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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat
Autoren: Fran Ray
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kann!«
    Glaubt er wirklich daran, fragte sich Karen, oder spielt er mir etwas vor? Doch dann dachte sie an das, was geschehen war, an den Biowaffenalarm, an die Impfcenter und Scanpoints, und da wurde ihr klar, dass Winston Vonnegut alles, wovon er eben gesprochen hatte, ernst meinte.
    »Nun kennst du die geheimsten Geheimnisse der Belling -Forschung.« Der Bildschirm erlosch, und das Licht ging wieder an.
    Irgendetwas sagte ihr, dass dies noch längst nicht das Geheimste war. Benommen stand sie auf und folgte ihm hinaus in den Flur. »Was ist damals passiert, als meine Mutter und ich hier waren?«
    Sein Blick ging an ihr vorbei, nur kurz, dann sah er sie wieder an, überrascht, fragend.
    »Wieso sehe ich in meinem Albtraum immer einen Flur mit Türen und ganz am Ende eine Tür, die ich nicht öffnen kann? Sie ist einen Spalt geöffnet, gleißendes Licht und ein seltsamer Geruch dringen heraus, und dann brennt mein Gesicht.«
    »Vielleicht hast du als kleines Mädchen einen Film gesehen, den du nicht hättest sehen sollen.«
    Sie standen wieder im Flur, nur er und sie zwischen den grauen Wänden aus grobem Beton. Es kam ihr vor, als sei es heißer und feuchter als vorhin.
    »Warte«, sagte sie. Da war sie, auf der linken Seite, eine rote Eisentür. »Wohin führt die?«
    Vonnegut hob die Brauen. »In einen Technikraum«, sagte er. »Die Lüftungsanlage, die Klimasysteme und Stromaggregate für so ein Gebäude brauchen Platz, viel Platz.« Er drehte am Knauf. »Verschlossen. Da gehen nur die Techniker rein.«
    Auf einmal begann sie zu frieren, und obwohl sie wusste, dass sie ganz nah am Ziel sein musste, war sie erleichtert, dass der Aufzug sie wieder hinaufbrachte. Oben, in der Eingangshalle, blinzelte Karen ins Sonnenlicht, das schräg durch die großen Scheiben hereinfiel.
    Er wandte sich ihr zu. »Wir sollten unbedingt unser Wiedersehen feiern und über deine Zukunft reden. Ich hole dich ab, sieben Uhr. Wo wohnst du?«
    Sie fühlte sich, als würde eine dunkle Macht sie verschlingen, und sie musste all ihre Kräfte aufbieten, um sich dagegen zu wehren.
    » Best Time Inn , Adobe Falls Road.«
    Sie ließ ihn stehen und ging hinaus ins Freie, über den Parkplatz zu ihrem Auto. Die Sonne prallte auf das Blech, und sie dachte an Gibbs, der die ganze Zeit dort eingesperrt war. Aber er sprang ihr freudig entgegen, und vor lauter Aufregung rührte er das Wasser, das sie ihm in die Schüssel goss, nicht an, sondern sprang sofort wieder auf seinen Platz auf dem Beifahrersitz, als wollte auch er nichts anderes, als endlich von hier wegzukommen.
    »Warum ich zugesagt habe?«, fragte sie den Hund. »Ich muss noch etwas herausfinden. Fest steht, du musst heute Abend zu Hause bleiben.«
    Als sie jetzt an den grauen Gebäuden vorbeifuhr, wusste sie, dass es keine normalen Lagerhallen waren, sondern Rechenzentren, mächtige Quader, die das Sonnenlicht schluckten.

104
    Im Zimmer legte sie sich aufs Bett, betrachtete die Waffe neben sich und kämpfte gegen ihr Bedürfnis an, loszufahren und eine Flasche Brandy zu kaufen. Alles war in ihrem Kopf, die Bilder, die Gerüche, das Brennen der Narbe, die Angst und die Tatsache, dass ihr Vater, Winston Vonnegut, ein Psychopath war. Niemand schien ihn aufzuhalten. Wie weit war das Syndikat schon mit seinen Plänen? Sie tastete über die Stelle an ihrem Oberarm.
    Die Vorstellung, den Abend mit ihm zu verbringen, ja, ihn überhaupt noch einmal zu treffen, versetzte sie in eine nie gekannte Hilflosigkeit, doch jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Sie war nicht nur ihrem Albtraum zu nahe gekommen – auch dem Syndikat . Jetzt brauchte sie einen Plan. Winston Vonnegut war machtbesessen und eitel ...
    Sie trank Eiswasser, während sie grübelte, sofort fing sie an zu frieren, dann überfiel sie wieder diese fiebrige Hitze, währenddessen sich die Zeit träge dahinschleppte, als habe sie beschlossen, es diesmal viel später sieben Uhr werden zu lassen – oder vielleicht nie. Karen starrte an die Decke, betrachtete den Rauchmelder und die getrockneten Blutflecken von erschlagenen Moskitos. Sie dachte wieder an Afghanistan, an die Männer, die ihren Fahrer bei lebendigem Leib mit Benzin übergossen und anzündeten . Jemand fand, dass du dich zu sehr interessieren könntest für die Soldaten im Lazarett ... Nein, sie konnte nicht mehr zurück.
    Schließlich begann es doch zu dämmern, die Palmen zeichneten sich dunkel ab vor einem sepiafarbenen Licht, die Vögel zwitscherten wieder, und im
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