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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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seines Wagens gedrückt. In der Dunkelheit sehe ich das Innenlicht aufleuchten. Wir sind nur drei Meter entfernt. Als wir direkt davor stehen, stelle ich fest, dass Tim seine alte Schrottkarre durch einen nagelneuen BMW ersetzt hat.
    »Hast du eine Bank überfallen, dass du dir den leisten kannst?«, scherze ich und dann fällt mir ein, dass ich nicht weiß, was er eigentlich macht. Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass er studiert.
    »War eine günstige Gelegenheit.«
    »Na ja, genau das meine ich. Gelegenheit macht Diebe.« Ich lache. Lache, weil ich Mist rede. Weil ich am liebsten umdrehen und verschwinden würde und weil mich so eine Ahnung überkommt. Will er etwa über sein Liebesleben mit Katie reden? Denkt er, ich bin ein geeigneter Gesprächspartner, weil ich keine Konkurrenz bin?
    Tim öffnet die Wagentür. »Du musst mir helfen.«
    Ich warte ab.
    »Ich habe wichtige Informationen, verstehst du?«
    Tim Yellad zeigt sich wieder als der, den ich kenne. Er spielt den Wichtigtuer. »Ich möchte dir etwas sagen.«
    Oh nein, bitte, keine Geheimnisse, keine Geständnisse. Ich überlege, ob ich nicht einfach abhauen soll, als er fortfährt.
    »Und ich möchte, dass du unser Gespräch filmst.«
    Noch mieser.
    »Jetzt?«, hake ich nach.
    »Nein. Nicht jetzt. Ich habe Informationen … sie dürfen auf keinen Fall verloren gehen, verstehst du?« Er holt tief Luft. »Das Tal ist etwas Besonderes. Ihr habt keine Ahnung, wie besonders. Was ich zu sagen habe, betrifft euch, uns alle. Und mit alle meine ich wirklich alle. Die Menschheit, verstehst du?«
    Ich schlucke das Lachen, das in mir hochsteigt, einfach hinunter. War etwas in dem Bier, das ich ihm gegeben habe? Ich meine, eigentlich bin ich doch der, der abdriftet. Yellad kenne ich nur als jemanden, der alles unter Kontrolle hat, besonders sich selbst. Und jetzt führt er sich auf wie jemand, der total stoned ist. Ich fühle mich tatsächlich erleichtert. Dinge, die die gesamte Menschheit betreffen, gehen mich nichts an. Da halte ich mich raus.
    »Alles klar mit dir, Mann?«, frage ich.
    Sein Gesicht zeigt keine Regung. »Ich verstehe, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Na ja, die Menschheit … wow, ich meine, das sind ziemlich viele Leute, oder? Jedes Jahr wächst die Bevölkerung unseres Planeten um etwa 80 Millionen Menschen. Wir haben bereits die Grenze von sieben Milliarden überschritten …«
    Seine Hand packt meine Schulter. Ich gehe in die Knie. »Hör auf, Ben, ich weiß mehr, als du denkst. Zum Beispiel über Ronnie.«
    In mir wird auf einen Schlag alles kalt und mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren so laut wie dieser Name.
    »Ronnie?«
    »Ronnie Saleman.«
    Ich habe Mühe zu schlucken. »Was weißt du über Ronnie?«
    »Alles, was in Little Rock passiert ist. Alles über euch. Robert und Julia leben hier oben unter einer falschen Identität. Rose kam hierher, nachdem ihre Tochter gestorben ist. Davids Zwillingsbruder ist ein Killer. Der Vater von Chris war ein Säufer. Und Katie … sie fühlt sich schuldig an Sebastians Unfall. Leider, sonst hätte ich eine Chance. Und du … du hast Ronnie im Stich gelassen. Er sitzt, nein, er saß im Knast. Weil du ihn verraten hast. Du warst ein echter Freund.«
    Jetzt ist mir richtig schlecht. Und das liegt nicht an den Marshmallows mit Senfgeschmack.
    »Es war nicht meine Schuld.«
    »Das kann man auch anders sehen.«
    »So war es nicht …«
    »Mir ist das egal. Spielt sowieso keine Rolle mehr. Aber ich brauche dich. Du musst aufzeichnen, was ich weiß. Wir treffen uns am Bootshaus. Morgen. Nur wir beide.«
    Ich gehe nicht mehr zum Bootshaus. Das weiß jeder. Dort begann alles … oder genauer gesagt, dort begann das große Nichts. Die schwarze Leere sozusagen. Das dunkle Loch des Vergessens.
    »Können wir uns nicht woanders …«
    »Punkt zwei Uhr. Bring die Filmkamera mit und hier …«
    Er beugt sich nach vorne ins Auto, öffnet die Klappe zum Fach, taucht wieder auf und drückt mir etwas in die Hand.
    Eine nagelneue Speicherkarte. Sechzehn Gigabyte. Originalverschweißt.
    »Egal, was passiert. Du nimmst auf, was ich zu sagen habe, und vergräbst die Speicherkarte anschließend. Das ist wichtig. Am Gedenkstein. Die … die nach uns kommen, sollen wissen, was passiert ist.«
    Jetzt wird es wirklich absurd – was mich ganz automatisch beruhigt. Entweder ist er betrunken oder es hat nun auch Mr Coolman getroffen und Tim Yellad ist mit dem Gracevirus infiziert.
    »Eine Art Pressekonferenz?«, versuche
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