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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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lassen«, fährt sie fort. »Wir müssen etwas tun.«
    Robert, der im Schneidersitz zwischen Julia und Rose sitzt, ist kaum zu erkennen. Die Jacke, die er trägt, ist zu groß für ihn. Die ganze Welt ist zu groß für ihn oder zumindest für die Gedanken, die er sich darüber macht.
    »Nichts, was hier oben geschieht, können wir verhindern«, sagt er. »Es kommt, wie es kommt.«
    Oh Mann, immer dieselbe Platte. Wie oft habe ich diese Worte in den letzten Monaten, Jahren schon gehört?
    Ein kalter Windstoß streift mein Gesicht und Roses Stimme fliegt zu mir herüber. »Wer wird der Nächste sein?«
    Und dann Debbie, furchtsam, kleinlaut, nicht sie selbst. »Ich nicht.«
    Alle lachen. Auch ich muss grinsen. Nein. Mit Sicherheit nicht Debbie. Keiner von uns. Wer verdammt noch mal kann versprechen, dass das Leben nach dem Tod wirklich besser ist? Ich glaube nicht daran, egal, was Mom immer sagte.
    Ich richte mich auf und denke an Tom. Nein, ich lasse es nicht zu. Das, was er getan hat, darf keine Macht mehr über mich haben. Meine Schultern sind gerade, meine Stimme fest. »Ich jedenfalls werde mir garantiert nicht die Kugel geben.«
    »Sagt ja auch keiner«, beruhigt mich David. Was überflüssig ist, denn ich meine es ernst.
    »Könnt ihr vielleicht einmal die Klappe halten? Ich will das vergessen, versteht ihr? Einfach vergessen.« Julia springt auf und schlingt die Arme um sich. »Ich war diejenige, die da vorne saß und die Bombe in den Händen hielt. Wenn Robert nicht gewesen wäre …«
    Abrupt setzt wieder Schweigen ein. Vergessen? Vergessen kann man nur, wenn man sich erinnern kann. Was bei mir nicht der Fall ist.
    Im Schein des Feuers kann ich erkennen, wie angespannt Tim immer noch ist. »Vielleicht«, sagt er und kehrt damit zu dem Satz zurück, mit dem er ans Feuer getreten ist. »Solltet ihr eure Koffer schon mal packen. Das hier oben geht nicht mehr lange gut.«
    »Komm runter«, murmle ich und nehme noch einen Schluck Smirnoff Ice.
    Mysteries
    Die Headline war in fetten Lettern geschrieben:
    APOKALYPSE
    Und darunter der Untertitel:
    Dead Valley or Death Valley ?
    Totes Tal oder Tal des Todes?
    Debbie nahm einen großen Schluck aus dem Plastikbehälter mit der Schokomilch. Lediglich eine kleine Leselampe spendete Licht. In so einem Fall waren ihre Kontaktlinsen wirklich Gold wert, nicht nur, weil sie ihre langweiligen Augen neuerdings in einem intensiven Blau erstrahlen ließen. Leider, dachte sie, waren noch keine professionellen Linsen in Pink auf dem Markt.
    Sie hatte den Artikel auf Seite drei, der den Aufhänger für die Sonderausgabe bildete, jetzt schon mindestens ein Dutzend Mal gelesen und überlegte, wie sie es anstellen könnte, ihn für den Grace Chronicle zu kopieren, ohne dass die Quelle erkennbar blieb. Mysteries war zwar keine Zeitschrift, die am Grace reißenden Absatz fand, aber dennoch hatte Debbie heute Mittag zur Vorsicht die restlichen vier Exemplare der Sonderausgabe im Supermarkt gekauft.
    Ein angenehmer Schauder lief über ihren Rücken, als sie die ersten Worte las.
    Überall auf dem Erdball finden sich Orte, die unerklärlich sind und die der Mensch daher zum Heiligtum erklärt hat. Zu einer Stätte, in der Gott oder die Götter das Sagen haben und Dämonen ihr Unwesen treiben. Nur – diese Mystery Places kann man in der Regel auf jeder Landkarte finden. Stonehenge, Easter Island, das Bermudadreieck. Wissenschaftler erforschen ihre Lage, die Geschichte und die Umgebung. Touristenströme versuchen, dem Rätsel auf den Grund zu kommen. Was aber ist mit jenem geheimnisvollen Tal? Es ist nirgendwo beschrieben. Es existiert keine genaue Karte. Es erscheint in Google Earth nur als schwarzer Fleck. Dabei ist die Landschaft des Tals atemberaubend schön, geheimnisvoll und gefährlich. Blitze können hier Kilometer weit reichen; Sturzfluten kommen wie aus dem Nichts; Tiere sucht man vergeblich. Die Natur spielt verrückt. Dort liegt ein See, dessen Tiefe kein Mensch ermessen kann. Seine Quelle ist ein unterirdischer Fluss aus dem Nirgendwo.
    Ja, dort oben scheinen die Naturgesetze außer Kraft gesetzt. Bis auf ein Gesetz, das stärkste von allen.
    Der Tod.
    Er hat das Tal fest im Griff.
    Dead Valley – dieser Name wurde ihm vor etwa hundert Jahren von dem Forschungsreisenden Dave Yellad verliehen. Er war der erste Wissenschaftler, der das Tal betrat und sich dort niederließ.
    Das Fenster stand offen, frische Nachtluft zog in das muffige Zimmer und dennoch hielt Debbie den Atem an.
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