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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm
Autoren: Ken MacLeod
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Sicherheitskanal
ein.
    »Späher Fünf an Zentrale Eins, hört ihr
mich?«
    (»7.51.«)
    (»Ja, ja.«)
    »Bereitschaft Eins an Späher. Wir
hören.«
    »Sie haben eine Zeitbombe dabei. Könnte versteckt
sein.«
    Sie blieben so abrupt stehen, dass er sie einen Moment lang
aus den Augen verlor. Dann sagte jemand mit schwankender Stimme:
»Die Gegner sind am Leben, ich wiederhole, am Leben.
Entsprechend den geltenden Vorschriften…«
    »Scheiß auf die Vorschriften!«, brüllte
Kohn. Er beruhigte sich wieder. »Tut mir Leid, Zentrale
Eins. Laut Vertrag habe ich Vorrang. Macht, dass ihr wegkommt. In
meiner Schicht will ich keine toten Helden haben. Scheiße,
es könnte sogar hier noch gefährlich werden, wenn das
eine Splitterbombe ist… Hey, könnt ihr mir eine
Verbindung zum UXB-System schalten?«
    »Was für Hardware hast du eigentlich da oben,
Moh?«
    »Für meine Zwecke reicht’s«, erwiderte
Moh grinsend. Der Wachmann holte einen kleinen Apparat aus seinem
Rucksack und stellte ihn ins Gras. Kohn justierte die winzige
Empfangsschüssel des Gewehrs und vernahm das Ping des
Laserinterface. Die Anzeige baute sich neu auf.
    »Okay, du hast Nutzerzugang über
Sichtstrahl.« Die Wachleute rannten in Deckung.
    Normalerweise hätte Kohn selbst in einer Million Jahren
keinen Zugang zu dem System bekommen, aber an der alten Frage Wer behütet die Hüter? kam man eben einfach
nicht vorbei. Zumal wenn die Hüter in der Gewerkschaft
waren.
    Mit fliegenden Fingern tippte er Zahlen in den Schaft. Das
Gewehr empfing die elektronische Streustrahlung der
Bombenschaltungen (keine große Sache; AI-Abolitionisten
verstanden sich nun mal nicht auf Hightech) und übermittelte
sie über die Leitung der Abwehrabteilung ans
Online-Bombenentschärfungssystem von British Telecom.
    »2.20.« Dann: »Keine interaktiven
Gegenmaßnahmen möglich. Empfehle Einsatz roher
Gewalt.«
    »Was?«
    In einem weit entfernten Hochhaus:
     
WENN (BOTSCHAFT-VERSTANDEN)
DANN;/*NICHTS UNTERNEHMEN*/
ANDERNFALLS;
NEUFORMULIERUNG ANFORDERN;
ENDE;
     
    »SCHIESS DIE ZEITSCHALTUHR KAPUTT!«,
übermittelte das Gewehr in großen grünen
Lettern.
    »Oh. Na gut.«
    Das Gewehr richtete sich aufs Ziel aus. Der Bildschirm wurde
leer und schaltete wieder auf Normalanzeige. Das Gewehr war auf
sich allein gestellt.
    »Status?«
    »Keine Aktivität.«
    Das sah er auch selbst. Das Paket mit der Bombe hatte geruckt,
als die Kugel hindurchgegangen war. Ebenso einer der
Bewusstlosen.
    Kohn war übel. Vor zehn Minuten hatte er sich noch
darüber geärgert, dass diese Leute nicht tot waren.
Niemand, nicht einmal sein Gewissen, konnte ihm Vorwürfe
machen, doch die Tötung von Bewusstlosen lief der
komplizierten Kämpfermoral zuwider. Er richtete sich auf und
blickte auf die liegenden Gestalten hinunter, die auf einmal sehr
klein aussahen. Der, den er getroffen hatte, war am Arm verletzt;
bei stärkster Vergrößerung könnte er sehen,
wie das Blut stoßweise aus der Wunde spritzte…
    Also nicht tot. Erleichterung breitete sich in ihm aus. Er
sprach ins Kinnmikrofon, forderte Sanitäter für den
Verletzten an. Was mit den anderen sei? Das wollte die
Campus-Abwehr wissen.
    »Steckt sie in die Bank«, sagte Kohn.
»Schreibt sie unserem Konto gut.«
    »Späher Eins? Wie lautet die
Kontobezeichnung?«
    Als sie entwaffnet und wieder bei Bewusstsein waren,
behandelte man sie mit Nachsicht. Sie waren keine Gegner mehr,
sondern Geiseln, und sie wussten es. Eine Ambulanz näherte
sich unter Sirenengeheul.
    »Ja, klar«, sagte Kohn. »Das
Felix-Dserschinskij- Arbeiterverteidigungskollektiv.
Nat-Mid-West, Kontonummer 037.287.944.«
    »Oho«, murmelte der Sicherheitsmann. »Die
Katzen.«
    »Hey!«, mischte sich eine andere Stimme unter
Missachtung sämtlicher Funkdisziplin ein. »Wir haben
eine Ex geschnappt!«
    »Späher Eins an Unbekannt«, sagte Kohn mit
fester Stimme. »Ich wünsche weitere
Informationen.«
    »Roter Halbmond an Späher, ich wiederhole.
Über Patientin Catherin Duvalier liegt eine Arbeitsakte
vor.«
    Catherin Duvalier. Na so was! Eine Ex, in der Tat.
    »Sie war freie Mitarbeiterin«, log Kohn. »Wo
bringt ihr sie hin?«
    »Ins Hillingdon Hospital. Soll sie nach ihrer Genesung
freigelassen werden?«
    »Den Teufel werdet ihr tun«, quetschte Kohn
hervor. »Steckt sie nicht mal in die Körperbank.
Diesmal behalten wir sie.«
    »Habe verstanden.« Die Sanitäter schlugen die
Hecktür zu und sprangen in den Wagen,
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