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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition)
Autoren: Gabriel Galen
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fertig, euch in die Augen zu sehen.“
    Nun trat auch Deina auf mich zu. „Nein, Athama!“ sagte sie. „Es ist nicht ganz so, wie Ihr denkt. Nicht alles, was uns widerfuhr, entsprang Eurem Willen. Wir hier in unserer Welt wissen einiges, von dem Ihr keine Kenntnis habt, obschon die Kraft Eurer Gedanken diese Welt in Euer Bewußtsein rief. Doch kommt, Ihr sollt Euch erst einmal ein wenig erfrischen nach Eurem langen Ritt und den Anstrengungen dieser Nacht. Ich werde Euch dabei Gesellschaft leisten. Danach werden wir uns zusammensetzen und frühstücken, denn Ihr werdet hungrig sein.“
    Nun hatte mich das Zusammentreffen mit diesen Menschen doch völlig aus der Fassung gebracht, und ich war Deina dankbar, daß sie mich nun von den beiden Männern fort brachte. Irgendwie war ich gar nicht mehr so sicher, daß ich diesen dreien haushoch überlegen war, weil sie mir angeblich ihre Existenz verdankten. So war ich froh, daß Deina mich in einen gemütlich eingerichteten Raum führte, in dem Wasser und frische Tücher bereitstanden, und ich den Staub des langen Rittes abwaschen konnte. Seltsamerweise fühlte ich keine Müdigkeit, obwohl ich die ganze Nacht auf gewesen war. Während ich mich erfrischte, hatte Deina ein bereitgelegtes Gewand aufgenommen und hielt es mir nun entgegen.
    „Wenn ihr wollt und es Euch gefällt, könnt ihr dieses Gewand hier tragen“, sagte sie. „Es wird Euch wohl passen. Hier im Palast wäre Eurer Reitanzug nicht ganz angebracht, und die die Dienerschaft könnte sich verwundern, da außer Targil, meinem Bruder und mir niemand weiß, wer Ihr seid.“
    Während Deina mir half, das ungewohnte Kleidungsstück anzulegen, fragte ich sie:
    „Was für ein Wissen ist das, das ihr mir voraushabt?“
    „Verzeiht, Athama, wenn Ihr nun etwas erfahren müßt, das Euch vielleicht kränken wird“, antwortete Deina und schloß die Knöpfe des Kleides auf meinem Rücken. „So, wie Ihr von uns wißt, wissen wir durch Euren eigenen Wunsch auch von Euch, und daher fühlen wir, daß es in Eurer Welt Magie und Zauberei, Dämonen und Götter nicht gibt, obwohl wir das nicht begreifen können. Doch für uns sind diese Dinge sehr real und darum wissen wir, daß nicht alles, was mit uns geschah, von Eurem Willen gelenkt war. Habt Ihr nicht oft gespürt, daß Euch Eure Geschichte entglitt, wie sie eigene Formen annahmen, und wie unser Handeln oft gar nicht dem folgte, was Eurem Wunsch entsprach? Ihr glaubtet, stets wie Macht zu haben, alles nach Eurem Willen gehen zu lassen. Doch denke einmal zurück, wie viel geschah, was ihr nicht geplant hattet. Mit Euren Gedanken gabt Ihr nur dem Gestalt, was schon lange existierte. Ihr habt es nicht erschaffen, ihr habt ihm nur aus dem Nebel des Unbewußten heraus geholfen. Ihr konntet nur hier und da das Ganze in andere Bahnen lenken. Darum auch sind wir euch dankbar, denn wenn in Euch nicht tief verwurzelt eine Ab-scheu gegen den Triumph des Bösen läge, wäre es nie zu dem glücklichen Ausgang gekommen, den unser Abenteuer genommen hat. Das ist der Grund, warum wir Euch lieben und warum uns Euer Wunsch, mit uns zu leben, so glücklich gemacht hat. Und wir hoffen, daß auch Ihr hier glücklich werdet, den wir wissen nicht, ob die Möglichkeit besteht, daß Ihr je wieder in Eurer Welt zurück gelangen könnt.“
    Deinas Worte trafen mich wie ein Schlag. Daran hatte ich, als ich Targil folgte, über-haupt nicht gedacht, daß ich vielleicht nie wieder zurückkehren konnte. Deina sah mein Erschrecken und legte tröstend ihren Arm um meine Schultern.
    „Ich bitte Euch, Athama“, sagte sie weich. „Es ist ja nicht gewiß, daß ihr nicht zu-rückkehren könnt. Ihr selbst werdet den Weg wohl finden, wenn es an der Zeit ist, genauso wie Ihr den Weg hierher gefunden habt.“
    Doch ich sank niedergeschlagen in einen Sessel. Blindlings hatte ich mich in dieses Abenteuer gestürzt, ohne über die Folgen nachzudenken. Was würde geschehen, wenn ich nicht zurück war, ehe jemand mein Verschwinden entdeckte? Würde man nicht sogar vermuten, ich sei einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet, welche Sorgen man sich machen würde und welche Konsequenzen mein Verschwinden haben konnte. Mir war überhaupt nicht bewußt geworden, daß mein Entschluß, Targil zu folgen, endgültig sein könnte. Ich war ein-fach der Verlockung gefolgt, die die Erfüllung meines Wunsches darstellte. Deina bemerkte, daß ich den Tränen nahe war.
    „Ach, Athama! Verzeiht
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