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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat
Autoren: Fran Ray
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der Zentrale von Belling , kamen ihr plötzlich Zweifel, ob er ihr überhaupt glauben würde, dass sie seine Tochter war.
    Im dritten – und obersten – Stockwerk hielt der Aufzug. Sie trat hinaus, und da niemand auf sie wartete, ging sie auf die einzige Tür zu.
    In diesem Augenblick öffnete sie sich. Karen blieb stehen, aber es war zu spät, um umzukehren.
    Winston Vonnegut. Groß, schlank, breitschultrig. Er wirkte konzentriert, zielstrebig, ehrgeizig. Und viel aggressiver als auf dem Foto.
    »Hallo, Karen.«
    Winston Vonnegut wusste längst, dass sie seine Tochter war. Wäre sie nicht stehen geblieben, hätte er sie womöglich sogar umarmt.
    »Wie schön, dich endlich persönlich kennenzulernen!« Er schob sie ins Büro. »Setz dich doch. Möchtest du etwas trinken? Wasser, Kaffee? Oder soll ich dir etwas anderes bestellen?«
    Sie schüttelte den Kopf und blieb stehen.
    »Sicher? Es ist bester Kaffee aus Costa Rica, biologisch selbstverständlich.« Er goss sich aus einer blitzenden Thermoskanne Kaffee in einen Becher. Er stand vor einer riesigen Glasfront, hinter der sich die Wüste ausdehnte bis zum Horizont. Die Straße, auf der sie hergefahren war, war von hier oben kaum mehr als ein schmaler Pfad, auf dem sich Ketten von Autos hin und her bewegten. Wie Ameisen ...
    Menschen werden von ihrer Umgebung geprägt, dachte Karen, er hat zu lange hier gestanden und hinuntergesehen.
    »Im Übrigen freue ich mich, dass du wohlbehalten aus Afghanistan zurückgekommen bist. Im letzten Moment wäre ja fast noch etwas schiefgegangen.«
    Langsam nahm Karen den Blick vom Fenster. »Du hast was mit meiner Entführung zu tun?« Bluffte er, spielte er sich auf?
    Er lächelte breit und zeigte strahlend weiße Zähne. »Jemand fand, dass du dich zu sehr interessieren könntest für die Soldaten im Feldlazarett, und hat das verhindert. Ich musste ihn davon überzeugen, dass du meine Tochter bist.« Sein Lächeln wurde noch breiter. »Ich konnte doch nicht mitansehen, wie Barbaren meiner einzigen Tochter den hübschen, klugen Kopf abschlagen! Die Entführer wollten dann trotzdem ihr Geld. Wie es dann allerdings zu diesem dubiosen Friendly Fire gekommen ist, ist mir noch immer ein Rätsel.«
    Die Situation entwickelte sich anders, als sie erwartet hatte. Musste sie ihm jetzt noch dankbar sein?
    »Wolltest du mich damit kaufen?«, fragte sie angriffslustig.
    »Aber nein!« Er lachte. »Ich weiß doch, dass du nicht käuflich bist. Genauso wenig wie deine Mutter!« Er schüttelte amüsiert den Kopf.
    » Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit! « Er griff ins Regal und zog ein Buch heraus. »Unsere Jane ist eine glänzende Lügnerin!« Sein Blick glitt an ihr hinunter. »Und ich werde ihr nie verzeihen, dass sie mir fast dreißig Jahre lang eine so attraktive Tochter vorenthalten hat.«
    »Sie hat mir immerhin über dreißig Jahre lang einen besseren Vater gegeben als dich.«
    »Major Kelly«, er krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes hoch, »einen toten Soldaten.«
    »Diese Soldaten tragen deine Waffen, du lebst also von ihnen, schon vergessen?«
    »Scharfzüngig wie deine Mutter«, sagte er mit spöttischem Lächeln.
    »Vier Millionen, damit sie die Tschad-Sache nicht an die Öffentlichkeit bringt. Bescheidenheit gehört ganz sicher nicht zu ihren Tugenden. Übrigens, wie geht’s Jane? Pardon, sie nennt sich ja jetzt Helen. So eine dumme Idee ...« Er schüttelte den Kopf. »Jeder weiß doch, dass es vor Australien nur so wimmelt von Haien.«
    »Du hast sie benutzt, Mars.«
    »Ach, es kommt immer auf die Perspektive an, Karen. Jane hat durch die Sache wichtige Kontakte knüpfen können.« Er schien einen Augenblick lang nachzudenken. »Mars ... Weißt du, wie sie mich zuerst nennen wollten? Cesar.« Er lachte wieder. »Das fand ich irgendwie vermessen.«
    Es ist Zeit, zum Kern der Sache vorzudringen, dachte Karen, sonst ist er in seiner Selbstverliebtheit nicht mehr zu bremsen. Sie holte sein Buch aus der Handtasche und warf es auf seinen Schreibtisch. »Ameisen als Vorbilder! Und die Soldaten in Afghanistan dienten als Versuchskaninchen. Hast du auch die Bombe in Brüssel hochgehen lassen und in Grenoble die Pestbakterien gestohlen? Für was bist du noch verantwortlich? Du – und das Syndikat? «
    Ein dünnes Lächeln breitete sich über sein Gesicht, er setzte sich auf die Ledercouch, legte einen Arm über die Rückenlehne und trank einen Schluck Kaffee. »Du verpasst etwas, wirklich, dieser Kaffee ist sensationell ...
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