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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition)
Autoren: Gabriel Galen
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ein Gefühl unbändiger Freude erfaßte mich, als wir gleich darauf in Galopp über die angrenzenden Wiesen flogen. Auf einmal jedoch war es mir, als ritten wir in eine dichte Nebelwand. Mir wurde schwindelig und ich glaubte, ersticken zu müssen. Vor meine Augen legte sich ein schwarzer Schleier, der gleich darauf in vielfarbige Fetzen zerbarst. Unter dann lag vor uns im Licht tausender Sterne eine weite Landschaft – fremd und doch vertraut.
    Targil zügelte sein Pferd. „Willkommen in Valamin, Athama!“ sagte er und verbeugte sich im Sattel. „Mögen die Götter Euch Glück schenken, sowie Ihr es uns geschenkt habt. Doch nun laßt uns eilen! Die Sterne werden bald verblassen, und in den ersten Strahlen der Morgensonne werdet Ihr die Mauern von Torlond sehen.“
    Plötzlich wurde mir bewußt, daß sich irgendetwas an mir verändert hatte. Verwundert stellte ich fest, daß mein Hausanzug verschwunden war und ich an seiner Stelle in weiches Wildleder gekleidet war. Ich trug eine eng anliegende Hose und weiche hohe Stiefel, die wie angegossen meine Beine bis über das Knie umschlossen. Eine Jacke mit kleinen Schößen wurde in der Taille mit einem breiten Ledergürtel gehalten, und unter der Jacke spürte ich ein Hemd aus leichter Wolle. Um meine Schultern flatterte ein weiter Umhang, der mit einer feinen Kette am Hals geschlossen war. Ich war erstaunt, doch nach den vorhergegangenen Ereignissen konnte mich das auch nicht mehr aus der Ruhe bringen. Ich hatte mich damit abgefunden, mitten in einem Märchen zu sein, und nahm mir vor, mich über nichts mehr zu wundern, was auch geschah, und sei es noch so unwahrscheinlich. So folgte ich Targil, der in zügigem Galopp voranritt, voll Neugier auf das, was mich erwarten würde. Tausend Fragen brannten auf meiner Zunge, doch Targil hielt sich stets voran, sodaß ich sie nicht loswerden konnte. Daß er selbst nicht viel sprach, wunderte mich nicht, denn das entsprach seinem Wesen, das ich selbst ihm zugeschrieben hatte. Obwohl Sama einen sanften Schritt hatte, begannen mir nach einiger Zeit die Glieder zu schmerzen, da ich das Reiten nicht mehr gewohnt war. Als daher im Osten der erste helle Streifen des neuen Tages die Sterne verblassen ließ, rief ich Targil zu:
    „Können wir nicht einmal etwas langsamer reiten? Denk mal daran, daß ich nicht wie du jeden Tag auch einen Pferderücken sitze, sondern auf meinem Schreibtischstuhl. Schon jetzt weiß ich, daß ich mich am nächsten Tag vor Muskelkater nicht werde rühren können.“
    Targil zügelte sein Pferd. „ Verzeiht, Athama!“ sagte er und verbeugte sich leicht. „Ich vergaß, daß Euer Körper nicht so in unserer Welt zu Hause ist, wie es Eure Gedanken sind. Aber es ist nicht mehr weit. Schaut!“ Er wies mit der Hand in die Richtung auf die aufgehende Sonne. „Dort vorn seht ihr schon die Türme von Torlond. Der König wird uns schon erwarten.“
    Ich blickte ihn die Richtung, die seine Hand mir wies, und wirklich – in den ersten Strahlen der aufsteigenden Sonne erblickte ich eine Stadt, deren Umrisse sich gegen den heller werdenden Himmel abzeichneten. Auf einmal schien meine Müdigkeit verflogen. Die Aussicht, das Ziel so bald zu erreichen, beflügelte mich, und ich trieb Sama wieder an.
    Während des nächtlichen Rittes hatte ich meinen Gedanken freien Lauf lassen können, und irgendwie kam mir das alles nun gar nicht mehr so abwegig vor. Ich hatte dieses Land, diese Menschen zum Leben erweckt – also gab es sie! Sie existierten, zumindest für jeden, der bereit war, daran zu glauben. Warum sollten neben der Welt, in der ich lebte, nicht noch andere ihren Platz haben, die wir mit unseren Sinnen nur ahnen, nicht erfassen konnten? Vielleicht war auch unsere Welt einmal nur das Produkt einer lebhaften Phantasie gewesen, doch - einmal erschaffen durch die Kraft von Gedanken - war sie da, hatte sich entwickelt, hatte in logischer Konsequenz auch eine Vergangenheit und würde auch in Zukunft unabhängig von ihrem Schöpfer fortbestehen, wenn dieser sich nicht entschloss, sie untergehen zu lassen. Warum sollte die Kraft der Gedanken es nicht ermöglichen, in eine solche Welt vorzudringen, wenn die gleiche Kraft sie erschaffen konnte? Darum wunderte es mich auch nicht mehr, daß ich Targils Sprache verstand. Zwar wußte ich genau, daß es nicht meine eigene Sprache war, denn so hatte ich sie mir nie gedacht, aber es war nur logisch, daß ich sie auch beherrschte, denn sie war er ein Teil dessen, was ich
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