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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition)
Autoren: Gabriel Galen
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empfinden, denn er geleitete mich sofort in den angrenzenden Raum, in dem schon ein reichhaltiger Frühstückstisch gedeckt war. Fast hätte ich mich ohne Umschweife am Tisch niedergelassen, als mir noch gerade rechtzeitig einfiel, daß das meinen Ritter wohl in höchstem Maße verblüfft haben würde. So wartete ich ab, bis er mir den Stuhl zurecht geschoben hatte und setzte mich dann erst nieder.
    Deina hatte mir gegenüber Platz genommen, und nun setzten sich auch die beiden Männer an die anderen Seiten des nicht gerade kleinen quadratischen Tisches. Rowin klatschte in die Hände, und schon schwirrten einige dienstbare Geister herein, hübsche valaminische Mädchen, die uns flink bedienten. Da die anderen ohne Zögern zugriffen, tat ich das auch, denn ich merkte auf einmal, daß ich einen gewaltigen Hunger hatte. Die Speisen schienen mir zwar ungewohnt, jedoch keineswegs fremd. Es gab frisches Brot, kalten Braten, Eier, Käse und Butter, und süßes Fruchtmus, das nicht viel anders als unsere Marmelade schmeckte. Auch an Honig fehlte es nicht. Als Getränk gab es frisches Wasser, eine Art Kräutertee und verschiedene Fruchtsäfte.
    Während wir aßen, berichtete Deina, was mir Kummer bereitete, und gab meine Bitte weiter, daß ich zurück zu der Stelle wollte, wo wir Valamin betreten hatten. Erwartungsvoll sah ich Targil an, da ich glaubte, er würde meinem Wunsch sofort zustimmen. Doch Targil senkte den Blick und schwieg betreten. Auch Rowin schaute nicht auf, und Deina und ich sahen die beiden verwundert an.
    „Was ist los?“ platzte ich heraus. „Was, zum Teufel, verschweigt ihr mir?“
    „Verzeih, Athama, “ sagte Rowin unglücklich, „aber wir wissen nicht, wo diese Stelle ist.“
    „Aber Targil muss doch wissen, wo er Valamin verließ und von welcher Stelle aus er zu mir gelangte!“ rief ich verzweifelt. „Wie hätte er denn sonst gewußt, wohin er reiten mußte?“
    „Ich wußte nur, daß ich nach Westen reiten mußte, so wie Rowin es mir gesagt hatte“, antwortete Targil zerknirscht. „Ich bin im Dunkeln losgeritten, kurz nachdem wir merkten, daß du uns riefst. Irgendwann kam ich dann plötzlich durch den Nebel, den wir auch auf dem Rückweg durchquerten. Ich wußte irgendwie, wo ich dich finden würde, und so kam ich zu deinem Haus. Aber wo genau den Nebel mich aufnahm, weiß ich nicht zu sagen.“ Targil sah genauso verlegen drein wie Rowin.
    „Ach du liebe Güte! Das ist ja entsetzlich!“ stöhnte ich. „Muß ich denn jetzt ganz Valamin absuchen, um irgendwann wieder nach Hause zu kommen?“
    Ich stützte die Ellenbogen auf den Tisch und vergrub mein Gesicht in den Händen. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Am Tisch herrschte betretenes Schweigen. Die drei Freunde sagen sich unglücklich an.
    „Wir müssen ihr unbedingt helfen!“ flüsterte Deina. „Stellt euch vor, wie es uns zu Mute wäre, wenn wir nicht wüssten, ob wir die Heimat je wiedersehen.“
    „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht“, sagte Rowin und erhob sich. Er kam um den Tisch herum und legte sanft seine Hand auf meine Schulter. „Weine nicht, Athama!“ sagte er. „Die Götter werden dir zu einer glücklichen  Heimkehr verhelfen genau wie uns. Und wir werden versuchen, dir genauso beizustehen, wie du es für uns getan hast. Komm, ruh dich ein wenig aus. Dann werden wir beratschlagen, was wir tun können.“
    Als ich mich erhob und ihm zuwandte, nahm er sein Taschentuch und trocknete mir mit einer so zarten  Geste die Tränen, wie ich sie einem so rauhen Krieger wie ihm nie zugetraut hätte. Ich nahm ihm das Tuch aus der Hand und putzte mir die Nase.
    „Nein, Rowin, ich will mich nicht ausruhen“, sagte ich dann. „Und Ihr habt wohl auch nicht viel Zeit, die ihr für mich verschwenden könntet. Immerhin habt ihr gerade einen Krieg hinter euch, der in Valamin viel Unheil angerichtet hat. Und besonders du als Herrscher dieses Landes wirst wohl überall gebraucht werden.“
    „Aber Athama!“ sagte Targil erstaunt. „Der Krieg gegen die Kawaren liegt schon ein Jahr zurück, und alles geht längst wieder seinen geregelten Gang. Ich dachte, du wüßtest das!“
    „Was sagst du da?“ Ich war völlig konsterniert. „Das ist doch wohl unmöglich! Ich habe diesen Krieg doch erst in der vergangenen Nacht zu Ende gehen lassen.“
    „Und doch ist es so, wie Targil sagt“, warf Deina ein. „Bedenke doch, daß du hier in einer anderen Welt bist. Wer kann sagen,
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