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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth
Autoren: John Saul
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seines Vaters abwandte und in den Spiegel über seiner Kommode sah, bemerkte er seinen mürrischen Gesichtsausdruck.
    Das ist nicht gut, ermahnte er sich. Und wiederholte noch einmal im Stillen die Worte seines Vaters: Steh ihr zur Seite. Und sei immer anständig und aufrichtig.
    Er warf sich seinen Rucksack über die Schulter und rannte die Treppe hinunter. Seine Mutter saß noch am Küchentisch und hielt ihre Kaffeetasse mit beiden Händen umfasst.
    »Bin spätestens um halb sechs wieder da«, sagte er und küsste seine Mutter auf die Wange.
    Das Lächeln, das daraufhin ihr Gesicht erhellte, sagte ihm, dass er genau das getan hatte, was sein Vater von ihm erwartet hätte, ganz gleich, was er selbst insgeheim dachte. Nachdem er seiner Mutter noch einen Kuss auf die andere Wange gedrückt hatte, sicherheitshalber, sauste er durch die Haustür, genau in dem Moment, als der Schulbus an der Straßenecke stehen blieb. Okay, Dad, dachte er. Ich habe das Richtige getan. Jetzt sorge du bitte dafür, dass der Busfahrer auf mich wartet!
    Doch obschon er einen rasanten Spurt hinlegte, musste er mit ansehen, wie sich die Türen des Busses schlossen und dieser ohne ihn abfuhr.

    Die Wände des Klassenzimmers im zweiten Stock der Dickinson High School, von denen überall die Farbe abblätterte, rückten immer näher auf Ryan zu, so kam es ihm jedenfalls vor, während er mit dem Rest der Klasse über einem Geschichtstest brütete. Und gleichzeitig spürte er, dass Frankie Alito, der direkt hinter ihm saß, versuchte, einen Blick über seine Schulter zu erhaschen. Unwillkürlich
versteifte sich Ryan. Er wusste, Alito erwartete von ihm, dass er sich duckte, damit er die Antworten auf seinem Testblatt abschreiben konnte. Er wusste aber auch, was Alito und seine Kumpel nach der Schule mit ihm machen würden, sollte er sich weigern, Frankie spicken zu lassen, und merkte, dass er dabei war, in sich zusammenzusacken. Doch bevor Alito noch den Kopf recken konnte, hallten Ryan die Ermahnungen seines Vaters in den Ohren:
    Es ist Zeit, dass du ein Mann wirst.
    Augenblicklich setzte Ryan sich wieder aufrecht hin.
    Schluss mit dem Unfug, dachte er. Sollte Frankie doch selbst zusehen, wie er den Test bestand.
    Dann spürte er den Stoß im Rücken. Er ignorierte die Aufforderung, weigerte sich, seine Sitzposition auch nur um einen Millimeter zu verändern.
    Wieder wurde er von hinten angestupst, mit der Spitze eines Kugelschreibers, wie es sich anfühlte, und diesmal deutlich härter. Ryan hielt den Blick starr auf das Prüfungsblatt vor sich gesenkt und schob seine Schulter nur ein wenig aus der Reichweite von Frankies Kugelschreiber.
    »Lass mal sehen, Streberleiche«, raunte Frankie Alito von hinten und untermauerte sein letztes Wort mit einem weiteren kräftigen Stups.
    »Nö«, murmelte Ryan, machte sich noch ein bisschen breiter und beugte sich ein Stück weiter nach vorn über seinen Test, um Frankies Attacken auszuweichen. Mr. Thomas, ihr Lehrer, bemerkte von alledem nichts. Er saß vorne an seinem Pult und korrigierte ihre Haushefte.
    »Letzte Chance«, zischte Alito, und Ryan spürte abermals einen Stich im Rücken, tiefer jedoch, knapp über seinem Gürtel.

    Und dieser Stich stammte nicht von einem Kugelschreiber.
    Und diesmal reagierte Ryan. Reflexartig fuhr er herum und sah gerade noch eine Messerklinge aufblitzen.
    Die Art und Größe von Klinge, die Ryan sagte, dass Alito es ernst meinte.
    »Mach endlich!«, kommandierte Alito flüsternd und bohrte ihm das Messer in den Rücken.
    Als Ryan ein leiser Schrei entfuhr, hob der Lehrer alarmiert den Kopf.
    »Ist was, McIntyre?«, fragte Mr. Thomas von seinem Pult aus.
    »Nein, Sir«, beeilte sich Ryan zu versichern. »Entschuldigung.«
    Mr. Thomas stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor.
    »Nein, nein«, wiederholte Ryan. »Es war nichts.«
    Langsam, den Blick auf Frankie Alito geheftet, schritt Mr. Thomas durch den Mittelgang und blieb neben Ryan stehen.
    »Wirklich, es war nichts, Mr. Thomas«, beteuerte Ryan nochmals und hoffte inständig, dass Alito wenigstens so schlau war, das Messer in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen.
    »Die Hände auf den Tisch, Alito«, kommandierte Mr. Thomas. Ryan schaute angestrengt geradeaus, wollte gar nicht sehen, was gleich passieren würde.
    »Was haben wir denn da?«, hörte Ryan den Lehrer fragen.
    »Nix«, nuschelte Alito.
    »Gib es mir.«
    Ryan sah Frankies trotzige Miene förmlich vor sich, doch dann sagte der Lehrer ein
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