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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm
Autoren: Ken MacLeod
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Schule?«
    »Was?«
    Er musterte sie mit verstörender Objektivität.
    »Vielleicht ist’s in den ersten Jahren der
Grundschule passiert.« Er hob die rechte Hand. »Ich
gelobe Treue der Fahne der Vereinten Republik und den Staaten,
welche sie repräsentiert, den drei Nationen, dem Recht auf
individuelle…«
    »Herrgott noch mal! Seien Sie doch still!«
    Janis ertappte sich dabei, wie sie sich über die Schulter
umsah. Es war Jahre her…
    »Ich dachte, das wär ’ne RF-Zone«,
meinte Kohn nachsichtig.
    »Hochverrat zu begehen hieße, es ein wenig zu
übertreiben.«
    »Okay. Dann werde ich Sie also nicht danach fragen, ob
Sie den Eid jemals bewusst und öffentlich widerrufen haben.
Ich jedenfalls nicht.«
    »Sie sind nicht…?«
    Janis schaute ihn von der Seite an, wandte den Blick wieder
ab.
    »Bei der ANR? Du meine Güte, nein. Das sind Terroristen, Doktor. Wir sind eine legale Co-op,
und… äh… um ehrlich zu sein, versuche ich,
neue Kunden zu werben. Also, was ist hier passiert?«
    Sie berichtete es ihm in knappen Worten, während sie ihre
Runde machte. Zumindest mit den Mäusen war alles in Ordnung.
Abgesehen davon, dass sie mit ihren kleinen Schädeln ihre
teuren drogenfreien Messapparaturen kontaminiert hatten.
    »Sehr eigenartig. Zuerst dachte ich, das wären
Spinner gewesen – Tierrechtler, Sie wissen schon. Sieht
aber nicht danach aus«, meinte er.
    »Sie sagen es.«
    »Also, so habe ich mir ein Tierforschungslabor nicht
vorgestellt.«
    Janis, die den Mäusen Cornflakes zu fressen gab, hielt
für einen Moment inne.
    »Was haben Sie denn erwartet? Affen mit Elektroden im
Schädel? Wissen Sie überhaupt, was so ein Affe
kostet?«
    »Krallenaffen dreißig K«, sagte eine
blecherne, leise Stimme. »Rhesusaffen fünfzig K,
Schimpansen zweihundert…«
    »Ach, sei doch still, Gewehr.« Kohn errötete.
»Hab nicht mal gewusst, dass das verdammte Ding einen
Lautsprecher hat. Dachte, es wär ein Mikro.«
    »Ein verzeihlicher Fehler.« Sie musste sich
beherrschen, um nicht zu lachen.
    Kohn wechselte rasch das Thema: »Was machen Sie
eigentlich so, wenn die Frage gestattet ist?«
    »Das ist nicht geheim. Hauptsächlich verabreichen
wir den Mäusen unterschiedliche Drogen und stellen fest, ob
die davon klüger werden.«
    »Klüger?«, fragte er. »Mäuse?«
    »Es geht um rascheres Lernen. Um Verlängerung der
Aufmerksamkeitsspanne. Und um die Verbesserung der
Gedächtnisleistung.«
    Kohn sah einen Moment lang weg, dann schaute er sie wieder an.
»Sie sprechen von Gedächtnisdrogen«, sagte er
gepresst.
    »Natürlich.«
    »Irgendwelche Erfolge?«
    »Na ja«, meinte sie, »eine Versuchsgruppe
war ganz vielversprechend, aber die haben einen kleinen
Hängegleiter aus Papier gebaut und sind durchs Fenster
entwischt… Ach was, bis jetzt hatten wir bloß
berauschte Mäuse. Sie brauchen sogar länger, um durch
die Labyrinthe durchzufinden. Ein Ergebnis, das einige von uns
sich zu Herzen nehmen sollten. Aber… wir sind wie Edison.
Wir erforschen die Natur. Und im Gegensatz zu ihm haben wir
Computer, mit denen wir Variationen herstellen können,
welche die Natur nicht hervorgebracht hat.«
    »Wer bezahlt das alles?«
    »Also, das ist nun wirklich geheim. Ich weiß es
nicht. Aber ich erwarte die Delegation einer Organisation, die
eine Agentur für was auch immer unterstützt – ach
Gott, ich habe noch eine Stunde, wenn es Ihnen also nichts
ausmacht?«
    Kohn wirkte abermals verlegen. »Tut mir Leid, Doktor
Taine. Ich verschwinde gleich, ich bin sowieso spät dran.
Ich muss… äh… jemanden im Krankenhaus besuchen
und dann ein paar Gefangene freilassen.«
    »Kann ich mir denken.« Sie lächelte ihn
nachsichtig an, bedeutete ihm, er sei entlassen. »Auf
Wiedersehen. Oh, ich werde die Verwaltung bitten, mal Ihre Tarife
zu überprüfen.«
    »Danke«, sagte er. »Sie werden feststellen,
dass sie jedem Vergleich standhalten.« Er stand auf und
tätschelte sein Gewehr. »Gehen wir.«
    Als er fort war, hatte sie das bohrende Gefühl, mehr als
nur eine Person sei hinausgegangen.
     
    Die Hand krümmte sich und gestikulierte autonom, als
unterstreiche sie eine ganz andere Unterhaltung. Der Unterarm war
von Plastik umhüllt. Ein Infusionsschlauch und ein
myoelektrisches Kabel waren daran angeschlossen.
    Kohn saß auf einem Stuhl neben dem Bett und betastete
den zerrissenen Ärmel von Catherin Duvaliers Jeansjacke. Man
hatte sie gewaschen und gebügelt, jedoch nicht
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