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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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Strick.
    Hektisch, mit zitternden Händen versuche ich, mich daraus zu lösen.
    Fuck Leben. Erzähl mir keinen Scheiß.
    Ich ziehe, zerre, höre mich selbst keuchen.
    Im nächsten Moment stehe ich auf beiden Beinen. Kann mich im Mondlicht beobachten. Bin nicht mehr als eine panische Maus, die um ihr Leben ringt. Eine Ratte, die das sinkende Schiff verlässt. Eine scheißblinde Fledermaus, die gegen Fensterscheiben knallt.
    Wovon ich mich versuche zu befreien, ist nur ein Seil, in das ich mich verheddert habe.
    Ha. Ha. Ha.
    Wäre ja zu einfach, oder?
    Wäre zu einfach dafür, dass mich jemand auf dem Kieker hat.
    Denn im nächsten Moment begreife ich.
    Was ich in der Hand halte, ist ein Stück des Seils, das sich um Pauls Hüfte geschlungen hat. Es ist ein Teil des Kletterseils, das ich auf dem Beifahrersitz in Tim Yellads Wagen gesehen habe. Es ist der Strick, mit dem sich Susan, Jenn, Richard Harper und Tim erhängt haben.
    Und jetzt ich.
    Jetzt bin ich an der Reihe.
    Tod oder Unsterblichkeit. Ein unauflöslicher Konflikt. Und meine Entscheidung.

Shadow
    I ch habe die Zeit nicht unter Kontrolle. Sie scheint wieder in Sprüngen zu verlaufen, Bildsequenzen laufen in mir ab, deren Zusammenhang ich einfach nicht kapiere. Denn jetzt renne ich plötzlich durch den Wald, bleibe an Gestrüpp hängen, schramme mit der Schulter an Baumstämme, aber irgendwie schaffe ich es, die Lücken zwischen den hohen Bäumen zu finden, die enger aneinandergerückt scheinen, als ich es in Erinnerung habe. Ich beiße die Zähne fest aufeinander, werde schneller, kenne mein Ziel nicht und dennoch habe ich Angst anzukommen.
    Das passiert alles nur in deinem Kopf, denke ich. Nur – das ist nicht wirklich ein Trost. Aber ehrlich gesagt, darüber kann ich jetzt nicht nachdenken. Weil jeder Schritt meine ganze Aufmerksamkeit erfordert. In der Dunkelheit, nur gemildert durch das Licht des Vollmonds, treibt mich die Angst vorwärts. Irgendetwas sagt mir, dass ich verfolgt werde.
    Und dann wieder: Das bildest du dir nur ein, Ben. Du bist hier völlig allein. Allerdings glaube ich tatsächlich, Schritte hinter mir zu hören. Da ist etwas. Es ist mir auf den Fersen. Also gibt es nur eine Richtung. Nach vorn.
    Es ist nicht einfach, auf dem nassen Untergrund voranzukommen. Der Boden ist glitschig. Das Laub zu meinen Füßen bringt mich ins Rutschen. Und es fällt mir schwer, das Gleichgewicht zu halten. Meine rechte Hand umklammert etwas. Ich spüre etwas Raues zwischen meinen Fingern. Ich ziehe etwas hinter mir her. Ein kurzer Blick zurück, und im ersten Augenblick bin ich überzeugt, es handelt sich um eine Schlange, die mich verfolgt. Es dauert einige Sekunden, bis ich begreife: Ich ziehe das Seil hinter mir her. Was will ich damit? Ich versuche, es loszuwerden. Schüttele immer wieder den Arm, aber es scheint an meiner Hand festzukleben. Völlig in Panik stolpere ich über eine Wurzel, die aus dem Boden ragt. Oder ist es ein Tier? Da ist ein Maul. Da sind Zähne, die sich in der Sohle meiner Schuhe festbeißen. Wieder versuche ich, die Arme ausgebreitet, das Gleichgewicht zu halten. Und es wäre mir gelungen, doch beim nächsten Schritt versinke ich in einem Laubhaufen, gerate ins Rutschen und schlittere einen Abhang hinunter. Steine und Felsbrocken bohren sich in meinen Rücken. Etwas zerreißt meinen Pullover. Ich fühle den Schmerz an meinen Schultern, im Nacken und im Gesicht. Meine Hände krallen sich in den Untergrund und rutschen ab. Und ich erschrecke, als ich mich laut schreien höre. Der Geruch nach Erde, Laub und Moos steigt in meine Nase. Ich bekomme keine Luft mehr, rolle mich schützend zur Seite, kneife meine Augen fest zusammen und wehre mich nicht mehr.
    Das alles passiert in einer derartigen Geschwindigkeit, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Und ich gebe einfach auf. Natürlich. Ich war noch nie der große Kämpfer. Auch jetzt nicht.
    Und wahrscheinlich würde ich noch ewig liegen bleiben, wäre da nicht ein Geräusch, das mich aufschreckt. Laub, das raschelt. Ein Windstoß, der durch die Bäume fährt, Schritte. Ein Keuchen.
    Ich reiße die Augen auf und … es werde Licht. Ich bin wahrscheinlich verrückt, aber ich lache. Weil ich plötzlich kapiere, wo ich bin. Und dieser Platz ist nicht der schlechteste. Ich liege genau an der Abzweigung, wo der Weg zur Lichtung abbiegt. Links von mir geht es zum Bootshaus, rechts von mir zurück zum College.
    Ich rappele mich auf. Keine Frage, wohin ich will. Zurück ins
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