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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm
Autoren: Ken MacLeod
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glaubten.
    »Positiv.«
    »Wir nehmen fünfzigtausend Stück, mit der
Option auf Alleinvertretung.«
    Jordan drückte eine Funktionstaste: »Gott SEGNE
Sie!«
    »Wünsche eine gute Ewigkeit.«
    Zur Hölle mit euch! Er tippte einen Code ein. Die
Software, die exakt 5 x 10 4 Exemplare von Ein stationärer Kosmos? Die Spektren beweisen das
Gegenteil! herstellen würde, erwachte zum Leben. Und es ward Licht, dachte Jordan. O ja. Und er schuf auch die
Sterne. Diese Zeile hatten sie aufs äußerste
strapaziert und eine ganze Kosmologie, eine ganze
Wissenschaftsphilosophie daraus gezimmert, bis sie alles
gestanden, alles zugegeben hatte: das Ganze war ein einziger
großer Bluff; der Himmel war ein Bluff, ein
Täuschungsmanöver; die Sterne hatten hinsichtlich ihres
Alters gelogen. Das Universum war ein nachträglicher
Einfall, seine Pracht ein illusionäres Nachbild… das war blasphemisch, ketzerisch, eine ausgemachte
Lüge, eine Beleidigung der Schöpfung! Er schob die
Baseballkappe in den Nacken und blickte zum Himmel jenseits des
getönten Daches hoch. Ein Kondensstreifen zog eine gerade
weiße Linie über die zerklüfteten Wolken. Jordan
lächelte vor sich hin. In seinem Zeichen siegen. Manche Leute glaubten an Ufos. Er glaubte an Flugzeuge.
     
    Er erwarb Aktien von Da Nang Phytochemicals und verkaufte sie
am späten Vormittag mit 11 Prozent Gewinn, kurz bevor die
Kurse auf Grund angeblicher Aktivitäten des Neuen Vietkong
im Delta in den Keller sackten. Er transferierte den ansehnlichen
Betrag auf ein Firmenkonto und hielt gerade in Manila nach
Kaufinteressenten für Bekleidung Ausschau, als sich die
Bildschirmanzeige auflöste und zu einem Gesicht umformte. In
das freundliche, zerfurchte Gesicht eines Mannes in mittleren
Jahren, der wie ein Lieblingsonkel lächelte. Die Lippen
bewegten sich lautlos, am unteren Bildschirmrand wurden
Untertitel angezeigt. Ein verschwörerisches Geflüster
kleiner Buchstaben:
    hi jordan hier ist ihr regionaler
ressourcenkoordinator.
    Ach du meine Güte! Ein Schwarzer Planer!
    ich bin hier die offizielle autorität was ihnen
vermutlich nicht viel sagt aber ich habe ihnen einen
interessanten Vorschlag zu machen.
    Jordan widerstand dem Drang, sich umzusehen, den
Sicherheitsschalter zu betätigen und die Verbindung zu
kappen.
    keine bange die Verbindung ist sicher unsere sleeperviren
haben 20 jahre der elektronischen konterrevolution überlebt
sie brauchen bloß von guangzhou textilien zu kaufen und
diesen posten zum gestehungspreis auf das oben links angezeigte
konto zu transferieren wenn sie den oben rechts angezeigten code
um 12 Uhr 05 plus minus zehn minuten in den geldautomaten am ende
der Straße eintippen wird ihnen eine kleine
aufwandsentschädigung in gebrauchten banknoten ausgezahlt
werden ich weiß sie haben ein holografisches
gedächtnis daher verabschiede ich mich nun und hoffe sie
irgendwann wiederzusehen.
    Die Marktübersicht wurde wieder angezeigt. Jordan
bemerkte, dass seine Hände zitterten. Bis jetzt war der
Schwarze Plan lediglich ein Element städtischer Folklore
gewesen, das Phantom des Kabels, ein sagenumwobenes
Überbleibsel der politischen Ökonomie der Republik, so
wie die ANR das Überbleibsel von deren Streitkräften
war. Angeblich protegierte er die ANR und zweckentfremdete die an
den Kontrollpunkten erhobenen Steuern und Schutzgelder der
Regionalmilizen; es hieß, er attackiere das System mit
teuflischen Finanzviren und manipuliere die Landeswirtschaft
– oder gar die Weltwirtschaft, wie manche glaubten –
im Sinne des gestürzten Regimes…
    Er hatte der Legende niemals Glauben geschenkt.
    Und jetzt bot sie ihm Bargeld an.
    Nicht nachzuverfolgendes digitales Geld, konvertiert in nicht
nachzuverfolgendes Papiergeld, etwas, das er noch nie in
Händen gehalten hatte. Bloß die Privilegierten hatten
Zugang zu harter Währung; außerhalb des
Geschäftsbereichs musste Jordan sich mit Schekeln
begnügen, dem lausigen Spielzeuggeld von BC.
    Guangzhou war beschäftigt. Neuer Versuch.
    Er verkaufte einem Filipino tausend Anzüge und hielt die
Überweisung zurück. Das Geld war bloß geborgt.
Kein Diebstahl. Da brauchte er keine Schuldgefühle zu haben.
Er befolgte bloß die Regeln. Angenommen, es war eine Falle?
Ein kleines Provokationsprogramm, das Unterschlagungen und
gefährliche Illoyalität aufspüren sollte? Dann
konnte er immer noch sagen… Im Geiste spulte er eine
weitschweifige, stammelnde
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