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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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nur wir bleiben verschont.«
    »Mir scheißegal, Hauptsache ich sitze im Trockenen.«
    »Egoist«, wirft Katie dazwischen.
    »Ach ja? Und was ist mit dir? Du freust dich doch genauso, dass du jeden Tag zum Klettern gehen kannst.«
    »Würde ich auch tun, wenn es schneit.«
    Ich strecke die Beine so weit aus, dass sie die Steine der Feuerstelle berühren. Meine Schuhe sehen aus, als ob sie glühen. Ich lasse sie nicht aus den Augen, bis aus meinen Füßen Feuerbälle werden, die in den nächtlichen Himmel steigen, um sich dort in eine Wolke von Funken aufzulösen.
    Es ist früher Abend. Die Temperaturen sind mit der Dunkelheit gefallen, aber es ist immer noch ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit. Wir sitzen alle acht um das Feuer. Definitiv zu viele Leute. Vor allem, wenn keiner einen Ton sagt und man in diese Art von kollektivem Schweigen verfällt, das mich unruhig macht. Das Feuer knistert und ein süßer Geruch nach karamellisiertem Zucker hängt in der Luft. Egal wo ich sitze, der Rauch weht immer in meine Richtung.
    Der Qualm hat es auf mich abgesehen. Hat mich auf dem Kieker. Inzwischen tränen meine Augen, als ob ich einen Heulkrampf hätte, und jedes Husten scheint meine Brust zu sprengen. Noch immer steckt mir der Traum von gestern Nacht in den Knochen. Mann, der hatte sich so horrormäßig real angefühlt – Scheiße, als ich aufgewacht bin, dachte ich tatsächlich, ich hätte eine Zeitreise in die 70er hinter mir und sei Paul Forster, Grace und den anderen auf dem Ghost begegnet.
    Vielleicht war es doch keine gute Idee, die Pillen abzusetzen.
    Etwa zwanzig Meter von uns entfernt ertönt lautes Gelächter. Ein lautes Platschen folgt. Eine Gruppe Freshmen hat dieselbe verrückte Idee wie wir und übertreibt das Ganze noch, indem sie schwimmen gehen.
    »Ich glaub’s nicht. Da sind welche im Wasser«, sagt Julia.
    »Das ist verboten«, mischt sich Debbie ein, ihre dicke Marshmallow-Hand in einer meiner Marshmallow-Packungen. »Steht im Grace Chronicle . Das ist lebensgefährlich. Der Wasserstand des Lake Mirror ist in den letzten Wochen um einen halben Meter gestiegen.«
    Tatsächlich schreit jetzt jemand, als ginge es um sein Leben. »Scheiße, Scheiße, Scheiße, ist das kalt. Und da unten ist eine saustarke Strömung. Als ob mich jemand mit der Hand nach unten zieht.«
    Kollektives Lauschen. Wir rechnen inzwischen mit allem. Doch als ein lautes Lachen folgt, die Musik bis zum Anschlag aufgedreht wird, entspannen wir uns gleichzeitig, als würden wir bei einer Yogasession auf Kommando ausatmen.
    »Eigentlich müssen wir das der Security melden. Du, Julia, du musst das machen. Du bist im Team der Rettungsschwimmer.«
    »Klingt nicht gerade so, als müsste jemand gerettet werden«, murmelt Chris. »Eher, als hätten die ne’ Menge Spaß.«
    Debbie mampft die Marshmallows einfach so, ohne sie im Feuer zu rösten. In ihrem Schoß liegt eine zusammengerollte Zeitschrift und ihre Stirn ist in Falten gelegt, die verraten, dass sie mit irgendetwas hinter dem Berg hält.
    Nein, ich will nicht wissen, worum es diesmal geht.
    »Ihr erkennt die Zeichen nicht«, verkündet sie prompt. »Nichts passiert mehr zufällig. Ich habe es schwarz auf weiß. Ich glaube, dass wir …«
    »Alle sterben müssen«, unterbreche ich sie. »Mit einer Wahrscheinlichkeit von hundert Prozent. Oder, Robert?«
    »Früher oder später«, erwidert er. Er sagt das so, dass aus meinem Witz irgendwie eine tiefgreifende Erkenntnis wird.
    »Du musst dich gar nicht über mich lustig machen, Benjamin.« Debbie verschränkt ihre Arme vor der Brust. »Siehst du nicht, was los ist?«
    Huch, jetzt deutet sie mit dem pink lackierten Fingernagel auf mich, der immer länger zu werden droht. »Guatemala, das ist nur der Anfang, sag ich dir. Er hat es vorhergesehen!«
    Was quatscht sie da nur wieder? Oh Gott, in meinem nächsten Leben erfinde ich garantiert einen Knopf, der Debbie einfach lahmlegt. Das wäre wirklich mal eine gute Tat. Damit könnte ich mir eine Menge Karmapunkte verdienen.
    »Du hast keine Ahnung, stimmt’s?«, kreischt sie.
    Da hat sie ausnahmsweise recht. »Sollte ich?«
    »Kam den ganzen Tag in den Medien. Hallo!!! Santa María de Jesús? Der Sandsturm? Eine rote Wolke, an die tausend Meter hoch, mehrere Kilometer breit, eine Geschwindigkeit von achtzig Stundenkilometern. Und du weißt das nicht? Das Ganze dauerte nur wenige Minuten. Auf den Bildern sieht es aus wie in Pompeji. Die Feuerwehr musste die Leute aus ihren Autos
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