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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Autoren: Krystyna Kuhn
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ist?«
    »Das ist das ewige Dilemma. Du bist mir ähnlich.«
    »Du kennst mich nicht.«
    Er hört mich nicht mehr. Seine Augen sind weit geöffnet. Er starrt auf den Streifen Licht, der von oben in die Gletscherspalte fällt.
    Ich halte seine Hand. Es kann nicht mehr lange dauern. Ich spüre es.
    »Manche Fragen«, er muss alle Kraft beim Sprechen zusammennehmen, damit ich ihn überhaupt verstehen kann. »Sind unlösbar. Zum Beispiel, was ist besser? Tod oder Unsterblichkeit.«
    Und dann ist es plötzlich vorbei. Paul Forster atmet nicht mehr. Er ist tot. Tränen laufen über mein Gesicht. Und ich denke: Mit so einem Satz auf den Lippen möchte auch ich sterben.

Mystery Place
    U ngeduldig drückte Debbie auf den Knopf, während sie auf die Anzeige blickte, die über der Fahrstuhltür angebracht war. Das verdammte Ding ließ sie hier im Untergeschoss warten. Wie kam es, dass nie ein Fahrstuhl da war, wenn sie es eilig hatte?
    Sie sah auf die Uhr. Halb fünf Uhr morgens.
    In wenigen Stunden würden alle die Busse stürmen, die besten Plätze besetzen und sie hatte noch nicht einmal gepackt. Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht, und immer wenn ihr übel wurde, bekam Debbie Heißhunger auf fettige Donuts mit bunten Zuckerstreuseln. Aber Julia und Rose hatten daran natürlich nicht gedacht, dass sie dringend Kalorien benötigten, um in der Zeit, wenn die Nahrungsvorräte knapp wurden, von den eigenen Reserven zehren zu können.
    Endlich, da kam er, der Scheißaufzug. Seine Türen glitten auf, sie trat ein, die Türen schlossen sich. Sie konnte nicht mehr hinaus. Der Fahrstuhl setzte sich geräuschlos in Bewegung. Debbie krallte ihre Fingernägel in die Handflächen, schloss die Augen und zählte.
    Eins … zwei … drei … der Aufzug stieg noch langsamer als sonst in die Höhe. Das Blut in ihren Ohren rauschte.
    Nichts zu sehen, machte die Sache nicht besser. Also öffnete Debbie wieder die Augen. Jemand hatte mit roter Farbe an die Wand gesprüht: »Fahrstuhl des Grauens.«
    Das würde zu Benjamin passen.
    Mein Gott, immer dieses Drama um Benjamin. Als dieser Loser aus dem Kinosaal hinausgestürzt war – na ja, er war schwul, da konnte man wohl von Dramaqueen sprechen –, hatten alle total panisch reagiert. Chris war ihm sofort nachgelaufen und selbst Katie hatte gerufen: »Wir dürfen ihn nicht gehen lassen. Er ist nicht er selbst.«
    Debbie konnte sich nur wundern, wie dumm sie waren. Sollte er sich doch da draußen abreagieren. Er würde sowieso den Sicherheitsbeamten in die Hände laufen und die würden ihn sofort zurückschicken. Es war einfach nicht die Zeit – oder besser gesagt Stunde –, um verrückt zu spielen.
    Egal, was andere sagten, es war doch gut, sich mit den Problemen anderer zu beschäftigen, denn sie hatte es geschafft: Die Fahrstuhltüren öffneten sich, das Licht im Korridor sprang an und eine Minute später war sie im sicheren Apartment angelangt.
    Debbie zog die Tür zu ihrem Zimmer zu, schloss zweimal hinter sich ab und holte mehrfach tief Luft.
    Nr. 1 – auf ihrer Liste – Laptop an, Datenbank checken, drei Kopien auf verschiedene Festplatten ziehen. Sie waren von historischem Wert.
    Nr. 2 – Koffer packen – nur mit dem Nötigsten. Den Rest einfach in einen Müllsack stopfen.
    Drittens duschen, duschen, duschen – ihren Körper schrubben, bis sich die alte Haut löste und …
    Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und klappte den Laptop auf. Eher zufällig fiel ihr Blick auf die Leiste am oberen Bildschirmrand und sie stutzte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Es schien, dass die Verbindung zum Internet in letzter Minute wieder funktionierte. Halleluja.
    Ein Klick und die Suchmaske erschien, um sofort wieder zu verschwinden. Stattdessen öffnete sich Google Earth automatisch. Oh, Fuck, ausgerechnet jetzt.
    Sie versuchte, das Programm zu beenden oder wenigstens zu minimieren, aber nichts passierte. Die Kugel drehte sich, wurde immer größer, bewegte sich auf sie zu. Das schroffe Relief der Rocky Mountains wurde zu Bergen, Tälern, durch die sich Flüsse zogen, und sie raste auf ein Gletscherfeld zu.
    Wie oft hatte Debbie versucht, sich auf Google Earth ins Tal zu klicken.
    Nie war etwas geschehen. Sie kam nie weiter als bis nach Fields oder bis zur Gletscherlandschaft. Dann war Ende. Das Tal war ein blinder Fleck in Google Earth.
    Aber jetzt, jetzt stoppte das Bild nicht. Nein, stattdessen vergrößerte sich die Fläche noch, Debbie erkannte den Solomon-Felsen, den See, sogar das
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