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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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Gipfelpass zieht. Was nichts anderes heißt, als dass das Tal endlos weit unter mir liegt. Und ich mich in der alten Berghütte befinde, die am Fuß des Gletschers liegt.
    Wie, verflucht noch mal, bin ich hier hochgekommen?
    Ich schaue an mir hinunter. Ich trage meine hellblauen Nikes und nichts, aber auch gar nichts weist darauf hin, dass ich einen Gewaltmarsch hinter mir habe. Vermutlich bin ich geflogen. Ein seltsamer Humor überfällt mich. Es ist einer der besten Drogenflashs, die ich je hatte. Benjamin, sage ich mir, daraus möchtest du nie wieder erwachen.
    In diesem Moment wird die Stille von einem hellen Lachen durchbrochen, das mich an Rose erinnert. Ich muss grinsen. Okay, alles scheint in Ordnung. Die anderen sind auch hier. Schnell stehe ich auf und verlasse den Raum, aber nicht ohne die Kamera.
    Gesprächsfetzen dringen von unten herauf.
    Ich stoppe.
    Das Lachen von Rose ist das Einzige, was mir vertraut ist. Die restlichen Stimmen kann ich nicht zuordnen. Wie fremd sie mir sind, wird mir allerdings erst klar, als ich auf der schmalen Holztreppe stehe, die nach unten in den Gemeinschaftsraum der alten Berghütte führt. Ich halte die Hand vor die Augen, um mich vor der grellen Sonne zu schützen, die durch die Tür dringt.
    Ich wage mich weiter vor, bis ich durch die Tür eine Gruppe von jungen Männern und Frauen erkenne, die sich draußen in zwei Reihen aufstellen. Im Hintergrund erstreckt sich der Wahnsinnsgletscher vor einem strahlend blauen Himmel. Ein Mädchen mit wilden Locken hat mir den Rücken zugewandt. Sie trägt eine knallenge, ausgebleichte Jeans, auf der am Oberschenkel das Peacezeichen aufgestickt ist. In den Händen hält sie einen riesigen Fotoapparat. Eine dieser uralten Polaroidkameras, deren einziger Vorteil es war, dass man Sekunden später schon ein Foto in der Hand hielt.
    »Ich will den Ghost im Hintergrund sehen«, gibt sie lautstark Anweisung.
    Ein unglaublich gut aussehendes Mädchen in der vorderen Reihe zieht einen Spiegel aus der Tasche, fährt sich ein paar Mal durch die Haare, schüttelt sie und zieht sich dann gekonnt die Lippen nach.
    »He, Kathleen.«
    Ich zucke zusammen. Das Mädchen hat exakt die gleiche Stimme wie Rose. »Wo hast du eigentlich die Kamera her?«
    »Geliehen«, gibt das Mädchen zurück.
    Einer der Jungen – stopp!
    Was ich bis jetzt nicht wahrhaben wollte, spätestens jetzt muss ich es glauben. Nicht einer der Jungen . Sondern eindeutig Paul Forster. Ich kenne ihn von dem alten Super-8-Film, der in Brandons Besitz ist. Und alle aus der Gruppe tragen exakt die Klamotten wie auf der Polaroidaufnahme, die wir von den verschollenen Studenten aus den 70er-Jahren gefunden haben. Es stimmt alles bis ins letzte Detail.
    So etwas kann man nicht träumen, oder?
    Ich schließe die Augen und hole mehrfach tief Luft. Das hier ist nicht real. Gleich wird David mich wecken wie jeden Morgen.
    Besser ich nehme in Zukunft diese verdammten Medikamente wieder, damit dieses Kopfkino ein Ende hat.
    » Grace, Martha und Eliza nach vorne, sonst sieht man euch nicht.«
    Nein, kein hartnäckiger David, der mich weckt.
    Ich öffne die Augen. Nichts hat sich verändert. Die Szene ist dieselbe wie noch vor einer Sekunde. Paul Forster steht genau hinter dem Mädchen, das nur Grace sein kann, und kitzelt sie mit einem Grashalm im Nacken. Grace kichert, bis das Mädchen mit den Locken – Kathleen - sie zur Ordnung ruft und endlich auf den Selbstauslöser drückt.
    »Beeil dich, Kathleen«, kreischt Grace und Kathleen rennt los und positioniert sich lachend neben Eliza.
    »Eins, zwei, drei …«
    »Cheese!«

Marshmallows
    D ie Werbung für das neueste Deo von Axe schallte durch den Supermarkt.
    Debbie spürte, wie ihr der Schweiß die Achseln hinunterlief und der Metallbügel unter ihrer Brust so tief einschnitt, dass sie sich am liebsten hier und jetzt ihres BHs entledigt hätte. Das kam davon, wenn man sich Unterwäsche im Internet bestellte. Aber hier oben im Tal gab es nun mal kein Victoria’s Secret . Und der Laden in Fields führte nur Unterwäsche, wie Debbie sie beim Ausräumen von Grandma Marthas Wohnung entdeckt hatte. Zwei Monate war es nun her, dass ihre Großmutter gestorben war, und noch immer hatte die Testamentseröffnung nicht stattgefunden. Debbie gab die Hoffnung nicht auf, dass sie die Alleinerbin war, denn das würde bedeuten, nie wieder in das Haus von Superdad Wilder zurückkehren zu müssen. Aber was noch viel wichtiger war, sie lauerte darauf, dass sie
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