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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat
Autoren: Fran Ray
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zu. Liza schrie, Shaun schrie ...
    »Sam! Sam!« Ann rannte auf den tobenden Hund zu, er zerrte an etwas, schleifte es übers Gras, und Virginia schlug auf ihn ein ...
    »Nein!« Virginia stolperte, warf sich auf den Hund, der ein schreckliches Heulen ausstieß und sich losriss. Seine Beute hatte er immer noch nicht losgelassen ...
    Ann bekam ihn an den Hinterläufen zu fassen, zog und zerrte. »Sam!«
    »Mom!«, brüllte Liza und klammerte sich an Anns Beine.
    »Lass mein Baby los!« Virginia schlug auf den Hund ein.
    Nein! Das war nicht möglich! Das nicht ... Ann versuchte, die Hinterläufe festzuhalten, doch der Hund wand sich mit unheimlicher Kraft. Ein wildes Tier, dachte sie. Die Läufe entglitten ihr. Der Hund ... Mein Gott, das ist nicht mehr Sam, das ist nur noch ein Hund ... Er flüchtete unter die Eibenhecke und kauerte sich zwischen die Stämme.
    Ann warf sich auf die Knie und sah ihm in die gelb funkelnden Augen. Aus seinem Maul hing ... Anns Herz setzte aus ... etwas Blauweißes ... der Strampelanzug ... Nein! »Sam«, brachte sie flüsternd heraus. »Sam, bitte.« Eine gähnende Schwärze tat sich in ihrem Innern auf. Ihr Hund hatte Virginias Baby gerissen, wie ein hungriger Wolf ein schwaches Lamm ... Das Blut sackte ihr aus dem Kopf, ihr wurde schwindelig. »Bitte, Sam ...« Sie streckte die zitternde Hand nach ihm aus.
    Der Hund gab ein grollendes, drohendes Knurren von sich, ihre Hand zuckte zurück. Was war aus ihrem Hund geworden?
    Da hörte sie Virginia laut schluchzen. Mein Gott ... Virginia ... Sie wollte ihr nicht in die Augen sehen, aber sie musste es tun. Die Zeit dehnte sich unendlich, Ann drehte sich um. Virginia hatte sich aufgerichtet, sie hielt das nackte Baby an sich gedrückt.
    »Virginia!«, stieß Ann hervor, so unendlich erleichtert. Sie wollte noch mehr sagen, aber es gelang ihr nicht, sie konnte sich nicht rühren, konnte nichts mehr denken, bis ihr Blick auf Liza und Shaun fiel, die sich hinter Virginia versteckten. Mein Gott, es hätte auch Liza treffen können ...
    »Mom!«, heulte Liza, während sie sich an Virginia klammerte.
    »Er hat mein Baby angefallen!«, kreischte Virginia und presste das nackte Baby noch fester an sich. »Dein verdammter Hund wollte mein Baby fressen! Diese Bestie! Töte ihn!« Ihre Stimme überschlug sich. »Du musst dieses Monster töten, sofort!«
    Flecken bildeten sich auf Virginias Hals, das blonde Haar klebte ihr strähnig im Gesicht. Sie zitterte, ihr Atem ging stoßartig.
    Alle starren mich an, als wäre ich an alldem schuld, dachte Ann. Dabei hat Marc ihn mitgebracht. Doch sie war sofort einverstanden gewesen, ihn zu behalten, als er sie mit seinen treuen Hundeaugen angesehen hatte. Nicht eine Sekunde hatte sie gezögert, und schnell wurde er ihr Hund, viel mehr als Marcs. Er wich ihr nicht mehr von der Seite. Ob sie in den Garten zum Blumengießen ging oder in die Küche. Und er schlief neben ihrem Bett.
    »Dein ... dein verfluchter Köter!«, schrie Virginia wieder.
    »Virginia! Hör auf!«, befahl Ann grob. Eine seltsame Verwandlung war in ihr geschehen. Sie fühlte nichts mehr.
    »Geht ins Haus«, sagte sie mit ruhiger, entschlossener Stimme.
    »Mom!«, wimmerte Liza.
    »Es wird alles gut, Darling, geh mit Virginia ins Haus. Und zieht die Vorhänge zu.«
    Virginia sah sie befremdet an, den Kopf des Babys schützend an ihre Schulter gepresst. Sie rührte sich nicht.
    Das Knurren wurde lauter. Virginia wich zurück.
    »Bitte, Virginia«, sagte Ann, und endlich bewegte Virginia sich und führte die Kinder ins Haus. Als sie die Terrassentür von innen geschlossen und die Vorhänge zugezogen hatte, ging Ann zum Gartenschuppen. Sam kauerte noch immer unter der Hecke. Sein Knurren klang schauerlich. Fremd, wie von einem anderen Wesen. Nicht wie von Sam. Nicht wie von diesem gutmütigen Hund, der ihr so sehr ans Herz gewachsen war.
    Ann wandte sich ab. Sie zog die quietschende Tür auf, ging zur rechten hinteren Ecke, in der neben dem Rasenmäher die Gartengeräte standen. Zwei Schaufeln, ein Rechen, ein Beil, eine Axt und dahinter die unscheinbare Kunststoffkiste mit alten Gartenpolstern und der stets geladenen Schrotflinte. Für Schlangen – und Notfälle. Sie nahm das Gewehr, verließ den Schuppen, ging zur Hecke. Plötzlich war es still. Kein Knurren, kein Wind, kein Vogellaut. Nichts. Eine zeitlose, raumlose Stille, wie sie sie nur aus Träumen kannte.
    Als Ann vor dem Hund stand, blickte er auf. Die Pupillen hatten sich zu schwarzen
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