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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus
Autoren: Linda Fairstein
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uniformierten Cops, die noch immer neben dem Eingang standen, und kam dann über die Straße zum Auto, um mir über die spiegelglatte Straße zu helfen. Wir gingen hinunter zur 115th Street und durch eine schmale Gasse zur Rückseite des Gebäudes. Die schwere Eisentür wurde von der Taschenlampe aufgehalten, mit der Chapman zuvor den Schacht inspiziert hatte. Er hob sie auf, während er die Tür aufmachte, und lotste mich durch den Keller. Wir polterten mit dem noch funktionierenden Aufzug langsam und geräuschvoll in den fünfzehnten Stock und gingen dann hinüber zur Südseite des Hauses, um zur Wohnung 15A zu gelangen. Auf Chapmans leises Klopfen hin öffnete Zotos sofort die Tür, und wir betraten die Wohnung.
    Mike reichte mir ein Paar Gummihandschuhe, die ich an Stelle meiner schwarzen Lederhandschuhe, die ich den ganzen Abend getragen hatte, anzog. »Fass nichts an, ohne es mir vorher zu zeigen. Sieh dich einfach nur um und schau, ob dir irgendetwas auffällt.«
    »Ziemlich schlampig, oder?« George schüttelte den Kopf und wusste nicht, wo er anfangen sollte. »Glaubt ihr, dass hier jemand rumgewühlt hat oder dass es hier immer so aussah?«
    Ich war einige Male in Lolas Büro gewesen, um mich mit ihr zu besprechen und um Druck auf ihre Vorgesetzten auszuüben, sie zu unterstützen. »Ich glaube, das ist ihr natürlicher Wohnraum. Es deckt sich so ziemlich mit dem, was ich auf dem Campus gesehen habe.«
    Wir standen im Wohnzimmer, das aussah, als ob sie die Möbel bei einem Basar der Heilsarmee erstanden hätte. Die klassische Struktur einer Sechszimmer-Altbauwohnung war so gut wie nicht mehr zu erkennen angesichts der wunderlichen Ansammlung von seltsam geformten Stühlen, zwei viktorianischen, mit abgewetztem burgunderfarbenem Samt überzogenen Plaudersofas, einem beigefarbenen Kunstledersessel und zugeklebten Pappkartons, die sich überall stapelten. Wann auch immer Lola Letztere hereingeschafft hatte, sie hatte sie noch nicht aufgemacht und ausgepackt.
    Ich ging durch die anderen Räume, um mir einen Eindruck von dem Schnitt der Wohnung zu verschaffen. Die kleine Küche in den tristen Avocadofarbtönen der Sechzigerjahre war ziemlich leer, was sich mit der Tatsache deckte, dass sie seit fast einem Monat in New Jersey gewohnt hatte. Im Esszimmer stand direkt am Fenster ein alter Eichentisch, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Park und den Fluss hatte. Auch auf ihm stapelten sich die Kisten, auf denen fast auf allen das Wort BÜCHER gekritzelt stand.
    Vom Schlafzimmer hatte man die gleiche Aussicht nach draußen, und auch innen sah es nicht viel anders aus. Hier waren einige der Kartons geöffnet worden, und die Bücher lagen verstreut auf dem Boden oder in den Regalen.
    »Was hat sie unterrichtet?«, fragte Mike, als er hinter mir ins Zimmer kam.
    »Politologie. Als ich den Fall übertragen bekam und sie kennen lernte, unterrichtete sie noch an der Columbia. Sie hatte einen phänomenalen Ruf als Wissenschaftlerin und Dozentin. Lolas Vorlesungen waren brillant.«
    Ich blickte auf den kleinen Stapel Bücher auf ihrem Nachttisch. Es waren alles Romane, keine Lehrbücher. Ich fragte mich, ob es ihre Lieblingsbücher waren, die sie zur Hand haben wollte, um immer wieder darin zu schmökern. Ein Lesezeichen steckte in dem Buch, das zuoberst lag - ein früher Le Carre, den Lola nun nie mehr zu Ende lesen würde.
    »Die Studenten liebten sie, weil sie den Stoff lebendig gestaltete. Ich erinnere mich an einen Tag letzten Winter, als ich an die Uni fuhr, um mich mit ihr zu treffen. Sie meinte, ich könnte mir noch einen Teil ihres Seminars anhören. Städtische Einrichtungen im frühen zwanzigsten Jahrhundert - das Amt des Bürgermeisters, die korrupten Beamten der Tammany Hall, die städtischen Gefängnisse und Gerichte. Ich war natürlich neugierig und legte Wert darauf, rechtzeitig hinzukommen, um mich hinten rein zu setzen.«
    »Immer im Dienst«, sagte Mike, während er die Kommodenschubladen aufzog und sich ihren Inhalt ansah.
    »In dem Fall bin ich Lola total auf den Leim gegangen.« Ich lächelte, als ich daran zurückdachte. »Sie hatten in der Woche die Politik von Gentleman Jimmy Walker, dem Bürgermeister von New York City in den späten zwanziger Jahren, behandelt. Sie hatte eine einzigartige Methode, ihren Studenten die Stimmung der Ära nahe zu bringen. Sie marschierte auf dem Podium auf und ab und gab eine perfekte Imitation von Mae West zum Besten, während sie die Verhaftung und
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