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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat
Autoren: Fran Ray
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weißen Kittel.
    Das Kaninchen zuckt, windet sich.
    »Weißt du, was wir ihm zeigen?«, fragt der Mann, »wir zeigen ihm eine Schlange, die sich langsam nähert!«
    Endlich explodierte etwas in ihr, und sie stürzte sich auf ihn, wollte ihn wegreißen von diesem Computer, wollte ihn zu Boden werfen und auf ihn einschlagen. Doch er war stark, viel stärker, als sie erwartet hatte. Er schleuderte sie von sich, sie stürzte, rutschte über den Boden, Glas klirrte, Metall knirschte, und sie hörte auf zu denken. Eine neue Kraft brach in ihr auf, eine archaische, sie riss sie wieder auf die Füße, sie ließ sie sich ihm entgegenwerfen. Er hielt sich irgendwo fest, jetzt war er ihr ganz nah, Vonnegut, das Monster, ihr Vater, sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt, und plötzlich fürchtete sie, sie könnte sich darin erkennen.
    Aber das war sie nicht! Da war nichts von ihr!
    Sie sammelte alle Kraft in sich und rammte ihm ihr Knie in den Unterleib ...
    Da lag er vor ihr, er krümmte sich vor Schmerz, und sie tat, was sie nicht hatte tun wollen. Aber was sie wollte, spielte keine Rolle mehr, sie hielt die Sig Sauer in der Hand und zielte auf seinen Kopf.
    Nein, sagte etwas in ihr. Nein.
    » Du kleines Biest! «, schrie er.
    Das Mädchen schreit und schlägt und tritt um sich, beißt in seine Hand.
    »He, du kleines Biest!«
    Ein brennender Schmerz flammt auf in ihrem Gesicht. Sie stürzt, und etwas reißt ihr das Gesicht auf.
    Ihr Finger krümmte sich um den Abzug.
    In diesem Augenblick wurde es finster. Alle Lichter erloschen, selbst die bunten Kontrolllampen an den Geräten.
    Es war dunkel.
    Und still.
    Und sie drückte ab.
    Die Tiere gerieten in Panik, sie bellten, sie brüllten, sie rüttelten an ihren Käfigen. Eine Notbeleuchtung schaltete sich an, und Karen sah ihn am Boden liegen. Die Augen weit aufgerissen, der Mund offen, als könnte er nicht glauben, dass seine eigene Tochter ihn erschießen würde. Sie hatte ihn mitten in die Stirn getroffen.
    Karen riss sich los. Plötzlich hörte sie einen dumpfen Knall, und der Boden unter ihr zitterte, als sei er unter Strom gesetzt. Glas zerplatzte, Scherben fielen klirrend zu Boden, Metall kreischte, ein Brausen erhob sich und rollte grollend näher. Wasser oder Feuer, schoss es Karen durch den Kopf.
    Wieder ein dumpfer Knall hinter ihr, diesmal noch lauter, sie drehte sich um, die Eisentür krachte zu Boden, Licht schoss herein und blendete sie. Sie riss die Arme hoch und schlug die Hände schützend vor die Augen.
    Sie begriff nicht, was da gerade passierte, sie taumelte einfach dieser gleißenden Helligkeit entgegen, die sie irgendwie in Bann zog, wie Tiere in die todbringenden Scheinwerfer eines Autos starren. Hitze quoll auf sie zu, nahm ihr den Atem, versengt ihr die Haut, sie wusste, sie musste weg von der Tür, weg von dem Ausgang – und doch schaffte sie es nicht. Ihr Leben explodierte in Sekundenbruchteilen in Tausende von Bildersplittern.
    Aus, vorbei, gleich ist es vorbei, ahnte sie, ich werde verbrennen ... Was war das? Mitten im Hitzeflimmern bildete sich ein dunkler Punkt heraus, er wurde immer größer, bewegte sich auf sie zu, bekam Konturen ... War das Wirklichkeit? Oder wünschte sie sich nur einen gnadenvolleren Tod ...?
    »Hier entlang!«, hörte sie Nyströms Stimme im Toben des Feuers. Hustend und nach Luft ringend folgte sie ihm, quer durch das Labor, hinüber zu einer anderen Tür. Sie konnte nicht anders, sie warf einen Blick zurück und sah gerade noch, wie eine Feuerwalze eine verschüttete Flüssigkeit erfasste und ein Flammenteppich auf sie zuraste. Sie rannte weiter, den Flur hinunter, durch einen langen Tunnel, eine Treppe hinauf, immer höher – bis sie schließlich ins Freie stolperte.
    Ihre Lungen blähten sich auf, sogen gierig die frische Luft ein. Ihr Blick wanderte hoch zum Sternenhimmel.
    War das Wirklichkeit?
    »Weiter!«, hörte sie Nyström rufen, und sie lief weiter, über den Parkplatz, bis zu einer Mauer. Da warf er sich auch schon schützend über sie. Wieder eine Explosion, dann noch eine. Brennende Trümmer flogen in den Nachthimmel, so hoch und so hell, dass die Sterne zu erlöschen schienen. Alles brannte! Die Außenwände der riesigen Quader stürzten ein und wurden brennende Gerippe. Und das Belling -Gebäude? Im aufsteigenden Qualm sah sie nur noch eine rauchende Ruine.
    »Ich dachte, du bist im Restaurant«, hörte sie Nyström sagen, »doch dann haben wir euch auf den Belling -Parkplatz fahren sehen.«
    Sie
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