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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett
Autoren: Kjell Eriksson
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lassen«, sagte Lindell.
    Teresia Wall begann still zu weinen. Langsam rannen ihr die Tränen über die Wangen.
    Beatrice holte ein Papiertaschentuch hervor. Teresia Wall schneuzte sich lautstark und begann anschließend zu erzählen. Lindell vergewisserte sich, daß das Tonband lief. Jetzt, de Soto, dachte sie, jetzt kommen wir.
    »Es war letzten Herbst«, begann Teresia Wall ihre Aussage, »Sven-Erik war in Malaga gewesen und kehrte außer sich vor Wut zurück. Er war nicht mehr er selbst. Er und Mortensen stritten sich oft. Türen wurden zugeschlagen, die Atmosphäre war vergiftet. Vorher war alles so gut gelaufen. Dann war von einem Moment zum anderen alles anders.«
    »Worüber haben die beiden sich gestritten?« fragte Beatrice.
    »Wir hatten keine Ahnung. Sofi hat Mortensen einmal darauf angesprochen, aber er hat sich geweigert, etwas zu sagen. Anfangs haben wir gedacht, es ginge um Geld. Deshalb kommt es ja meistens zum Streit, aber es ging um etwas anderes. Eines Tages war ich in Sven-Eriks Büro, um einige Unterlagen zu holen. Ich fand sie nicht und fing an, in den Stapeln auf seinem Schreibtisch zu suchen.« Sie machte eine kurze Pause und sah Lindell an. »Ich wollte nicht herumschnüffeln«, versicherte sie, »aber es war wichtig, die Versuchsauswertung zu finden, nach der ich suchte.«
    Lindell nickte.
    »Zwischen den Papierstapeln lag ein Dokument, das mir auffiel. Es sah aus wie alle anderen, aber ganz unten hatte Sven-Erik eine Anmerkung gemacht. ›Verdammte Scheiße‹ stand dort mit großen Buchstaben. Da wird man natürlich neugierig. Und dann stand da noch, daß er abrate und daß dies zu großem Leid führen könne. Es waren die beiden Worte ›großes Leid‹, die mir vor allem ins Auge stachen.«
    »Hatte er diese Notiz geschrieben?«
    »Ja natürlich, ich erkannte seine Handschrift«, antwortete Teresia Wall. »Es ging um eine geplante Versuchsreihe. Wir haben seit zwei Jahren Versuche an Affen durchgeführt. Liiv und Södergren sind dafür verantwortlich gewesen, und die Versuche sind nicht besonders erfolgreich verlaufen.«
    »Ist an den Vorwürfen der Tierschützer etwas dran?« erkundigte sich Beatrice. »Sie haben immerhin behauptet, die Versuche seien illegal.«
    Teresia Wall zögerte, bevor sie antwortete. »Ich glaube, daß sie eine parallele Versuchsreihe durchgeführt haben«, sagte sie. »Eine Reihe, die genehmigt war, und eine zweite, die anscheinend nicht offiziell war.«
    »Glauben Sie das oder wissen Sie es?«
    »Ich weiß es«, sagte sie leise.
    »Warum haben Sie dann nicht Alarm geschlagen?« fragte Lindell.
    Teresia Wall schwieg lange. »Die Zukunft des Unternehmens hing doch von dem Parkinsonprogramm ab«, sagte sie schließlich.
    »Wie unterschieden sich die neuen Versuche, über die Cederén so aufgebracht war, von den alten?«
    Teresia Wall sah zu Boden, ihre gefalteten Hände lagen auf dem Bauch.
    »Wie waren die Ergebnisse?« fragte Lindell.
    »Nicht besonders gut«, meinte Teresia. »Die Sache ist offensichtlich schiefgegangen. Die Versuche wurden abgebrochen, weil zu viele Nebenwirkungen auftraten.«
    »Und diese Versuche wurden in der Dominikanischen Republik durchgeführt?«
    Teresia Wall nickte.
    »Warum gerade dort?«
    »Keine Ahnung, wahrscheinlich sind die Kontrollen dort nicht so streng.«
    Teresia Wall erzählte, daß sie nicht gewußt habe, was sie hätte tun sollen. Ihr Mann bemerkte, wie sie sich veränderte, und glaubte, es läge an ihrer Schwangerschaft, aber am Ende hielt sie es nicht mehr aus und erzählte ihm, was sie entdeckt hatte. Gemeinsam hatten sie daraufhin Kontakt zu Adrian Mård aufgenommen, den sie seit fünfzehn Jahren gut kannten. Sie verließen sich ganz auf ihn. Sie wußten, daß er die Information an die Öffentlichkeit bringen konnte, ohne daß sie und ihr Mann in die Sache hineingezogen wurden.
    Sie beteuerte, niemandem in der Firma etwas über das Dokument, das sie gefunden hatte, gesagt zu haben. Sie hatte vorgehabt, Cederén darauf anzusprechen, aber dazu war es dann nicht mehr gekommen.
     
    Lindell verließ den Raum und ging auf der Stelle zu Ottosson. Er sah sie an und machte Anstalten, etwas zu sagen, aber Lindell schnitt ihm das Wort ab und gab wieder, was Teresia Wall berichtet hatte.
    Der Dezernatsleiter lauschte ihr, ohne sie zu unterbrechen, und schwieg eine Weile mit abwesendem Blick.
    »Kann das wirklich wahr sein?«
    »Ich bin davon überzeugt, daß Wall die Wahrheit sagt«, antwortete Lindell. »Warum sollte sie
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