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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel
Autoren: Brad Meltzer
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sich an, als zöge sich seine Luftröhre zusammen.
    Janos starrte wortlos auf das leere Glas Preiselbeersaft.
    Sauls brachte die Worte zwischen seinem keuchenden Atem kaum heraus. »Sie ... mieser ... Hurenso...«
    Janos blieb ruhig stehen. Diesmal wäre der Einsatz seines geliebten schwarzen Kästchens viel zu verräterisch gewesen. Eine kurzfristig angeschwollene Luftröhre dagegen würde als ein normaler Erstickungsunfall in der Küche abgehakt.
    Sauls umklammerte seinen Hals, suchte vergeblich am Tresen Halt und sank schließlich auf die Knie. Das Saftglas zersprang auf dem schwarzweiß gefliesten Boden. Janos verließ die Wohnung, bevor die Krämpfe einsetzten.
    Er brauchte dringend Urlaub.

EPILOG
    Ich starre durch die Glasscheibe des Zentralgefängnisses und lausche unwillkürlich den einseitigen Unterhaltungen um mich herum. Rosemary geht es gut... Keine Sorge, er benutzt deinen Wagen nicht... Bald, sie haben gesagt, bald, Süßer ... Anders als in den Filmszenen bekommen die Besucher hier keine abgetrennten Kabinen, die ihnen ein bißchen Privatsphäre gewähren. Das hier ist ein Staatsgefängnis. Es gibt keine Privilegien. Das Ergebnis ist ein schnatternder Chor aus Stimmen, die zwar alle leise sein wollen, aber trotzdem laut genug sein müssen, damit sie sich in all dem Lärm noch selbst hören können. Nimmt man noch die gedämpften Stimmen der Gefangenen dazu, die durch das Glas dringen, fühlt man sich wie in einer riesigen, abgeschlossenen Telefonzelle. Zum Glück sitzen die Gesprächspartner in den orangefarbenen Overalls auf der anderen Seite der Glaswand.
    »Hier kommt er!« ruft mir der Wachtposten neben der Tür zu.
    Wie auf Kommando drehen sich alle Besucher in dem Raum, von der Schwarzen mit der blonden Mähne bis zu dem gutgekleideten Mann mit der Bibel auf dem Schoß, nach links. He, das hier ist Washington D. C. Sie wollen wissen, ob der Neuankömmling einen zweiten Blick wert ist. Für mich ist er das allemal.
    Barry schlurft, angekettet an Armen und Beinen, langsam voran. Seine Krücke ersetzt der Wärter, der ihn am Oberarm festhält und ihn zu dem orangefarbenen Plastikstuhl mir gegenüber führt.
    »Wer?« fragt Barry. Ich lese es von seinen Lippen ab.
    Der Wärter flüstert ihm meinen Namen ins Ohr.
    Barry stutzt er einen Moment, kaschiert es jedoch sofort mit einem strahlenden Lächeln. Der klassische Lobbyisten-Trick. Freu dich immer, jemanden zu sehen. Selbst wenn du gar nicht sehen kannst.
    Der Wärter setzt Barry auf den Stuhl und reicht ihm den Hörer, der an der Glasscheibe hängt. Barry trägt ein Namensschild um sein Handgelenk, das aussieht wie ein Krankenhausarmband. In seinen Turnschuhen sind keine Schnürsenkel, doch Barry ficht das alles offenbar nicht an. Er schlägt die Beine übereinander und zupft an einem Bein seines orangefarbenen Overalls, als wäre es sein Zweitausend-Dollar-Anzug.
    »Nehmen Sie ab!« Der Wärter deutet durch die Glasscheibe auf den Hörer auf meiner Seite.
    Mein Magen brennt, als ich den schäbigen Hörer ans Ohr drücke. Ich habe sechs Wochen auf diesen Besuch gewartet. Das heißt nicht, daß ich mich darauf freue.
    »Hallo«, flüstere ich in die Sprechmuschel.
    »Mann, du klingst wirklich mies«, antwortet Barry. Er versucht so zu tun, als wäre er in meinem Hirn. Er legt den Kopf schief, als könnte er meinen Gesichtsausdruck studieren. »Wirklich, als hätte dir jemand ins Gesicht geschlagen.«
    »Das hat ja auch jemand getan.« Ich schaue ihn starr an.
    »Bist du deswegen hier?« erkundigt er sich.
    Ich schweige.
    »Ich weiß nicht, worüber du dich beschwerst«, fährt er fort. »Hast du die Zeitungen gelesen? Der Presse nach zu urteilen, kommst du ungeschoren aus der Angelegenheit raus.«
    »Das ändert sich, wenn die Sache mit dem Spiel rauskommt.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Du kriegst natürlich keinen Job bei der Regierung mehr und wirst vermutlich einige Jahre ein Ausgestoßener sein, aber das legt sich.«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein«, erwidere ich. Ich versuche ihn bei Laune zu halten. Er soll reden.
    »Was ist mit Senator Stevens?« fragt Barry. »Bedauert er schon, daß er dich rausgeworfen hat?«
    »Er hatte keine Wahl.«
    »So spricht ein loyaler Mitarbeiter«, sagt Barry.
    »Willst du behaupten, ich liege da falsch?«
    »Du liegst vollkommen falsch. Er wußte, daß du einen Handel mit den Behörden machen würdest. Mehr brauchte er nicht. Du hast ein Jahrzehnt für den Mann Frondienste geleistet, und er hat
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