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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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Grillfest mein Zimmer betreten habe. Dass ich ständig pinkeln muss, reißt mich wenigstens für einige Minuten aus dem Film, dem, der immer wieder auf dem Bildschirm abläuft, und dem in meinem Kopf. Und jedes Mal, wenn ich vom Klo in mein Zimmer zurückkehre, beschließe ich, dass jetzt Schluss ist. Ich sollte ins Bett gehen. Aber dann lande ich doch wieder auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch und starre gebannt auf den Bildschirm. Bis meine Augen anfangen zu flimmern und alles verschwimmt. Vielleicht ist die Hoffnung, in meinem Zustand schlafen zu können, reine Utopie. Aber ebenso sinnlos ist es, mich durch Webseiten zu klicken. Sie berichten alle nur das Gleiche.
    Mein Zeigefinger schwebt über dem Ausschaltknopf und ich ziehe die Hand erst von der Tastatur zurück, als der Bildschirm erloschen ist. Alles um mich herum ist dunkel, bis auf das schwache Licht der Campuslaternen.
    Ich klappe den Deckel des Laptops nach unten, stehe auf, steige über die zerknüllten Klamotten am Boden und bahne mir durch das Chaos einen Weg zur Tür.
    Im Badezimmer brennt Licht. Jemand hat vergessen, es auszuschalten. Genauer gesagt, ich. Die anderen haben bereits geschlafen, als ich vom Parkplatz zurückgekommen bin.
    Urplötzlich wird mir übel, das Barbecue mit seinen Geschmacksverirrungen zeigt Wirkung. Mein Magen rebelliert. Ich stehe eine Zeit lang über die Kloschüssel gebeugt, falls ich tatsächlich kotzen muss, aber es passiert nichts. Schließlich betätige ich die Klospülung. Als das Wasserplätschern verebbt, höre ich ein leises, durchdringendes Brummen. Wie von einer riesigen Fliege, die immer wieder gegen Wände prallt.
    Was ist das schon wieder?
    Gerade als ich beschließe, es zu ignorieren, kracht etwas zu Boden und nun nimmt das Geräusch hysterische Ausmaße an.
    Meine elektrische Zahnbürste rotiert auf dem Boden wie ein Kreisel. Fast muss ich lachen. Nur weiß ich genau, ich habe sie nicht angeschaltet, ja, nicht einmal berührt.
    Vorsichtig, als handele es sich tatsächlich um ein Rieseninsekt, greife ich danach, schalte sie aus und stelle sie zurück auf die Ablage unter dem Spiegel.
    Zurück im Zimmer stelle ich fest, ich habe erneut vergessen, das Licht im Bad auszumachen.
    Aber da ist noch etwas anderes, das mich irritiert. Ich reiße die Augen auf und erkenne ein Licht, das an der gegenüberliegenden Wand flimmert. Der Bildschirm meines Laptops ist nach oben geklappt und er leuchtet. Das kann nicht sein. Ich bin mir sicher, dass ich den Rechner ausgeschaltet habe.
    Ich war nur ein paar Minuten auf dem Klo, also …
    Dann erlischt er wieder.
    Ich zucke zusammen, als mein Handy zu summen beginnt, doch noch während ich danach greife, bricht das Geräusch ab und ich stelle fest, dass kein Anruf angezeigt wird.
    Das alles ist verwirrend, aber gleichzeitig ist mir klar, dass ich bei klarem Verstand bin. Das sind keine Halluzinationen. Die Welt um mich herum gerät außer Kontrolle. Mein Blick fliegt von einem Punkt im Zimmer zum anderen, bis alles vor meinen Augen zu verschwimmen beginnt.
    Eine Weile stehe ich nur da. Ich beginne zu schwitzen, obwohl kalte Nachtluft durch das gekippte Fenster dringt. Der Schweiß rinnt mir vom Nacken hinunter zum Rücken. Ich höre ein Rauschen und denke im ersten Moment, dass es mein Blut ist, das in meinen Ohren rauscht.
    Der Bildschirm flackert wieder. YouTube startet. Und ich starre den Bildschirm an. Nichts darauf bewegt sich und dennoch habe ich das Gefühl, der Rechner wartet auf meine Eingabe.
    Ich gebe im Suchfeld ein: Staubwolke.
    Klicke auf Filter und anschließend Heute.
    In den letzten Minuten wurden fünfzig neue Videos hochgeladen, die Guatemala betreffen. Unter anderem eine Satellitenaufnahme.
    Meine Hand geht nach unten.
    Klick.
    Die Satellitenaufnahme startet.
    Doch es sind nicht die Bilder, die ich erwartet habe. Der Screen vor mir leuchtet auf, wird gleißend weiß, bis auf das schwarze Symbol zum Abspielen des Films. Einige Sekunden sitze ich geblendet da. Kein Geräusch ist zu hören.
    Bevor ich noch eine Entscheidung treffen kann, sehe ich, wie das Symbol in der Mitte der gleißenden Fläche verschwindet. Die rote Linie unter dem Videofenster kriecht vorwärts. Der Film läuft. Eine Sekunde, zwei, drei, vier …
    Dann Stimmen, die die Stille durchbrechen.
    Ich schließe langsam die Augen und öffne sie wieder, sehe noch immer kein Bild.
    »Woher sollte ich wissen, was richtig ist?«
    »Das ist das ewige Dilemma. Du bist mir ähnlich.«
    »Du kennst mich
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