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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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ich einen Scherz. »Deine News gegen meine Wahrheit?«
    So einfach komme ich aus der Sache offenbar nicht raus. Ich höre an seiner Stimme, das Ganze ist ihm verdammt wichtig.
    »Das ist kein Witz, Ben. Wenn du nicht kommst …«
    »Was dann?«
    Er steigt in sein Auto. Auf dem Beifahrersitz liegen ein Stapel Magazine und sein Laptop, auf dem Boden darunter … mein Blick bleibt an einem roten Kletterseil hängen.
    »Kein Video, keine Antworten«, sagt Tim.
    Das ist ein echter Trigger, den er mir da liefert. Wir alle hier oben haben Fragen und jagen jeder Antwort hinterher, die wir kriegen können. Wir haben insgeheim alle gehofft, Harper würde uns irgendwann erklären können, was im Tal vor sich geht. Klar, ich habe immer behauptet, das würde mich alles nichts angehen – nur, warum habe ich dann die Medikamente abgesetzt? Um mich zu erinnern. Und zu diesen Erinnerungen gehört nun mal auch das Bootshaus.
    Irgendwann muss ich anfangen. Und … irgendwo.
    Tim startet den Wagen.
    »Um zwei. Bitte sei pünktlich.« Tim hat die Hand am Türgriff.
    »Warum morgen?«, frage ich hastig. »Warum nicht jetzt?«
    Tim schüttelt den Kopf. »Ich muss noch eine Sache herausfinden.« Damit schlägt die Tür zu. Als er den Rückwärtsgang einlegt und zurückstößt, graben sich die Räder in den Waldboden. Der Motor heult auf und schießt die Straße hinunter.
    Scheiße.
    Er hat mich am Haken. Die Freiheit zu denken, was ich will. Die Freiheit zu tun, was ich will – wo ist sie? Die Vergangenheit hat mich fest im Griff, und jetzt auch noch die Zukunft. Willkommen in der Welt, Ben. Hau ab, bevor es zu spät ist.
    Meine Hand fährt in die Luft und ich zeige der Rückseite des Wagens den Mittelfinger.
    Fuck you, Tim Yellad.

Your Promise
    D as Zimmer ist in rotes Licht getaucht.
    Mein Gehirn rattert, ist total hyperaktiv und in derselben Geschwindigkeit, in der die Gedanken durch meinen Kopf schießen, klicke ich mich auf dem Laptop von einer Seite zur anderen, bis ich an dem Bild hängen bleibe.
    Draußen ist ein Unwetter losgebrochen, wie so oft, wenn vorher im Tal so trügerisch gutes Wetter geherrscht hat. Es scheint, als besitze der Wind, der gegen die Scheiben schlägt, Hunderte Tentakel, mit denen er durch jede Ritze, jede Fuge des maroden Fensters dringt. Ich bin hier und doch weit weg. Es ist bereits tief in der Nacht, aber Schlaf – den kann ich echt vergessen.
    Das Grace liegt in völliger Schwärze. Das einzige Licht kommt von den Laternen unter meinem Fenster. Oder zumindest von denen, die noch funktionieren. Ich glaube, ich bin der einzige Student im Gebäude, der jetzt noch wach ist, oder zumindest der einzige, der am Schreibtisch sitzt.
    Tim Yellad – und Ronnie? Wie ist die Verbindung?
    Wie ist alles miteinander verknüpft? Ist das überhaupt miteinander verknüpft oder nur irgendeine Scheißzufallskombination?
    Alles zu viel Text …
    Dennoch. Ich schalte die Nachrichtenseite auf Vollbild, ziehe den Lautstärkeregler auf Maximum und sehe zu, wie sich die riesige rote Staubwolke über den leeren Marktplatz von Santa María de Jesús schiebt und nach und nach die Stadt in Besitz nimmt. Ich sehe Menschen rennen, die nach Schutz suchen. Über die Bilder legt sich die knarrende Stimme des Sprechers.
    Die Staubwolke hat das Leben in Santa María de Jesús völlig zum Stillstand gebracht.
    Die ganze Atmosphäre ist ziemlich abgefahren. Weshalb ich die Kamera auf den Schrank gestellt habe und mich selbst aufnehme, wie ich vor dem Laptop sitze, die 3-D-Brille auf der Nase. Ich kann direkt spüren, wie der Wind mir den Staub ins Gesicht bläst. Kein gutes Gefühl, aber stoppen will ich es auch nicht.
    Nichts geht mehr. Die Stromversorgung ist zusammengebrochen. Der Verkehr kam vollständig zum Erliegen. Die Bewohner der Stadt verbarrikadieren sich in ihren Häusern.
    Meine Nerven flattern. Richtig erklären kann ich es mir nicht. Ich bin hier schließlich in Sicherheit.
    Wirklich?
    Ich spüre, hinter den Worten des Sprechers lauert eine ganz andere Gefahr. Die er nicht kennt oder … schießt mir der Gedanke durch den Kopf, verschweigt. Ich fühle mich plötzlich wirklich komisch, spüre so einen merkwürdigen Druck auf der Brust. Fängt es jetzt an? Kehren die Halluzinationen zurück?
    Woher der Staub kommt, ist derzeit noch unklar. Experten der NASA vermuten, es handele sich um eine unbekannte Substanz aus dem Weltraum.
    Da wird mir echt die Kehle trocken. Zwei Liter Wasser habe ich bereits intus, seit ich nach dem
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