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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth
Autoren: John Saul
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Fahrzeugen, und überquerte dann hastig die Beacon Street, wo auf der anderen Straßenseite ein Mann auf ihn wartete.
    Teri zwinkerte, traute ihren Augen nicht, starrte ungläubig diesen anderen Mann an.

    Das konnte nicht sein!
    Das war völlig unmöglich!
    Aber es war so.
    Tom Kelly begrüßte Pater Sloane mit einem kurzen Klaps auf die Schulter, worauf sich beide unter dem Plastikband hindurchduckten, das die Beacon Street und den Gehsteig absperrte, und in der Menge untertauchten.
    Und in dem Augenblick, als die beiden verschwanden, wusste Teri:
    Es würde etwas Schreckliches passieren.
    »Rufen Sie die Polizei!«, schrie sie. »Um Himmels willen, jemand muss die Polizei rufen!« Ohne auf die Schmerzen zu achten, die jede Bewegung mit sich brachte, schwang Teri ihre Beine aus dem Bett, stellte die Füße auf den Boden, doch ihre Knie knickten sofort ein, als sie versuchte, sich hinzustellen.
    Sie wollte sich an ihrem Nachtkasten festhalten, doch der rollte weg und krachte gegen die Wand, dann suchte sie an ihrem Infusionsständer Halt, verfing sich mit ihren rudernden Armen in einem der Schläuche und riss den Ständer mit um, als sie zu Boden stürzte.
    »Hilfe!«, schrie sie und kämpfte gegen die glühenden Schmerzen an, die ihr beinahe das Bewusstsein raubten. »Bitte! Polizei … jemand muss die Polizei rufen!«
    Zwei Schwestern eilten herbei, sahen, was passiert war, und versuchten Teri aufzuhelfen, doch die stieß sie weg. »Lassen Sie mich«, brüllte sie und deutete auf den Fernseher. »Rufen Sie sofort die Polizei! Dem Papst wird etwas Schreckliches zustoßen!«
    Während die beiden Krankenschwestern sie entgeistert anstarrten, rollte Teri sich wie ein Embryo zusammen, hielt die Schmerzen in ihrem Körper und in ihrer Seele kaum mehr aus.

    Es war ihre Schuld. Was immer passieren mochte, war allein ihre Schuld. Und es würde nicht nur dem Papst etwas zustoßen, sondern auch ihrem Sohn.
    Plötzlich wusste Teri mit schrecklicher Gewissheit, dass sie Ryan sterben sehen würde.

65
    Ryan McIntyre trat durch den Vorhang auf die Tribüne. Sofia Capelli ging zwei Schritte vor ihm, Melody zwei hinter ihm. Sobald sie ihre zugewiesenen Positionen eingenommen hatten, würde der Papst die Tribüne betreten, doch noch vor dem Erscheinen des Pontifex maximus der römisch-katholischen Kirche schwoll der Jubel der Menge so an, dass er nicht nur die Plexiglasscheiben zum Zittern brachte, sondern den gesamten Aufbau. Das Schwanken der Bodenbretter unter seinen Füßen, verbunden mit dem ansteigenden Jubel, der über ihn hinwegbrandete, ließen Ryan reflexartig zurückweichen; er wäre wahrscheinlich rückwärts von der Tribüne gefallen, wenn Melody ihn nicht von hinten gestützt und gehalten hätte, bis er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
    Er blickte über das Menschenmeer hinweg - nie hätte Ryan geglaubt, dass im Boston Common so viele Menschen Platz fänden -, und alle standen sie dicht an dicht, winkten, klatschten und schwenkten Transparente mit Grußworten und Willkommenswünschen in einem halben Dutzend Sprachen. Manche standen auf ihren Stühlen, um besser zu sehen, und viele waren auf die umstehenden
Bäume geklettert, deren Äste sich unter der ungewohnten Last gefährlich bogen.
    Und während Ryans Blick über die bunte Zuschauermenge schweifte, verhallte die Geräuschkulisse auf einmal, und eine stille Gelassenheit erfüllte ihn. Bald schon würde all dies ein Ende haben, und der Mann mit der Mitra - der Oberhirte dieser irregeleiteten Gläubigen - würde zum Ruhme Allahs sterben. Mit ihm auch Ryan, den Allah bis ans Ende aller Tage reichlich für sein Martyrium belohnen würde.
    Das Tosen der Menge steigerte sich und sagte Ryan, dass der Papst die Tribüne betreten hatte. Der Mann, dessen Ring er erst vor kurzem geküsst hatte, schritt jetzt an ihm und Melody vorbei und blieb dann vorne stehen, um die Ehrerbietungen und Willkommensrufe entgegenzunehmen.
    Ryan stand jetzt hinter dem Papst, Sofia rechts und Melody links von ihm.
    Als der Papst die Arme erhob, um den Anwesenden seinen Segen zu erteilen, kannte der Jubel der Menge keine Grenzen mehr. Doch als er dann seine ersten Worte in das winzige Mikrofon sprach, das an seinem Schulterumhang klemmte, und seine Stimme von den vier Lautsprechertürmen schallte, wurde es plötzlich ganz still im Common.
    »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes«, sprach er, und seine Stimme reichte mühelos in jeden Winkel des Parks.
    Ryan sah,
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