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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm
Autoren: Ken MacLeod
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Frage.
    »Nein, die Labour Party. Es gab eine Konferenz,
drüben in – also, im Ausland. Es ging darum, alle
Parteifraktionen und ein paar der Bewegungen zusammenzubringen.
Es wurden gemeinsame Aktionen mit sämtlichen Kräften
beschlossen, die den Staat bekämpfen, mit allen, die das
Restaurationsabkommen rückgängig machen
wollen.«
    »Ich weiß über das Linksbündnis
Bescheid. Dass auch die Spinner dazugehören, ist mir
neu.«
    Sie erwiderte offen seinen Blick.
    »Du weißt überhaupt nicht, was in diesen
AI-Instituten vor sich geht, hab ich Recht? Ihre Vorstellung von
der Zukunft ist ein Universum, in dem es von Computern wimmelt,
für die wir nichts weiter als eine Erinnerung sein werden.
Diese Trottel glauben, das wäre das Entwicklungsziel des
Lebens. Dabei benutzt sie der Staat, genau so wie die Nazis die
Raketenfreaks benutzt haben. Sie sind scharf darauf, stets die
neuesten intelligenten Computer in Händen zu haben, die
alles kontrollieren. Und das wiederum hat mit diesen NC-Typen zu
tun.«
    »NC?«
    »Natural Computing. Einige der größeren
Firmen und Armeen suchen nach Möglichkeiten, die menschliche
Intelligenz zu erweitern und ihr Gehirn unmittelbar mit
Großrechnern zu vernetzen. Eine ganz üble
Sache.«
    »Eine ›üble Sache‹? Ich kann einfach
nicht glauben, dass du einen solchen Scheiß redest,
Herrgott noch mal, Mädchen! Ich war gerade in einem dieser
von wahnsinnigen Wissenschaftlern geleiteten Labors, die
experimentieren immer noch mit Mäusen! Die Spinner sind
darauf aus, die Datensphäre zu ruinieren, und könnten
es eines Tages durchaus schaffen. Das ist Wahnsinn.«
    »Sie haben keine Chance, das ganze System lahmzulegen,
und das weißt du auch«, sagte Cat. »Aber sie
verstehen was von Sabotage, sie sind mutig und erfinderisch, und
wenn wir den Staat treffen wollen, sind wir auf ihre
Fähigkeiten angewiesen.«
    Kohn sprang unvermittelt auf.
    »Ja, klar, und du wirst gebraucht, um sie zu
schützen. Wer benutzt hier wen bei diesem Feldzug? Die
Grünen stehen auch nicht abseits, wie? Man muss den Genossen
schließlich zur Seite stehen, wenn es darum geht, die
bösartige Technik zu bekämpfen, ja? Die kennen sich in
den Fabriken schließlich aus – na toll, wirklich
großartig.«
    »Wir haben alle schon an der Seite von Leuten
gekämpft, die wir nicht zu Gesicht bekommen haben.«
Sie lächelte, beinahe zärtlich, beinahe
verschwörerisch. »Es gibt nur eine Partei, die Partei
Gottes, erinnerst du dich noch?«
    Kohn vergegenwärtigte sich mit Mühe die dem
erwähnten Konflikt zugrunde liegende Politik und kam zu dem
Schluss, dass sie entweder zu simpel oder zu kompliziert war.
    »Die Muslime sind zivilisiert«, sagte er.
»Die Bande, mit der du zusammen warst, das waren Feinde der
Menschheit.«
    Catherin zog eine Schulter hoch. »Gegenwärtig sind
sie die Feinde unserer Feinde, darauf kommt es an. Das ist immer
das Entscheidende.«
    Es gab Zeiten, da Kohn die Linke verabscheute, da ihre
monströse Dummheit die Bösartigkeit und Korruptheit des
Systems beinahe, aber niemals vollständig, in den Schatten
stellte. Aber sich mit den Barbaren gegen die Patrizier und
Prätorianer zu verbünden… überlegt noch
mal, Proletarier!
    »Was hält die ANR von dieser brillanten
Taktik?«
    Catherins Miene spiegelte Verachtung wider.
    »Die sind so machohaft, sektiererisch und elitär
wie eh und je. Wer gegen den Hannoveranerstaat kämpft, soll
sich gefälligst der richtigen Kanäle bedienen –
und das sind natürlich sie selbst!«
    Immerhin. Die Armee der Neuen Republik genoss bei der Linken
nahezu mythisches Ansehen. Ihre Legitimität gründete
sie auf die letzte Notstandssitzung der Bundesversammlung (die in
einer verlassenen Fabrik in Dagenham abgehalten worden war,
während bereits die Teletrooper der US-Regierung und der UNO
anrückten), und sie kämpfte nicht nur gegen die
Hannoveraner, sondern – zumindest schien es so – auch
gegen alle anderen.
    »Die ist Geschichte«, meinte Catherin. »Und
wenn deine kleine Söldnerbande nicht endlich aufhört,
legitime Ziele zu verteidigen, werdet auch ihr bald Geschichte
sein.«
    Kohn fühlte sich alt. Sie war noch ein Kind, so einfach
war das. Zu jung, um sich an die Vereinte Republik zu erinnern,
so voller Hass auf das Hannoveranerregime, dass ihr jedes
Bündnis recht war… Doch das war nicht genug, man
musste ein Ziel haben, selbst wenn einem nur ein Faden die
Richtung wies. Im
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