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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus
Autoren: Linda Fairstein
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Anklage der Schauspielerin im Jahr 1926 wegen der Aufführung ihres Stücks Sex schilderte. Sie las aus Wests Autobiographie, in der sie beschrieb, in welchem Zustand die Gefängniszellen in den Tombs waren und wie die verwirrten, kranken Frauen wie Tiere dort zusammengepfercht waren.«
    »Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass sich unter dem üppigen Äußeren eine mitfühlende Seele versteckte.«
    Ich fuhr mit dem Finger über einige Buchrücken, besah mir die Titel und stellte fest, dass es sich bei den meisten um Abhandlungen über die New Yorker Stadtregierung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert handelte, ihr Spezialgebiet. »Sie endete damit, dass sie beschrieb, wie das Gefängnissystem von korrupten und dummen Beamten geleitet wurde, die schlimmer waren als die Gefangenen. Sie sah mich über die Köpfe ihrer Studenten hinweg an und zitierte West: >Die Menschheit hat ihre Ideale vor der Tür geparkt.<«
    »Extra für dich inszeniert?«
    »Ich war hingefahren, um ihr zu verstehen zu geben, wie wichtig es wäre, Ivan anzuzeigen, und sie wollte mich wissen lassen, dass sie nicht vorhatte, ihn ins Gefängnis zu bringen. Die typische Ambivalenz von jemandem, der aus einer Missbrauchsbeziehung kommt.«
    Chapman hob die Tagesdecke an, um unter das Bett zu schauen, und fuhr dann fort, im Zimmer herumzuschnüffeln.
    »Hört sich nicht sehr wissenschaftlich an. Eher nach billiger, zweitklassiger Theatralik. Von der Sorte, auf die sie sich auch gestern mit diesen Wichsern aus Jersey einließ.«
    »Sie hatte beides drauf. Ich geb dir mal einige ihrer Veröffentlichungen. Ihre Artikel über den Bürgerkrieg und die Einberufungskrawalle würden dir gefallen.« Mike wusste mehr über Militärgeschichte als jeder andere Mensch, den ich kannte, und war auf diesem Gebiet äußerst belesen.
    »Heb dir 1863 für ein anderes Mal auf und beam dich wieder ins einundzwanzigste Jahrhundert.«
    Mike war zu Recht ungeduldig wegen meiner Abschweifung, und ich wendete mich von den Bücherregalen ab und ging zum Schreibtisch. »Der Computer?«
    »Lass ihn in Ruhe. Jimmy Boyle wird ihn morgen abholen.«
    Boyle leitete unsere Cybercop-Mannschaft und war ein Genie, was das Auffinden und Wiederherstellen von Dateien und Informationen anging, die sich meiner Ansicht nach buchstäblich in Luft aufgelöst hatten.
    Der Rest der Schreibtischoberfläche war ein heilloses Durcheinander, das die Detectives in den nächsten Tagen durchforsten würden: Spiralblöcke, Computerdisketten, drei, vier Monate alte Telefonnotizen und kleine gerahmte Fotos. Auf einem, das bei ihrer Abschlussfeier am Barnard College entstanden sein musste, erkannte ich die junge Lola im akademischen Talar, ein anderes war ein Familienfoto neueren Datums, das vor dem Haus ihrer Schwester Lily in Summit aufgenommen worden war.
    Über dem Schreibtischstuhl hing ein schwarzer Cardigan. »Hast du eine Ahnung, was sie heute anhatte?«, fragte ich.
    Mike fragte George, der die Leiche aber auch nicht gesehen hatte, und machte eine Notiz auf seinem Block, den er in der Innentasche seines Blazers mit sich trug. »Die Gerichtsmedizin wird bis zum Vormittag ein Inventarverzeichnis angefertigt haben. Danach werde ich mich mit ihrer Schwester in Verbindung setzen, um herauszufinden, ob die Sachen, die sie zum Zeitpunkt ihres Todes trug, die gleichen sind, in denen sie Jersey verlassen hatte.«
    Ich zupfte an der Brusttasche der Strickjacke. »Hey, Mike, schau dir doch mal dieses Stück Papier an.«
    Ich wollte nichts anfassen, was dazu führen könnte, dass das Beweismaterial beschädigt und folglich vor Gericht unzulässig wurde. Offiziell war ich heute Nacht nicht hier. Mike zog mit seiner behandschuhten Hand einen gefalteten Notizzettel heraus, auf dem oben KING'S COLLEGE gedruckt stand und darunter in Großbuchstaben, mit Hand geschrieben:
     
    Das Totenhaus
     
    Darunter standen vier Zahlen: 14 46 63 85.
    »Das Totenhaus«, las Mike vor. »Sagt dir das was? Eine Person? Ein Ort?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wahrscheinlich der Name, den die anderen Bewohner bald diesem Haus geben werden«, sagte George.
    »Ist das ihre Handschrift?«
    Ich hatte genug von ihrem Schriftverkehr gesehen, um sie auf Anhieb zu erkennen. »Ja. Steht irgendwo ein Datum?«
    »Nein. Ich stell die Notiz und die Klamotten sicher. Wenn wir nach Jersey fahren, denk daran, Lolas Schwester zu fragen, ob sie die Strickjacke gestern dabei hatte.«
    Ich öffnete den Wandschrank, und wir sahen seinen Inhalt durch. Eine
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