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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus
Autoren: Linda Fairstein
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am Wochenende bei Mercer vorbeischauen«, fügte ich hinzu. »Er hat auch noch einige Akten über diesen Fall - und wahrscheinlich so manch guten Einblick, was Lola angeht.«
    Wir zählten beide die Tage, bis Mercer Wallaces Genesungsurlaub vorüber sein und er wieder bedingt tauglich in den Dienst zurückkehren würde. Vier Monate waren vergangen seit der Schießerei, die ihn beinahe das Leben gekostet hatte, und mir stockte noch immer der Atem bei dem Gedanken, dass ich um Haaresbreite einen meiner engsten Freunde verloren hätte. Mike und Mercer waren mehrere Jahre lang Partner im Morddezernat gewesen, bis Mercer in die Sonderkommission für Sexualverbrechen versetzt worden war, wo er einige der schwierigsten Vergewaltigungsermittlungen der Stadt leitete.
    Östlich von uns säumten prunkvolle alte Wohnhäuser den Riverside Drive. Mike nahm die Ausfahrt an der Ninetysixth Street und fuhr durch die ruhigen Straßen Richtung Norden, bis wir die vielen Polizeiautos sahen, die auf der Kreuzung und auf den schneebedeckten Hängen am Parkeingang gegenüber von Lolas Haus standen. »Hier muss es sein, Kid.«
    Zwei uniformierte Cops flankierten die Eingangstür, und einer von ihnen nickte Mike zu, als dieser seine Dienstmarke zückte und nach dem Weg in den Keller fragte. »Hat sich die Presse noch nicht darauf gestürzt?«, fragte er, überrascht über das Fehlen von Journalisten.
    »Die sind schon wieder weg«, antwortete der Jüngere, der von einem Bein auf das andere stapfte und seine Finger bewegte, um sich aufzuwärmen. »Sind nach ein paar Aufnahmen vom Leichensack wieder abgezogen.«
    »Gibt's hier einen Portier?«
    »Nicht rund um die Uhr. Er hat gerade erst um zwölf Uhr den Dienst angetreten. Der Eingang ist nur von Mitternacht bis acht Uhr früh bewacht. Ich schätze, wir machen dem Kerl das Leben ganz schön schwer. Er scheint ziemlich gern einen Schluck aus seinem Flachmann zu nehmen, und diese ganze Sache setzt ihm sichtlich zu. Um in den Keller zu kommen, müssen Sie die Treppe oder den nördlichen Aufzug nehmen. Der Südaufzug ist abgestellt worden. Dort war die Leiche.«
    Ein Paar in Abendkleidung warf einen Blick auf die Polizisten und drängelte sich an Chapman vorbei ins Haus. Als wir hineingingen, standen sie noch immer im hinteren Teil der Lobby, in einem Alkoven rechts bei den Briefkästen, und versuchten, von dem verwirrten Portier in Erfahrung zu bringen, was die ganze Aufregung zu bedeuten hatte. Der alte Kerl wurde bereits von zwei älteren Frauen in Flanellbademänteln und einer Studentin mit purpurfarbenen Strähnen im Haar bequatscht, und ich nahm an, dass die meisten Bewohner bis Sonnenaufgang aus einer dieser Quellen irgendwelche Gerüchte hören würden.
    Chapman zog die schwere Tür auf, die zur Feuertreppe führte. Auf dem Absatz gab es kein Licht, und ich folgte ihm langsam zwei Treppen nach unten.
    Lieutenant Peterson saß am Fuß der Treppe in dem, wie ich annahm, Büro des Hausverwalters an einem leeren Schreibtisch. Eine Zigarette hing in seinem Mundwinkel, und während er in einer Hand den Telefonhörer hielt, signalisierte er Chapman mit der anderen, mit nach oben gedrehter Handfläche, ruhig zu sein.
    Als er das Gespräch beendet hatte, stand er auf, um uns zu begrüßen. »Alexandra, wie geht es Ihnen? Das war der stellvertretende Polizeipräsident, Mike. Kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?«
    »Herrgott, Loo, da habe ich Sonja Henie extra den weiten Weg mitgebracht, damit Sie sie wieder mal sehen.«
    Peterson war nicht zu Späßen aufgelegt. Er winkte Mike zu sich in das kleine Zimmer und machte die Tür zu. Ich bog um die Ecke und begrüßte den Rest des Ermittlungsteams vom Morddezernat. Vier von ihnen standen vor dem Aufzugsschacht, während der Fußboden der Todeskabine wie ein riesiges Gewicht, das gleich wieder hinabstürzen würde, über ihren Köpfen schwebte. Sie unterhielten sich über die für den nächsten Abend geplante Weihnachtsfeier des Dezernats, ohne den grausamen Tod, dessentwegen sie hier waren, auch nur mit einem Wort zu erwähnen.
    »Wetten Sie mit?«, fragte mich Hector Corrado.
    »Nur, wenn Sie mir garantieren, dass ich nicht gewinne. Battaglia ist der Ansicht, dass wir bei so etwas Geschmacklosem nicht auch noch mitmachen sollten.«
    »Sagen Sie eine Zahl, Alex. Es kostet Sie nur zwanzig Dollar, und der Pot ist dieses Jahr groß. Wenn Sie verlieren wollen, dann tippen Sie niedrig. Ich sag's Ihnen, an den Feiertagen spielen alle verrückt, und
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