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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth
Autoren: John Saul
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Anschließend bekreuzigten sich
beide, und kurz darauf war das Loch wieder mit Erde aufgefüllt und diese festgedrückt, so dass von dem Grab kaum etwas zu sehen war.
    »Erzähl ja niemandem, was wir im Garten gefunden haben«, ermahnte der ältere Bruder den jüngeren.
    »Warum nicht?«
    »Weil es unser Geheimnis ist, zumindest so lange, bis wir wissen, was da drin ist. Und jetzt komm. Geh schon mal in die Küche. Ich nehme die Kassette und stelle die Schaufel zurück. Wir treffen uns oben in deinem Zimmer. Okay?«
    Durch die aufregende Verschwörung ein wenig von seiner Trauer abgelenkt, nickte der kleine Junge eifrig und trottete auf das Haus zu.
    Die Mutter, die ein Lied trällerte, das gerade im Radio lief, fing ihren Jüngsten an der Küchentür ab, nahm ihn in den Arm, gab ihm einen Kuss und strich ihm das Haar aus der Stirn. » Mi pequeño - mein Kleiner«, tröstete sie ihn. »Sei nicht traurig. Du weißt doch, dass er jetzt bei Jesus und der Heiligen Jungfrau Maria ist.«
    » Sí, Mama«, murmelte der Junge, obschon er davon nicht wirklich überzeugt war. Was, wenn die Nonnen doch Recht hatten und nur Katholiken in den Himmel kamen?
    Als seine Mutter ihn aus ihrer Umarmung entließ, flitzte er die Steintreppe hinauf ins Obergeschoss und lief in sein Zimmer, wo sein Bruder bereits auf ihn wartete. Die geheimnisvolle Kassette, die sie gefunden hatten, stand mitten auf seinem Bett. An der Stelle, wo die Schaufel daran abgeprallt war, schimmerte das Metall unter den Kratzern silbern.
    Vorsichtig lockerte der ältere Bruder den Deckel, bis er so lose saß, dass er ihn abheben konnte. Zum Vorschein
kam ein zerschlissener Stoffbeutel, aus dem ein hölzerner Stab ragte.
    »Du musst ganz vorsichtig sein«, mahnte der ältere Junge, als sein Bruder die Hand nach dem Beutel ausstreckte, denn kaum hatte er diesen mit zitternden Fingern berührt, begann der fadenscheinige Stoff zu zerfallen.
    »Mach du das lieber«, meinte der Kleine erschrocken und zog die Hand zurück.
    Vorsichtig zupfte der ältere der beiden Brüder die Stoffreste ab, bis eine Art gelbliches Papier zum Vorschein kam, das um den Holzstab gewickelt war.
    Doch als er den seltsamen Gegenstand in die Hand nahm, zerkrümelte der Stab, genau wie der Stoff, in den er eingewickelt war.
    Doch die Rolle selbst bestand aus einem festeren Material - es sah zwar sehr dünn und spröde aus, blieb aber intakt.
    »Piel curtido«, flüsterte er. Schafsleder. Vorsichtig nahm er den länglichen Gegenstand aus der Kassette und rollte ihn so weit auf, bis sie beide erkennen konnten, dass das Leder mit eigenartigen Ornamenten beschriftet war.
    »Eine Karte«, hauchte der kleinere Junge kaum hörbar. »Ich wette, das ist eine Schatzkarte.«
    Der Bruder entrollte das Pergament noch ein Stück weiter und entdeckte an den Rändern aneinandergereihte Zeichen, die wie Worte aussahen. »Das kann ich nicht lesen«, sagte er. »Es ist in einer anderen Sprache geschrieben. Und in einer fremden Schrift.« Er rollte das geheimnisvolle Schriftstück wieder zusammen und legte es in die Kassette zurück. »Ich glaube, das Ding ist uralt.«
    »Der Schatz gehört mir«, erklärte der kleine Junge.
    »Nein, mein Lieber, er gehört uns«, widersprach der Ältere der beiden und setzte den verbeulten und rostigen
Deckel auf die Kassette. »Aber du darfst die Karte in deinem Schrank verstecken.«

    Später am Abend, allein in seinem Zimmer und immer noch hellwach, lag der jüngere der beiden Brüder in seinem Bett und dachte über die Metallkassette und die seltsame Schriftrolle nach. Das war ganz bestimmt ein Geschenk der Heiligen Jungfrau Maria - da war er sich ganz sicher. Hatte sie ihn nicht genau an diese Stelle geführt, wo die Kassette lag, um Pepe zu begraben, obwohl sein Bruder das Grab zwischen den drei Palmen hatte ausheben wollen?
    Diese Schatzkiste und ihr Inhalt waren seine Belohnung dafür, dass er auf die Heilige Muttergottes gehört und ihre Anweisungen befolgt hatte.
    Er schlüpfte aus dem Bett, schlich zu seinem Kleiderschrank und machte ganz leise die Türen auf. Mit der Metallkassette in der Hand tappte er gleich darauf zurück in sein Bett, wo er im Schein der Nachttischlampe vorsichtig den Deckel abhob, genau wie es sein Bruder am Nachmittag getan hatte.
    Das Pergament leuchtete ihm golden entgegen, beinahe wie von einer unsichtbaren Lampe angestrahlt. Sorgsam wischte er sich vorher die schwitzenden Finger an seiner Schlafanzughose ab, ehe er die Schriftrolle mit den
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