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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus
Autoren: Linda Fairstein
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dieses Jahr fangen sie ja gut an. Sie sind zu jung, um sich daran zu erinnern, aber mir kommt es langsam vor wie die achtziger Jahre.«
    Unter Mordermittlern gab es eine Tradition, auf die Anzahl der Mordfälle zu wetten, die sich bis zum Jahresende ereignen würden. Hector kontrollierte das Teilnehmerfeld, da man sich bis zum Spätsommer entscheiden musste. Falls noch Plätze frei waren, bot man den Staatsanwälten kurz vor der Weihnachtsfeier an, sich noch an der Wette zu beteiligen.
    »Bisher haben wir dieses Jahr in Manhattan nur dreihundertzweiundsechzig Morde gehabt. Achtundachtzig hab ich mich nur um sechs Leichen verschätzt. Damals waren's insgesamt siebenhundertvierundsechzig - unglaublich, oder? Und da stöhnen diese Flaschen, dass sie überarbeitet sind, wenn sie eine Hand voll von Ermittlungen am Laufen haben.«
    Chapman kam ohne Mantel, aber mit einer riesigen Taschenlampe aus dem Büro des Hausverwalters. Er gab Hector die Hand und fragte, ob die Spurensicherung schon fertig sei.
    »Schwierig, das als Tatort zu deklarieren. Der Hausverwalter hat es den ersten Jungs vor Ort als Unfall beschrieben. Peterson hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die Spurensicherung rüberkam und es sich ansah, so halb inoffiziell. Sie behandeln es als einen verdächtigen Todesfall, aber noch nicht als Mord. Es passiert nicht jeden Tag, dass eine Frau wenige Stunden, nachdem jemand viel Geld dafür bezahlt hat, sie umzulegen, in einen Aufzugsschacht vor ihrer Haustür fällt«, gab Hector zu bedenken. »Sie haben ein paar Aufnahmen von der Leiche gemacht, bevor man sie rausgeholt hat. Ihr könnt euch alles gerne anschauen. Was ihr sehen werdet, sind nur ein paar dunkle Flecken.«
     
    Lieutenant Peterson, ein altgedienter Detective, der die Mordkommission leitete, konnte von der Spurensicherung praktisch alles haben, worum er sie bat. Er hatte den besten Instinkt, was Ermittlungen in Todesfällen anging, und die beste Aufklärungsquote innerhalb der Polizei. Wenn er um Unterstützung bat, wussten die Männer, dass ihre Mühe nicht umsonst sein würde.
    Mike ging in die Hocke und leuchtete mit der Taschenlampe in den dunklen Schacht. Ich stützte mich auf seine Schulter und blickte über seinen Kopf. »Würdest du bitte zur Seite gehen, Blondie? Ich weiß, dass du dich für eine ziemliche Leuchte hältst, aber du nimmst mir das bisschen Licht, das diese Fünfundsiebzigwattfunzel da über dir liefert.«
    Ich richtete mich auf und trat ein paar Schritte zurück.
    »Hector, ist jemand runter, um was von dem Zeugs abzukratzen? Von hier oben lässt es sich unmöglich sagen, was Blut und was Schmieröl von der Mechanik ist.« Mike stand wieder auf.
    »Ja, alles bereits erledigt.«
    »Hat man nach Fingerabdrücken gesucht?«, fragte ich.
    »Keiner wusste, welche Teile des Gebäudes man mit einbeziehen sollte, Alex. Wir wissen nicht, ob sie eine oder bereits vier Stunden tot war, als man sie gefunden hat. In der Zwischenzeit haben sich der Hausverwalter, zwei Handwerker und eine Gruppe Teenager hier rumgetrieben. Da sie nicht wussten, wer sie war, wussten sie auch nicht, aus welchem Stockwerk sie gestürzt war oder in welchem Stock sie auf den Knopf gedrückt hatte. Natürlich sind sie alle zweiundzwanzig Stockwerke rauf und runter und haben nach latenten Fingerabdrücken und Kampfspuren gesucht und die Bewohner, die zu Hause waren, gefragt, ob sie irgendwas gehört haben. Bisher alles ohne Erfolg. Schaut euch nur mal den anderen Aufzug an. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie einfach ausgerutscht und abgestürzt ist. Diese Dinger pfeifen wirklich aus dem letzten Loch.«
    »War schon jemand in ihrer Wohnung?«
    »Wir warten gerade darauf. Peterson hat jemanden ins Leichenschauhaus geschickt, um die Schlüssel zu holen, die bei ihr gefunden wurden. Und die Feuerwehr ist mit einem Rammbock auf dem Weg hierher. Mal sehen, wer zuerst hier ist.«
    »Der Hausverwalter hat keinen Schlüssel?«
    »Nein. Er sagt, dass sie absolut niemandem vertraut hat.«
    Typisch Lola. Chapman signalisierte mir, ihm wieder die Treppe hinauf zur Lobby zu folgen. An der Wand standen zwei Polstersessel, die mit einem tristen Dekorationsstoff bezogen waren und dringend einen neuen Überzug brauchten. Wir setzten uns einander gegenüber hin, und er erzählte mir von seiner Unterredung mit dem Lieutenant.
    »Loo ist wirklich wütend. Der Polizeipräsident will bei der Unfallversion bleiben. Sie denken, dass Ivan nichts damit zu tun haben kann, da er schon
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