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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier
Autoren: Anu Stohner
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normalen Rüstung hätten ihn natürlich alle erkannt. Darum trug er eine viel zu große, und auf dem Pferd fiel das auch gar nicht auf. Aber jetzt, als er über die Kampf bahn stakste!
    Der zittrige weiße Herold erwartete seinen Meister, und zusammen schlichen sie davon. Was Reptiliges hatten die jetzt nicht mehr an sich. Sie sahen eher wie arme Würstchen aus. Vielleicht erfuhren wir ja eines Tages, was ihre Unterf ieslinge zu der schmachvollen Niederlage sagten …
    »Buschige Augenbrauen und eine spitze Nase – Mann, bin ich eine Tröte!«, hörte ich Kuno stöhnen.
    »Mach dir nichts draus, ich hätte auch draufkommen können«, tröstete ich ihn. »Sogar bei allen beiden.«
    So war’s nämlich. Ich hab ja erzählt, dass ich den rappeldürren Ritter kannte. Und wenn ich ein bisschen genauer hingeschaut hätte, wie Wuschel und der Burgherr sich beim Abendessen begrüßten …
    Dann rief ein Witzbold: »Er macht sich dünne!«, und aus dem Gelächter wurde ein Lachorkan.
    Und dann? Dann gab es ein Fest auf der Wackerburg,dass mir um die bröckeligen Mauern angst und bange wurde. Es wurde gelacht und gefeiert und getanzt, und der Burgherr musste wieder und wieder erklären, warum er in die Maske des Schwarzen Ritters geschlüpft war. Dabei war die Antwort ganz einfach: Er wollte Turniere gewinnen, um die Wackerburg zu erhalten und den fiesen Wolfeckern nicht endgültig das Tal und die Landstraße zu überlassen. Hätte er das als Ritter von Wackerburg gemacht, hätten die Raubritter nur auf ein Turnier zu warten brauchen, das ihn weit genug von zu Hause fortführte, und sie hätten die Wackerburg gestürmt. Oder es jedenfalls versucht. Das ehrlose Gesindel.
    Robert und ich lachten und feierten und tanzten auch. Wir feierten mit Kuno, der schrecklich stolz auf seinen Vater war. Wir lachten mit Rigobert und Dagobert, die sich nicht einigen konnten, wer fester verschnürt im Zelt der Weißen gelegen hatte. Und natürlich tanzten wir mit den Mädchen. Verzeihung: mit den Burgfräulein. Die Fatzkes von der Tribüne glotzten sich die Augen aus dem Kopf, aber sie hatten keine Chance.
    Und das mit den Federn? Hatte sich erledigt, logisch. Das heißt, Robert und ich nahmen jeder eine weiße mit, unauff ällig, der Helm von demWeißen lag ja da nur rum. Die Silberreiherfedern hängen jetzt in unserem Zimmer an der Wand, aber ehrlich gesagt: Wenn man’s nicht weiß, kommt man nicht drauf, dass es Trophäen sind.
    Punkt sechs waren wir zu Hause. Es ging alles glatt. Wir verzogen uns hinter die Geheimversteckhecke, ich hielt mich an Robert fest, Wuschel sich an mir, und Robert schwang das Zauberschwert. Nur der Abschied vorher war schlimm. Es ist immer schlimm, wenn wir von den Wackerburgern Abschied nehmen müssen. Kuno tut dann immer cool, und die Zwillinge juxen rum, aber wenn man ihre glänzenden Augen sieht, weiß man Bescheid. Am schlimmsten war’s natürlich mit den Mädchen, aber ihr wisst ja, wie das ist, das muss ich euch nicht erzählen.

Das achtundzwanzigste Kapitel, in dem Tim und Robert sich fragen, ob man Freundinnen in verschiedenen Zeiten haben kann
    (Aber eine Antwort auf die Frage wissen sie erst mal nicht!)
    Ich erzähl nur noch schnell, wie es zu Hause war. Wir landeten also Punkt sechs in Roberts Zimmer, und genau da rief seine Mutter die Treppe hoch, was denn los wäre, ob wir auch noch die Sportschau verpassen wollten?
    »Wieso auch noch ?«, fragte ich Robert.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    Aber als wir dann vorm Fernseher saßen, erfuhren wir’s. Die Mädchen hätten geklingelt, Nina und Klara, erzählte Roberts Mutter, so um drei, halb vier, und sie hätte dreimal die Treppe hochgerufen, aber keine Antwort gekriegt. Da hätte sie gedacht, wir wären vielleicht raus, ohne dass sie’s gemerkt hat, oder wir hätten was Besseres zu tun. Die Mädchen wären dann abgezogen.
    »Und was wollten sie?«, fragte ich.
    »Sauer waren sie«, sagte Roberts Mutter.
    »Auf uns?«, fragte Robert.
    »Nein, auf mich«, sagte seine Mutter.
    Das ist so ihr Humor, und meistens kann ich darüber lachen. Aber jetzt gerade nicht so richtig, und ich glaube, Roberts Mutter hat das gemerkt.
    »Natürlich nicht«, sagte sie. »Sie haben sich beschwert, dass ihr sie mit den zwei größten Dödeln der ganzen Schule allein im Schwimmbad habt sitzen lassen.«
    » Mit den zwei größten Dödeln – haben sie das gesagt?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Roberts Mutter. »Und dass sie morgen um elf wieder ins Schwimmbad gehen, und
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