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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth
Autoren: John Saul
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dem jungen Priester, der dieses Wunder bewirkt hatte. Er reichte ihm seine Hand, worauf der junge Mann augenblicklich auf die Knie sank, sich vorbeugte und ehrfürchtig den Ring an seinem Finger küsste. »Es ist mir wirklich ein großes Vergnügen, dich kennenzulernen, mein Sohn«, sagte der Papst so leise, dass nur Pater Sebastian es hören konnte. »Ich habe deine Karriere verfolgt, und deine Arbeit wird belohnt werden.«
    Pater Sebastian sah hoch, und abermals begegnete ihm diese makellose Klarheit, die er bei den drei Kindern erlebt hatte. Hier vor ihm kniete ein Mann, der seine Bestimmung erkannt hatte. »So wie Ihr, Eure Heiligkeit, ebenso belohnt werdet«, murmelte Pater Sebastian.
    »Ich freue mich auf heute Nachmittag«, sagte der Papst, »wenn wir Gelegenheit haben werden, nicht nur über deine Arbeit, sondern auch über deine Zukunft zu sprechen.«
    »Ihr seid meine Zukunft«, erwiderte der Priester. »Heute hat sich mein Schicksal erfüllt.«
    »Heiliger Vater, es ist Zeit«, mahnte Kardinal Morisco leise, worauf die drei Kinder und ihr Lehrer zu der dritten Limousine der Wagenkolonne eskortiert wurden, während der Papst in dem zweiten Fahrzeug Platz nahm. Sobald sich die Kolonne wieder in Bewegung setzte, drängte die Menschenmenge näher an den Straßenrand, und der Papst lächelte und winkte.
    Er hatte allen Grund zum Lächeln. Heute war ein glorreicher Tag, ein Tag, an den man sich immer erinnern würde.

    Und er würde eine Messe zelebrieren, die niemand je vergessen sollte.

64
    Teri lag im Bett, starrte an die Decke und hielt abwesend die Morphiumpumpe in der Hand, mit der sie ihre Schmerzen kontrollieren konnte. Nicht dass sie noch starke Schmerzen litt - sie war mit den üblichen Nachwirkungen eines Treppensturzes, der bereits einige Tage zurücklag, aufgewacht, doch das Hämmern in ihrem Kopf hatte schließlich aufgehört.
    Der emotionale Schmerz war eine andere Geschichte, und letzte Nacht hatte sie entdeckt, dass das Morphium auch damit gut zurechtkam.
    Tom Kelly.
    Wie hatte sie nur so vertrauensselig sein können? Und er so hinterhältig? Sie hatte ihn in ihr Leben gelassen, in ihr Bett - das Bett, das sie einst mit Bill geteilt hatte.
    Viel schlimmer noch, sie hatte ihn auch in Ryans Leben gebracht und Tom jedes Mal verteidigt, wenn Ryan irgendwelche Einwände geäußert hatte. Sie hatte sich gegen ihren Sohn für Tom eingesetzt, dabei war Tom die ganze Zeit ein, ein …
    Ein was?
    Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass er es auf das Kruzifix abgesehen hatte, das Bill nach dem ersten Irak-Krieg von dort mitgebracht hatte. Tom hatte sie nie geliebt - sich nicht einmal für sie interessiert. Er hatte sie
nur benutzt, und das Wissen darum ließ sie erneut nach der Morphiumpumpe greifen; sie spürte bereits die Erleichterung, die die Droge ihr bringen würde.
    Nein!, ermahnte sie sich. Nicht den Schmerz betäuben. Das war gestern. Heute musst du dich dem Schmerz stellen. Du hast einen Fehler gemacht, und dich gegen die Schmerzen mit Drogen vollzupumpen bringt die Dinge nicht wieder ins Lot.
    Sie streckte den Arm aus und legte die kleine Pumpe auf den Nachttisch. Sie musste Klarheit gewinnen - und nicht nur über Tom Kelly. Da war noch etwas anderes - etwas, das gestern Abend passiert war, als plötzlich all diese Leute in ihrem Zimmer standen, die Polizei ihr Fragen gestellt hatte, und Pater Sebastian …
    Pater Sebastian!
    Tom Kelly kannte Pater Sebastian - es war dieser Priester gewesen, der es arrangiert hatte, dass Ryan so schnell einen Platz in der St. Isaac’s Highschool bekam. Und gestern Abend, da hatte sie trotz der Schmerzen und der Medikamente, die ihren Verstand vernebelten, etwas gesehen.
    Etwas in den Augen dieses Priesters.
    Das sie hatte Vorsicht walten lassen, als das Gespräch auf das Kruzifix kam und sie gegenüber der Polizei behauptet hatte, nichts Genaueres darüber zu wissen.
    Irgendetwas ging da vor - irgendetwas, das mit diesem Kruzifix zu tun hatte. Wollte Tom Kelly deshalb Ryan unbedingt in der St. Isaac’s unterbringen?
    In ihrem Kopf drehte sich alles.
    Gleich nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus - entweder heute noch oder spätestens morgen - würde sie schnurstracks zu dieser Schule fahren und Ryan mitnehmen.

    Aber wohin?
    Ganz gleich, irgendwohin, wo Tom Kelly oder wer auch immer er in Wirklichkeit war, sie nicht finden würde.
    Teri stieß einen tiefen Seufzer aus und sank zurück in ihre Kissen.
    Sie schaltete den Fernseher an, der oben in der Ecke
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