natürlich keine Antwort auf deine Frage ist«, sagte Robert.
    (Falls ihr euch wundert: Wir sind eben nicht zuf ällig beste Freunde.)
    »Also was machen wir?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte Robert.
    Danach gingen wir eine Weile schweigend nebeneinander her. Wuschel war auch dabei, aber er muckste sich nicht. Warum auch? Hunde haben so Probleme wahrscheinlich nicht, nicht mal Wunderhunde.
    Und dann hatte ich eine Idee, keine gef ährliche diesmal, aber eine praktische.
    »Weißt du, was mir aufgefallen ist?«, fragte ich.
    »Im Schwimmbad?«, fragte Robert.
    »Nein, Mann, in der Ritterzeit!«
    »Keine Ahnung.«
    »Mir ist aufgefallen, dass die Mädchen ein paarmal gar nicht geredet haben wie Burgfräulein«,sagte ich. »Einmal zum Beispiel, als wir über den Eisenbieger und seine Muckis gesprochen haben. Da hat Irmtraud was von Muckibuden und verbotenen Pillen erzählt, und so was gab’s in der Ritterzeit doch gar nicht. Oder Autogramme, die gab’s doch bestimmt auch noch nicht.«
    »Stimmt«, sagte Robert. »Und später hat sie ›Bluff‹ gesagt und ›allererste Sahne‹. ›Bluff‹ ist sogar englisch, und ›allererste Sahne‹ ist bestimmt auch kein Ausdruck aus der Ritterzeit.«
    »Das hat sie gesagt? ›Bluff‹ und ›allererste Sahne‹?«, sagte ich. »Wann?«
    »Als sie dich vor dem weißen Zelt so peinlich abgeknutscht hat.«
    »Und was hat Ingrid mit dir gemacht?«
    »Okay, Friede«, sagte Robert. »Und weiter?«
    »Was weiter?«
    »Du hast gefragt, ob mir aufgefallen ist, dass sie manchmal nicht wie Burgfräulein geredet haben – und?«
    »Das ist doch komisch, oder?«, sagte ich.
    »Zauberschwerter und Zeitreisen in die Ritterzeit sind auch komisch«, sagte Robert. »Und dass die Zeit, die man dort ist, schneller vergeht. Dass man sogar über Nacht bleiben kann und trotzdem zur Sportschau zurück ist.«
    Da hatte er natürlich recht. Aber trotzdem.
    »Ich meine, woher können die Wackerburger Mädchen Wörter, die sie in der Ritterzeit unmöglich kennen konnten? Oder Englisch? Kuno weiß zum Beispiel nicht mal, was Fußball ist, und als mir zum ersten Mal ›okay‹ rausgerutscht ist, hat er geguckt wie ein Auto.«
    »Du meinst, wie eine Kutsche«, sagte Robert.
    »Was?«, fragte ich. Aber dann hatte ich den Witz kapiert. »Nein, aber jetzt im Ernst«, sagte ich.
    »Was im Ernst?«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Vielleicht machen Ingrid und Irmtraud auch Zeitreisen«, sagte Robert. »Dann wirbeln sie eine Halskette oder was im Kreis und landen in irgendeinem Schwimmbad, wo Jungs auf Decken sitzen und über Muckibuden reden, und einer sagt gerade: ›Boah, hat der mit der Sonnenbrille Muckis!‹ Und ein anderer sagt: ›Alles Bluff, die hat er sich mit Pillen angefuttert!‹ Und noch ein anderer sagt: ›Egal, ich geh den jetzt verarschen und frag nach einem Autogramm!‹«
    Manchmal hat Robert Ideen, das fasst man nicht, aber jetzt brachte er mich echt ins Grübeln.
    »Du meinst …«, sagte ich.
    »Ich meine gar nichts«, sagte Robert. »Außer dass man’s nicht wissen kann.«
    »Aber wir könnten sie doch fragen«, sagte ich.
    »Heißt das, du willst bald wieder hin?«, fragte Robert.
    »Ja«, sagte ich. »Sowieso müssen wir uns noch bei Ritter Friedebert bedanken.«
    »Und das Problem, ob’s fair ist, wenn man Freundinnen in verschiedenen Zeiten hat?«, fragte Robert.
    »Da reden wir hinterher noch mal drüber«, sagte ich. »Wenn wir zurück sind.«
    »Okay, wann geht’s los?«, fragte Robert.
    »Am Montag vielleicht«, sagte ich. »Nach der Schule.
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